Bankenfusion: Cerberus will nicht
Eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank, auf die 2017 heftig spekuliert wurde, könnte in weite Ferne gerückt sein. Nach Informationen des Handelsblattes hat Stephen Feinberg, Chef des US-Investors Cerberus, dem Vorhaben bereits im Dezember eine Absage erteilt. Aber ist die auch endgültig? Und ist sie für alle Marktteilnehmer bindend?
Eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank, auf die 2017 heftig spekuliert wurde, könnte in weite Ferne gerückt sein. Nach Informationen des Handelsblattes hat Stephen Feinberg, Chef des US-Investors Cerberus, dem Vorhaben bereits im Dezember eine Absage erteilt. Aber ist die auch endgültig? Und ist sie für alle Marktteilnehmer bindend?
Schon seit längerem ist eines der Top-Themen am Finanzmarkt. Die mögliche Fusion der beiden größten deutschen Privat-Banken, sprich der Deutschen und der Commerzbank. Beide Geldhäuser hatten einen Zusammenschluss bereits 2016 intern zum Thema gemacht, die Gespräche dann aber schnell wieder abgebrochen, da man sich zunächst auf sich selbst konzentrieren und wichtige Umstrukturierungsmaßnahmen in Angriff nehmen wollte.
An der Börse dagegen, hielt sich das Fusions-Gerücht in der Folge hartnäckig und trieb nicht zuletzt den Kurs der Commerzbank-Aktie in die Höhe. Mit einem Plus von knapp 60 Prozent war der Anteilsschein der Bank in Sachen Kursperformance 2017 zweitbester Wert im Dax. Großen Anteil an den anhaltenden Spekulationen über einen Zusammenschluss hatte in der zweiten Jahreshälfte der berüchtigte US-Finanzinvestor Cerberus. Der „Höllenhund“ nämlich stieg im August 2017 mit fünf Prozent sowohl bei der Commerzbank ein, als auch später im November mit drei Prozent bei der Deutschen Bank. Damit avancierten die Amerikaner bei ersterer zum zweitgrößten Anteilseigner nach dem Bund. Bei der Deutschen Bank stieg man zum viergrößten Investor auf. Viele Anleger sahen darin eine clevere Positionierung des 1992 gegründeten Private-Equity-Unternehmens, verbunden mit der Hoffnung auf eine baldige Fusion. Schließlich erschien es schon ungewöhnlich, dass die Amerikaner innerhalb kürzester Zeit Anteile an beiden deutschen Großbanken erwerben. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der sich eben jene Commerzbank kaum vor Übernahmespekulationen retten konnte. Zudem wäre eine Fusion der beiden Finanz-Schwergewichte eine verheißungsvolle Antwort auf die immer weiter enteilende Konkurrenz aus den USA gewesen.
Nun aber ist es ausgerechnet Cerberus-CEO Stephen Feinberg, der von einer Fusion nichts wissen will und sich wohl sogar gegen sie ausgesprochen hat. Das zumindest berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Finanzkreise und mit Verweis auf geheime Gespräche, die Feinberg bereits im Dezember mit dem Kanzleramt, dem Finanzministerium, den Aufsichtsbehörden sowie den Banken geführt haben soll.
Geht es nach Feinberg, biete die deutsche Volkswirtschaft genug Platz für zwei große Privatbanken, schreibt die Zeitung. Anstatt einer Fusion soll er zunächst einmal mehr Effizienz und schlankere Strukturen gefordert haben. Feinberg nach seien beide Institute zu komplex aufgestellt und sollten sich vor allem in Sachen Neuausrichtung mehr bemühen. Damit einhergehend soll er auch die bisher wenig ambitionierten Ziele der beiden Banken angemahnt haben.
Die Fusion der beiden großen deutschen Privatbanken könnte damit bis auf weiteres ein Anleger-Wunschtraum bleiben. Vor allem den Commerzbank-Kurs könnte dies nun belasten, was es wiederum für den Bund unattraktiver machen könnte, seine Anteile zu verkaufen, womit ein Zusammenschluss noch weiter in die Ferne rücken würde. Und auch der Aktie der Deutschen Bank könnten nun die Impulse fehlen.
Feinbergs Wunsch, sowohl Deutsche Bank als auch Commerzbank zu allererst einmal wieder mehr konkurrenzfähig zu machen und aus der Ergebniskrise zu führen, erscheint durchaus nachvollziehbar. Deutschlands größtes Geldhaus rechnet für die Bilanz 2017 inzwischen mit Verlusten. Und auch das Konzernergebnis der Commerzbank ist mit 66 Millionen Euro nach neun Monaten 2017 nicht besonders überzeugend. Vor allem im Vergleich mit den amerikanischen Großbanken, die schon seit längerem Quartal um Quartal Milliardengewinne verzeichnen können. Die US-Steuerreform könnte JP Morgan, Goldman Sachs und Co. nun nochmals einen kräftigen Wettbewerbsvorteil verpassen. Deutsche Bank und Commerzbank haben da wohl auch ohne Fusion eine Menge zu tun.
Die Börsenkurse von Deutscher Bank und Commerzbank sind unter Druck. Das legt den Schluss nahe, dass beide Geldhäuser nach Ansicht der Invesoren auf lange Sicht ohne ein Zusammengehen vielleicht kaum Chancen haben, international wettbewerbsfähig zu bleiben. Ganz abschreiben sollten Investoren einen Fusion daher noch nicht. Ohne Cerberus als aktiven Treiber dürfte sich dies aber wohl ein gutes Stück weit in die Zukunft verlagern. OG