3 Dividendenkönige für ein krisenfestes Depot
Sie erhöhen seit über 50 Jahren in ununterbrochener Folge die Ausschüttungen, haben eine führende Position in defensiven Geschäftsfeldern inne und sind crashresistent. Drei Aktien, die geduldigen Anlegern erstklassige Renditen bescheren können.
Sie erhöhen seit über 50 Jahren in ununterbrochener Folge die Ausschüttungen, haben eine führende Position in defensiven Geschäftsfeldern inne und sind crashresistent. Drei Aktien, die geduldigen Anlegern erstklassige Renditen bescheren können.
1. Procter & Gamble
Der US-amerikanische Konsumgüterriese steigert die Ausschüttungen seit 66 Jahren ununterbrochen. Die Dividendenhistorie reicht noch länger zurück. Bereits seit 1890 beteiligt Procter & Gamble Aktionäre an seinen Gewinnen, auch das ohne Pause. In diesem Jahr wird der Konzern mit Sitz in Cincinnati, Ohio, 3,65 US-Dollar je Aktie ausschütten. Das entspricht beim derzeitigen Kurs von rund 150 US-Dollar einer Dividendenrendite von 2,5 Prozent. Wirklich viel ist das nicht, der Dax kommt mit 3,6 Prozent im Schnitt auf deutlich mehr. Doch dieser Vergleich sollte für Anleger, die sich mit Dividendenkönigen langfristig ein Vermögen aufbauen wollen, eher eine untergeordnete Rolle spielen. Durch die stetigen Dividendenerhöhungen, erhöht sich schließlich die Rendite Jahr um Jahr. Wer sich die Procter & Gamble-Aktie beispielsweise vor zehn Jahren ins Depot gelegt hat, für den liegt die Dividendenrendite in diesem Jahr bereits bei 4,5 Prozent, die möglichen Reinvestitionen der Dividende noch gar nicht mit eingerechnet. Der Kursanstieg der Aktie kommt noch obendrauf. Und der ist bei der Procter & Gamble-Aktie mitnichten zu vernachlässigen. Auf Sicht von zehn Jahren hat sich der Kurs beinahe verdoppelt. Nennenswerte Einbrüche gab es dabei nicht, selbst der Coronacrash aus dem Frühjahr 2020 findet sich im Chartbild nur noch als kleine Delle wieder.
Procter & Gamble ist fast schon so etwas wie der Inbegriff einer „Fels-in-der-Brandung-Aktie“. Konsumgüterkonzerne sind per se wenig konjunkturanfällig und krisenresistent. Produkte für den alltäglichen Bedarf braucht der Mensch, egal ob er nun gerade viel oder eher wenig Geld zur Verfügung hat. Hinzu kommen häufig starke Marken, die sich über Jahrzehnte hinweg bewährt haben und für die Konsumenten bereit sind Preiserhöhungen mitzutragen. Damit lässt sich die Inflation in der Branche beispielsweise besser weitergeben als anderswo. Für Procter & Gamble im speziellen spricht dazu die Konzerngröße und die Breite der Produktpalette. Für das Geschäftsjahr 2022 steht ein Konzernumsatz von 80,12 Milliarden US-Dollar zu Buche. Damit ist man weltweit die Nummer drei, hinter Nestle und PepsiCo. Zu den bekanntesten Marken zählen Ariel, Gillette, Braun, Oral-B, Always oder Pampers. Procter & Gamble hat also in vielen Sparten, darunter Körperpflege, Damenhygiene, Babypflege und Haushalt, Bestseller im Portfolio.
Der Überschuss betrug im vergangenen Geschäftsjahr stattliche 14,74 Milliarden US-Dollar. Für 2022/23 sind bei Umsatz und Ergebnis keine großen Sprünge zu erwarten, das organische Wachstum erwartet Procter & Gamble zwischen vier und fünf Prozent. Für etwas mehr Gewinn und eine weitere Anhebung der Dividende, dürfte das aber erneut reichen.
