85 Milliarden Dollar! AT&T übernimmt Time Warner
Jetzt also doch. Nach gescheiterter Kartellrechtsklage dürfen AT&T und Time Warner ihren historischen Deal abschließen. Mit einem Volumen von 85 Milliarden Dollar ist er einer der größten, die es in der Unterhaltungs- und Medienbranche je gegeben hat. Und könnte eine Kettenreaktion auslösen. Denn der Konsolidierungsdruck in der Branche ist enorm.
Jetzt also doch. Nach gescheiterter Kartellrechtsklage dürfen AT&T und Time Warner ihren historischen Deal abschließen. Mit einem Volumen von 85 Milliarden Dollar ist er einer der größten, die es in der Unterhaltungs- und Medienbranche je gegeben hat. Und könnte eine Kettenreaktion auslösen. Denn der Konsolidierungsdruck in der Branche ist enorm.
Von Oliver Götz
Seit Dienstag dürfte Richard Leon in den USA zur Berühmtheit geworden sein. Und ganz bestimmt kein Freund mehr von Donald Trump. Leon nämlich hat ihn in dieser Woche endgültig durchgewunken, den angestrebten Deal der zwei Unterhaltungs- und Medienriesen AT&T und Time Warner. Ohne Auflagen darf der Konzern aus Texas den aus New York übernehmen. Kaufpreis: 85 Milliarden US-Dollar. Noch können die Wettbewerbshüter in Berufung gehen, zunächst einmal aber stimmte das Justizministerium der Fusion zu und kündigte an die Entscheidung bis auf weiteres akzeptieren zu wollen.
Trump hatte sich im vergangenen Jahr vehement gegen einen Zusammenschluss der beiden Großkonzerne ausgesprochen. Wohl auch aus persönlichen Gründen. Schließlich gilt es als offenes Geheimnis, dass der US-Präsident und Fernsehsender CNN, der zum Imperium von Time Warner gehört, auf Kriegsfuß stehen. Und durch den Deal – immerhin einer der größten, die es in der US-amerikanischen Kommunikationsbranche je gegeben hat – dürfte CNN gestärkt hervorgehen. Ausschlaggebend für die von der US-Regierung eingereichte Kartellrechtsklage waren aber freilich andere Gründe. Die Angst vor zu großer Markmacht zum Beispiel oder mögliche Nachteile für Wettbewerber und Kunden. Die klassischen Ängste also, die aber auch berechtigt scheinen.
Die Megafusion ist wohl nur ein Anfang
Nicht nur, dass AT&T und Time Warner nun gemeinsam große Teile der US-Medienbranche kontrollieren werden, mit ihrem Zusammenschluss könnten sie mittel- bis langfristig eine Kettenreaktion auslösen. So will nun beispielsweise Comcast sein Angebot für Teile von Twenty-First-Century-Fox erhöhen. Erst im Dezember des vergangenen Jahres hatte Disney einen Großteil des Murdoch-Konzerns für 52,4 Milliarden Dollar übernommen. Mit Blick auf die Telekommunikationsbranche fusionierten jüngst zudem Telekom-Tochter T-Mobile-US und das zum japanischen Softbank-Konzern gehörende Unternehmen Sprint.
Es klingt daher beinahe schon nach einer groben Untertreibung, wenn man mit Blick auf diesen Sektor von einem erhöhten Konsolidierungsdruck spricht. Auf dem US-Markt für Medien, Unterhaltung und Kommunikation ist der Teufel los. Die großen Silicon-Valley-Stars sorgen für Existenzangst. Allen voran Netflix lässt die klassischen Medienmacher verzweifeln und sich in gewaltige Fusionsabenteuer stürzen. Für Anleger ist das hochspannend, winken bei einem guten Riecher schließlich saftige Kursgewinne und Renditen. Nicht ausgeschlossen, dass selbst Netflix in Zukunft darüber nachdenkt die eigene Position mit Zukäufen zu stärken. Vielleicht auch um anderen größeren Wettbewerbern zuvorzukommen.
Was können Anleger erwarten?
Mit Blick auf AT&T und Time Warner scheint die Spannung dagegen erst einmal raus. Die die Aktien betreffenden Analysteneinschätzungen sind für beide Konzerne eher verhaltend. Die Time Warner-Titel allerdings legten nach dem positiven Richterspruch um fast sieben Prozent zu und tasten sich mit einem Kurs von 98,70 Dollar langsam an ihr Rekordhoch aus dem Oktober letzten Jahres bei 103,50 Dollar heran. Im ersten Quartal 2018 gehörten die Aktien des Unterhaltungsriesen darüber hinaus zu den Lieblingen im Portfolio der US-Hedgefonds. Den Ergebnissen des Analysehauses RBC Capital nach waren die Papiere in 85 von 340 untersuchten Fonds gelistet. In der Hedgefonds-Gemeinde schien man sich wohl recht sicher gewesen zu sein, dass es mit der Mega-Fusion doch noch klappt.
Ungeachtet dessen präsentierten die Amerikaner bislang aber auch meist höchstsolide Ergebnisse. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres stieg der Umsatz um vier Prozent auf acht Milliarden Dollar, der Gewinn legte um 23 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar zu. Darüber hinaus sind die Gewinne innerhalb der letzten fünf Jahre im Schnitt um fünfzehn Prozent angewachsen. Experten rechnen auch für die kommenden Jahre mit einem zweistelligen Ergebniswachstum. Nicht ganz so stark lief das erste Quartal für AT&T. Der Konzern mit Sitz in Dallas musste sogar einen Umsatzrückgang von drei Prozent auf 38 Milliarden Dollar verkraften. Der Gewinn derweil legte um ein Drittel auf 4,7 Milliarden Dollar zu.
Cyberkrieg der Bilderportale in Sicht
Dennoch sind auch das gute Ergebnisse. Gemeinsam bilden die beiden Konzerne ohne Frage ein mächtiges, umsatzstarkes und gesundes Bündnis. Bleibt nur das Problem mit der Zukunft. Und das hat vor allem Time Warner, schafft man es nicht Netflix und Co. zügig und ernsthaft Konkurrenz zu machen. Und dann naht ja auch noch das Ende der Mega-Serie Game Of Thrones, die über HBO zum Time-Warner-Universum gehört. Ein Ersatz muss dringend her. Die Zukunft im US-Mediensektor, sie wird wohl nicht nur für Anleger, sondern auch für die ihm zuzurechnenden Unternehmen und Konzerne selbst spannend. Vielleicht sogar spannender, als ihnen lieb sein kann.