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Allianz und Münchner Rück im Höhenflug

Die Allianz-Aktie klettert nach Zahlen über die 200 Euro-Marke, die der Münchner Rück erreicht sogar ein 20-Jahreshoch. Mit starken Ergebnissen tragen die deutschen Versicherer maßgeblich zur Herbstrally im DAX bei. Was die Konzerne so beliebt macht und warum noch Luft nach oben ist.

(Foto: sylv1rob1 / Shutterstock)

Die Allianz-Aktie klettert nach Zahlen über die 200 Euro-Marke, die der Münchner Rück erreicht sogar ein 20-Jahreshoch. Mit starken Ergebnissen tragen die deutschen Versicherer maßgeblich zur Herbstrally im DAX bei. Was die Konzerne so beliebt macht und warum noch Luft nach oben ist.

Innerhalb eines Monats sind die Aktien der Allianz und der Münchner Rück um fast 18 Prozent gestiegen und haben damit kräftig dazu beigetragen, dass auch der Dax in diesem Zeitraum ordentlich, nämlich um 13 Prozent, zugelegt hat. Doch das ist nur die Spitze eines bislang bemerkenswert starken Börsenjahres der beiden deutschen Versicherungsgrößen. Allen voran die Münchner Rück glänzt 2021 bislang mit einem Kursplus von knapp elf Prozent. Mit aktuell 288 Euro kosten die Papiere des Rückversicherers so viel, wie zuletzt vor 20 Jahren. Mit dieser Performance kann die Allianz nicht mithalten. Die Papiere von Europas größtem Erstversicherer haben auf Jahressicht rund vier Prozent an Wert eingebüßt. Angesichts des schwachen Börsenumfeldes, ist das jedoch ebenfalls eine sehr solide Kursentwicklung. Der Dax schließlich steht im gleichen Zeitraum mit rund elf Prozent im Minus.

Versicherer als sicherer Hafen

Nach volatilen Jahren im Zuge der Corona-Pandemie, in denen beide Konzerne dem Gesamtmarkt hinterherhinkten, sind sie bei Anlegern 2021 gefragt wie lange nicht. Im aktuellen Börsenumfeld zahlen sich die defensiven Qualitäten der Versicherungsbranche aus. Steigende Energie- und Erzeugerpreise setzen dem Sektor im Vergleich nur wenig zu, die steigenden Zinsen führen sogar zu höheren Erträgen. Versicherungen braucht der Mensch zudem auch in einer Rezession, während er woanders womöglich sparen muss. Damit bietet die Branche Anlegern derzeit auch so etwas wie einen sicheren Hafen. Hinzu kommen seither jeher stattliche Dividendenrenditen, bei der Münchner Rück liegt diese aktuell bei 4,2 Prozent, bei der Allianz bei 5,2 Prozent. Nun zeichnet sich darüber hinaus eine Entspannung bei der US-Inflation ab, die Märkte könnten sich damit stabilisieren. So könnte das Risiko eines größeren Crashs, was dann auch die Versicherer, die ihre Prämien am Kapitalmarkt anlegen oder wie die Allianz auch über eine große Vermögensverwaltungssparte verfügen, empfindlich treffen würde, sinken.

Das sind gute Aussichten für die gesamte Branche. Und sowohl die Allianz als auch die Münchner Rück dürften weit vorne mitspielen, wenn es um weitere Kursgewinne an der Börse geht. Die Allianz-Aktie nämlich bietet noch einiges an Aufwärtspotenzial. Lange belastete der Anlageskandal um die Fondstochter AGI in den USA den Kurs. Per milliardenschweren Vergleich ist der Streit mit Investoren nun aber beigelegt. Dass der Kurs der Aktie mit 200 Euro nach wie vor deutlich unter dem Vor-Corona-Hoch von 231 Euro liegt, scheint damit kaum noch gerechtfertigt. Vor allem, wenn man auf die jüngsten Ergebnisse des Versicherungsriesen blickt.

