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128 Milliarden Euro! VW jetzt wertvollster Dax-Konzern

Innerhalb weniger Tage überholt der Autobauer Siemens, Linde und SAP und setzt sich nach Börsenwert an die Spitze des deutschen Leitindex. Auf Jahressicht steht der Kurs mit 150 Prozent im Plus. Während Kleinanleger wetten und Analysten jubeln, untersucht bereits die BaFin.

Der Kurs der VW-Aktie explodiert und im Konzern kehrt das Selbstbewusstsein zurück. (Foto: Shutterstock)

Innerhalb weniger Tage überholt der Autobauer Siemens, Linde und SAP und setzt sich nach Börsenwert an die Spitze des deutschen Leitindex. Auf Jahressicht steht der Kurs mit 150 Prozent im Plus. Während Kleinanleger wetten und Analysten jubeln, untersucht bereits die BaFin.

Die Volkswagen-Rally setzt sich auch in der neuen Woche fort. Um acht Prozent liegt die Aktie der Wolfsburger Montagmittag im Plus. Im Monat März haben die Titel schon 40 Prozent an Wert zugelegt. Auf Jahressicht sind es gigantische 150 Prozent. Nach dem Coronacrash im Frühjahr 2020 noch in die Nähe ihres Tiefs aus der Dieselkrise 2015 gefallen, klettert die Aktie nun mit Sieben-Meilen-Stiefeln in Richtung ihres Rekordhochs bei rund 250 Euro. Der Kurseinbruch von damals könnte damit nach sechs Jahren bald ausgebügelt sein. Das lässt auch die Marktkapitalisierung explodieren und macht Volkswagen mit einer Bewertung von inzwischen 128 Milliarden Euro wie aus dem Nichts zu Deutschlands wertvollstem börsennotierten Unternehmen. Nebst sind die Niedersachsen damit mehr wert als Daimler und BMW zusammen.

Woher kommt das Turbo-Momentum?

Allein, woher dieses plötzliche Turbo-Momentum kommt, versteht so wirklich keiner. Da sind auf der einen Seite die Analysten, die begeistert von einem überraschend starken Pandemiejahr und den Elektrifizierungsplänen, die Kursziele nach oben schrauben. Und auf der anderen Seite, die vielen Privatanleger, die offenbar in einem Maß zugreifen, wie lange nicht. Aber ob sich die exorbitanten Kursausschläge allein damit erklären lassen? Daran scheint sogar die BaFin zu zweifeln, die die Vorgänge, wie es heißt, „routinemäßig“ untersucht.

Derweil setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass es einmal mehr Kleinstanleger sind, die hier ihre Finger im Spiel haben. Zuletzt sei das Volumen der in den USA gehandelten und an den Stammaktien orientierten Volkswagen-Hinterlegungsscheinen stark nach oben geschnellt, schrieb Barclays-Analyst Kai Mueller zum Wochenende in einer Studie. Es gebe starke Indizien dafür, dass viel Interesse von spekulativen Privatanlegern ausgehe. Das zeigten nicht zuletzt die Google-Suchen und Twitter-Aktivitäten. In Foren wie "Wall Street Bets" auf der Internet-Plattform Reddit werde VW als das neue Tesla gefeiert, zitierte die Deutsche Presseagentur (dpa) einen Händler.

Haben Leerverkäufer ihre Finger im Spiel?

Nach den jüngsten Kurskapriolen bei der GameStop-Aktie sind die Vermutungen, dass hier durch Absprachen bewusst der Kurs nach oben getrieben wird, naheliegend. Allerdings ist VW ein völlig anderes Kaliber als das kleine GameStop. Da besonders die Diskrepanz zwischen den VW-Vorzügen und der Stammaktie, die zuletzt noch stärker zugelegt hat, ins Auge fällt, munkeln Marktteilnehmer nach dpa-Recherchen, dass der Kursanstieg auch Top-Spekulanten in die enge getrieben haben könnte. Offenbar hätten einige Händler im Vorfeld die Taktik verfolgt, Porsche-Aktien zu kaufen und VW-Stammaktien leer zu verkaufen, um von der immer wieder diskutierten Unterbewertung der Porsche-Papiere gegenüber den Stamm-Aktien zu profitieren. „Da Leerverkäufer die geliehenen und verkauften Stammaktien irgendwann zurückgeben müssen, hätten viele kalte Füße bekommen und sich mit Stammaktien eingedeckt - fast egal, zu welchem Preis“, heißt es in der dpa-Mitteilung.

JPMorgan-Analyst: VW wird zu einem ernsthaften Tesla-Konkurrenten

Bei so vielen spekulativen Tendenzen, sollten Privatanleger sich gut überlegen, ob es aktuell eine gute Idee ist noch mit aufzuspringen. Allerdings überzeugt VW aktuell auch realwirtschaftlich und hat mit seinen E-Mobilitätsplänen eine ordentliche Portion Wachstumsphantasie im Köcher.

Mit seiner neuen E-Auto-Plattform werde VW zu einem ernsthaften Tesla-Konkurrenten, schrieb JPMorgan-Analyst Jose Asumendi. Auch Evercore ISI-Analyst Chris McNally sieht die Wolfsburger auf „dem Weg zu einer dominierenden Marktstellung“. UBS-Experte Patrick Hummel sieht im neun Volkswagen ID.3 gar den bisher glaubwürdigsten Versuch eines traditionellen Autobauers in Sachen Elektrofahrzeug. Kepler-Cheuvreux-Analyst Michael Raab glaubt überdies alle Kurstreiber für VW intakt. In China, wie auch den USA und Europa erhole sich die Nachfrage, langfristig ändere der Konzern mit seiner neuen Strategie und Größe die Spielregeln am Markt. Die Kursziele der Experten bewegen sich inzwischen vermehrt auf die 300 Euro zu.

Intern wohl schon 250 Milliarden Euro Börsenwert im Gespräch

Vom Buhmann zum Star – so schnell kann das gehen. Die Dieselkrise scheint aktuell wie weggeblasen. Fast sechs Jahre lang schon abgeschrieben, ist VW jetzt Deutschlands wertvollstes Unternehmen. Das schafft offenbar neues Selbstbewusstsein: Wie das Manager-Magazin berichtet, soll VW intern schon das neue Börsenwert-Ziel von 250 Milliarden Euro ausgegeben haben. Wenn da nur hoffentlich nicht jemand zu schnell, zu viel will.

OG

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