Das KGV ist mit 25,5 inzwischen hoch. Die defensiven Qualitäten werden im volatilen Marktumfeld von Anlegern schon seit längerem geschätzt. Anleger sollten die Aktie beobachten, aber mit Blick auf die Dividendenrendite nicht zu hoch oder zumindest tranchenweise einsteigen.
AbbVie
Verlässliche Dividendenzahler finden sich neben der Konsumgüterbranche häufig auch im Pharmasektor. Die Gründe dafür liegen ähnlich. Medikamente werden wie Nahrungsmittel auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nachgefragt. Wer dazu viele Blockbuster-Medikamente im Portfolio hat, deren Patentschutz noch nicht abgelaufen ist, besitzt zudem eine entsprechende Preissetzungsmacht. Hinzu kommt die Alterung der Gesellschaft in den Industrieländern, der für die kommenden Jahr steigende Arznei-Absätze verspricht.
AbbVie ist 2013 aus Abbott Laboratories ausgegliedert worden. Letztgenannter Konzern erhöhte seine Dividende vom Jahr 1972 an fortlaufend, AbbVie setzt dies bis heute temporeich fort. Lag die Quartalsdividende 2013 noch bei 0,40 US-Dollar, beträgt sie inzwischen stolze 1,48 US-Dollar. Innerhalb von zehn Jahren haben sich die Ausschüttungen also fast verdreifacht. Die zurückliegende Erhöhung um sieben Cent war zudem die 51. in Folge. Damit gilt AbbVie an der Börse als Dividendenkönig. Sehen lassen kann sich vor allem die aktuelle Dividendenrendite, die bei 3,7 Prozent liegt. Ohne von den weiteren Erhöhungen der Ausschüttung, die bei Dividendenkönigen wahrscheinlich sind, zu profitieren, bekommen Anleger ihr Investment also bereits stattlich verzinst. Die Auszahlungsquote liegt derzeit bei 42 Prozent, hier wäre also zusätzlich noch Luft nach oben. Bei Coca-Cola, übrigens auch ein berühmter Dividendenkönig, liegt sie beispielsweise bei 71,8 Prozent.
Leisten kann sich AbbVie die Dividendenpolitik aufgrund von 14 Blockbuster-Medikamenten, die einen Umsatz von mehr als einer Milliarden US-Dollar pro Jahr erzielen. Der mit Abstand größte Umsatz- und Gewinnbringer war über die vergangenen Jahre hinweg das hauptsächlich gegen rheumatische Arthritis eingesetzte Antikörpermittel Humira, das gleichzeitig mit rund 21,2 Milliarden US-Dollar Umsatz 2022 das umsatzstärkste Medikament der Welt war. Zu Beginn dieses Jahr allerdings ist der Patentschutz für Humira in den USA abgelaufen, 2018 war es bereits in Europa so weit. Wie wichtig Humira für AbbVie war und ist zeigt sich darin, dass der Konzern um CEO Rick Gonzales durch den aufgehobenen Kopierschutz mit Umsatzeinbußen von fast acht Milliarden US-Dollar rechnet.
Doch AbbVie hat vorgesorgt. Zum einen sind mit Skyrizi und Rinvoq bereits Humira-Nachhfolgeprodukte auf dem Markt, die 2022 bereits einen Umsatz von 7,7 Milliarde US-Dollar erzielten und mit 76, respektive 53 Prozent, hohe Wachstumsraten aufweisen konnten. Bereits 2027 könnten beide gemeinsam auf den Humira-Umsatz des vergangenen Jahres kommen. Dazu hat AbbVie 2020 den Botox-Hersteller Allergan übernommen und sich damit ein neues Blockbuster-Produkt eingekauft. Mit Botox setzte AbbVie 2022 2,7 Milliarden US-Dollar um.