Berenberg-Analyst: Allianz-Aktie ist sehr stark unterbewertet

Im dritten Quartal hat die Allianz mit 2,5 Milliarden Euro rund 17 Prozent mehr verdient, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der operative Gewinn stieg um sieben Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Das war mehr als von Analysten im Schnitt erwartet. Für das Gesamtjahr peilt Vorstandschef Oliver Bäte einen operativen Gewinn von 13,4 bis 14,4 Milliarden Euro an. Damit befindet sich die Prognose im oberen Bereich der bislang anvisierten Zielspanne. Am Ende könnte ein Rekordergebnis in den Büchern stehen. Das eröffnet dem Konzern die Möglichkeit einer weiteren Dividendenanhebung 2023 sowie weiterer Aktienrückkäufe. Zunächst sollen bis Ende 2023 Aktien für rund eine Milliarde Euro zurückgekauft werden. Der Umsatz stieg in den Monaten Juli bis September um 1,3 Prozent auf 34,8 Milliarden Euro. „Unsere ausgezeichneten Ergebnisse in diesem Quartal beweisen erneut die Widerstandsfähigkeit und Stärke der Allianz in einem dramatischen geopolitischen und marktbezogenen Umfeld“, sagte Vorstandschef Oliver Bäte. Das sehen offenbar auch immer mehr Analysten so. Michael Huttner von der Privatbank Berenberg sieht den Konzern „auf allen Zylindern laufen“. Das hätten die jüngsten Kennziffern bestätigt. Die Aktie sei sehr stark unterbewertet, so Huttner. Sein Kursziel hob er von 267 auf 271 Euro an. Auch Deutsche Bank-Analyst Hadley Cohen lobt die Ergebnisse des dritten Quartals und den angekündigten Aktienrückkauf. Sein Kursziel beließ er bei 235 Euro.

Höhere Prämien, Tochter Ergo und der schwache Euro beflügeln Münchner Rück

Unterbewertet ist die Aktie der Münchner Rück nach der jüngsten Rally nicht mehr. Das erwartete KGV des größten Rückversicherers der Welt für 2022 liegt aktuell bei 15,4. Das ist für die Münchner und überhaupt für eine eher konservative Value-Aktie hoch. Allerdings dürften Anleger hier bereits stark steigende Prämieneinnahmen im kommenden Jahr einpreisen. Der Konzern hat  angekündigt, die Preise deutlich erhöhen zu wollen. Bereits in diesem Jahr rechnen die Münchner nun schon mit drei Milliarden Euro mehr Prämieneinnahmen als bislang erwartet.

Es ist diese Preissetzungsmacht, die die Aktie des Konzerns so interessant macht. Steigen die Kosten für Schäden durch Naturkatastrophen, wovon in der Zukunft aufgrund des Klimawandels auszugehen ist, kann die Münchner Rück die Prämien entsprechend anpassen. Damit fallen Extremwetterereignisse wie der Hurrikan Ian in Florida, der dem Rückversicherer wohl rund 1,6 Milliarden kosten wird, meist nur kurzfristig ins Gewicht. Oft sind Kursdellen infolge solcher für den Versicherer teuren Naturkatastrophen in der Vergangenheit sogar Einstiegsmöglichkeiten gewesen, denn auf kurz oder lang wird ein Versicherungskonzern steigende Kosten immer über höhere Prämien weitergeben.

Jefferies-Analyst: Womöglich 395 Euro Kursziel drin

Dass die Münchner Rück trotz Hurrikan Ian nun sogar an ihrem Jahresgewinnziel in Höhe von 3,3 Milliarden Euro festhält, begeistert Anleger entsprechend. Im dritten Quartal hielt sich der Versicherer mit einem Plus von 527 Millionen trotz der immensen Schäden in den schwarzen Zahlen. Das lag allerdings hauptsächlich an Währungsgewinnen in Höhe von 850 Millionen Euro aufgrund des starken Dollars und des schwachen Euro. Aber auch bei der Erstversicherungs-Tochter Ergo läuft es weiter gut. Vereinzelt auftretende große Schadenereignisse, wie Hurrikan Ian, lassen sich so leichter verschmerzen. Die Swiss Re musste nach „Ian“ ihre Jahresprognose kürzen.

Das dritte Quartal des Munich Re sei ein gutes Beispiel für die Vorteile eines Konglomerat-Geschäftsmodells, urteilte Jefferies-Analyst Philip Kett. Die Gewinne der einen Sparte kompensierten nun die Verluste in der anderen. Sein Kursziel erhöhte Kett von 280 auf 320 Euro. Würden die Rückversicherungsprämien darüber hinaus weiter steigen und Ergo weiter wachsen, hält Kett sogar 395 Euro für möglich. Damit hätte die Aktie trotz ihres starken Anstiegs noch immer fast 40 Prozent Kurspotenzial.

Das Fazit: Den Aktien von Allianz und Münchner Rück drohen nach starken Anstiegen womöglich Kursrücksetzer durch Gewinnmitnahmen. Ansonsten aber sprechen das wirtschaftliche Umfeld sowie die eigene Position am Markt für weitere steigende Kurse. Stattliche Dividenden gibt es obendrein.

OG

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