Trotzdem dürften Umsätze und Gewinne in diesem Jahr zurückgehen. Eine weitere Dividendenerhöhung könnte sich AbbVie deshalb aber trotzdem locker leisten. Im vergangenen Jahr stand am Ende ein Umsatz von 58,05 Milliarden und ein Gewinn in Höhe von 11,84 Milliarden US-Dollar in den Büchern. Der prognostizierte Umsatzrückgang für den Gesamtkonzern von rund zehn Prozent scheint da gut verkraftbar. Anleger ließen zu Jahresbeginn dennoch Vorsicht walten, wohl auch weil die Aktie im Jahr zuvor kräftig zugelegt hatte. Für Anleger könnten in diesem Übergangsjahr hin zur „Nach-Humira-Zeit“ durchaus Einstiegschancen lauern. Die Produktpalette schließlich bleibt überzeugend und dürfte auch die nächsten zehn Jahre Dividendenerhöhung möglich machen.
American States Water
Im Vergleich zu Procter & Gamble und AbbVie ist dieser Dividendenkönig international eher unbekannt. Das US-Wasserversorgungsunternehmen kommt gerade mal auf eine Marktkapitalisierung von 3,4 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: der Börsenwert von Procter & Gamble liegt bei 358 Milliarden, der von AbbVie bei 283 Milliarden US-Dollar. Doch was die jährlichen Dividendenanhebungen in ununterbrochener Folge angeht, steht American States Water vor den beiden Großkonzernen. Für das abgelaufene Geschäftsjahr erhöhten die Kalifornier zum 68. Mal nacheinander die Ausschüttung. Schon seit 1931 gibt es für Aktionäre des Unternehmens eine Dividende. Aufgerechnet in den für die USA typischen Quartalsdividenden entspricht das 346 Quartalsausschüttungen in Folge. Aktuell gibt es je Aktie 1,59 US-Dollar, womit die Dividendenrendite bei 1,8 Prozent liegt. In den zurückliegenden fünf Jahren kletterte die Dividende dazu jährlich um durchschnittlich 9,5 Prozent, die Ausschüttungsquote lag zuletzt bei 55 Prozent. Mit den stetig steigenden Dividenden stieg in der Vergangenheit auch der Kurs. Seit der Jahrtausendwende hat sich dieser verneunfacht. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Aktie im Schnitt um fast fünfzehn Prozent pro Jahr. Zur Erinnerung: es geht hier um einen Wasserversorger, nicht um ein wachstumsstarkes Tech-Unternehmen.
Tatsächlich legte American States Water aber auch beachtliche Wachstumsraten an den Tag. In den vergangenen fünf Geschäftsjahren stiegen nicht nur Kurs und Dividende, auch der Umsatz und der Gewinn kletterten im Schnitt um drei beziehungsweise neun Prozent pro Jahr. Im Geschäftsjahr 2021/22 erreichte das Unternehmen einen Umsatz von 500 Millionen Euro und einen Nettogewinn von 95 Millionen Euro. Es bleiben also rund 20 Prozent vom Umsatz als Gewinn hängen.
Möglich ist all das durch eine privilegierte Wettbewerbssituation. American States Water hat jahrzehntelange Privatisierungsverträge mit der US-Regierung als Auftragnehmer laufen und betreibt in diesem Zug für elf US-Militärbasen die Wasserversorgung. Dazu liefert das Unternehmen an zirka 265.000 weitere Kunden Wasser und 24.000 Kunden Strom. Die Sicherheit dieses Geschäftsmodells, was wiederkehrende und planbare Einnahmen, sowie die Krisenresistenz anbelangt, liegt auf der Hand.
Ein Geheimtipp ist die Aktie deshalb nicht mehr. Das zeigen auch der Kursanstieg und das sehr hohe KGV von 37. Die Aktie dürfte dahingehend für den Moment überbewertet sein. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres gaben Umsatz und Gewinn zudem etwas nach. Wer die Papiere jedoch ohnehin nur wegen der Dividende im Depot haben will und die Papiere im Zweifel ein paar Jahrzehnte liegen lassen kann, für den dürften die Titel selbst jetzt einen Blick wert sein.
OG
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