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Barry Callebaut: für Leckermäuler und Investoren!

Untersuchungen beweisen es: Schokolade schmeckt, macht glücklich und ist gesund. Einige Forscher wollen sogar entdeckt haben, dass das Genussmittel der Libido zuträglich sein kann. Aber nicht nur Körper und Geist ist Schokolade dienlich, mit ihr lassen sich auch gute Geschäfte machen. Und das auch in dem aktuell schwierigen Wirtschaftsumfeld, wie der schweizerische Schokoladenhersteller Barry Callebaut jüngst mit seinen Ergebnissen zeigte. Das Unternehmen könnte daher nicht nur für Leckermäuler und Genießer, sondern auch für Investoren interessant sein.

BÖRSE am Sonntag

Beim Thema Schokolade denken wohl nur die wenigsten an Barry Callebaut, dem weltweit führenden Hersteller von hochwertigen Kakao- und Schokoladenprodukten, der auf eine mehr als 150-jährige Tradition zurückblicken kann. Die Nummer 1 der Branche entstand 1996 durch den Zusammenschluss der belgischen Callebaut und der französischen Cacao Barry. Seitdem hat sich der Konzern von einem Lieferanten von Industrie- und Spezialitätenschokolade für industrielle und gewerbliche Kunden zu einem Anbieter umfassender Lösungen für die gesamte Nahrungsmittelindustrie entwickelt.

Von der Bohne bis zur Schokolade

Eigenen Angaben zufolge ist er heute der einzige voll vertikal integrierte Schokoladenhersteller, der von der Beschaffung der Kakaobohnen bis zum fertigen Produkt im Verkaufsregal sämtliche Prozesse selbst abdeckt. Zum Sortiment gehören neben Schokoladen und Kakaoprodukten auch Füllungen, Glasuren und Dekorationen. Die Abnehmer sind industrielle Schokoladenhersteller, gewerbliche Kunden (Konditoreien, Manufakturen Gastronomie) sowie Einzelhändler. Hierzulande bekannte Marken des Konzerns sind Sarotti und Alpia. Produziert wird in Europa, Afrika, Amerika sowie Asien. Die weltweite Marktstellung hat Barry Callebaut in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut.

Neue Fabrik in Mexiko

Zuletzt wurde eine neue Schokoladenfabrik mit einer jährlichen Kapazität von 100.000 Tonnen in Mexiko eröffnet. Die Gesellschaft erweiterte damit eigenen Angaben zufolge ihre Führungsposition auf dem nordamerikanischen Schokoladenmarkt. Außerdem spielt die Fabrik im Rahmen der weltweiten Expansionsstrategie eine entscheidende Rolle, unterstreicht Barry Callebaut damit doch nicht nur das Engagement in Nordamerika, sondern verschafft sich auch Zugang zu den vielversprechenden Schokoladenmärkten Mittel- und Südamerikas. Weitere Ziele der Expansion sind die rasch wachsenden Märkte Osteuropas und die Region Asien/Pazifik, in denen man in den vergangenen Jahren ebenfalls Fuß gefasst hat.

Vom Outsourcing profitieren

Mit seinem umfangreichen Sortiment, der weltweiten Präsenz und dem Ausbau der Kapazitäten hat sich das Unternehmen mittlerweile als klar bevorzugter Lieferant und Hersteller für die Nahrungsmittelbranche etabliert. Dies untermauern auch langfristige Lieferverträge mit weltweit führenden Süßwarenherstellern wie Nestlé, Cadbury Schweppes und Hershey. Barry Callebaut will dabei auch vom Outsourcing-Trend in der Nahrungsmittelindustrie profitieren. Die Rechnung scheint aufzugehen. Im Geschäftsjahr 2007/08 (bis Ende August) konnte der Konzern sein dynamisches Wachstum erfolgreich fortsetzen. Dank zusätzlicher Aufträge von bestehenden und neuen Kunden kletterte die Verkaufsmenge um 10,1% auf 1,166 Millionen Tonnen.

Steigende Umsätze ...

Beim Umsatz gab es ein Plus von 17,3% auf 4,82 Mrd. Schweizer Franken (CHF). Hier beflügelten neben dem höheren Absatzvolumen die gestiegenen Rohstoffpreise. Bereinigt um Kakaopreis- und Währungseffekte legten die Erlöse um 14,3% zu. Vor allem im größten Segment, dem Geschäft mit Industriekunden, kletterten die Einnahmen um 26,6% auf 3,26 Mrd. CHF. Hier profitierte Barry Callebaut sowohl vom Outsourcing- Trend als auch vom zusätzlichen Geschäftsvolumen mit bestehenden und neuen Kunden. Daneben wirken sich die weltweit durch Zukäufe erhöhten Kapazitäten für die Kakaoverarbeitung positiv aus. Die zweite Säule des Konzerns, das Geschäft mit gewerblichen Kunden und Verbrauchern verbuchte dagegen nur ein Wachstum von 1,6% auf 1,56 Mrd. CHF.

… und steigende Gewinne

Neben den Einnahmen konnten die Schweizer auch beim Gewinn zulegen. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich um 5,3% auf 341,1 Mio. CHF. Das Unternehmen sprach dabei von einer Beschleunigung des Wachstums im zweiten Halbjahr, da die im ersten Halbjahr belastenden Faktoren wegfielen. Dazu gehörten beispielsweise einmalige Zusatzkosten für die Inbetriebnahme neuer Fabriken in Russland und China sowie höhere Fixkosten bei noch tiefer Werksauslastung für neue große Outsourcing-Verträge. Auf der anderen Seite halfen die im Januar 2008 eingeleiteten Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz, die Rentabilität zu verbessern. Der Überschuss aus den fortzuführenden Geschäftsbereichen verbesserte sich dennoch nur um ein mageres Prozent auf 209,1 Mio. CHF. Das Ergebnis je Aktie (EPS) nahm von 40,2 auf 40,4 CHF zu. Das im Vergleich zu Umsatz und EBIT niedrigere Wachstum beim Überschuss resultierte jedoch aus einem Verlust aus dem Verkauf von Finanzanlagen sowie höherer Finanzaufwendungen und ist somit kein Zeichen von schlechten Geschäften.

Wachstumsziele bekräftigt

Bei Vorlage der Bilanz 2007/08 bestätigte Firmenlenker Patrick G. De Maeseneire die mittelfristigen Wachstumsziele. Für die Geschäftsjahre 2007/08 bis 2010/11 stellte er eine durchschnittliche Steigerung der Verkaufsmenge von 9% bis 11% in Aussicht. Gleichzeitig sollen das EBIT um 11% bis 14% und der Nachsteuergewinn um 13% bis 16% zulegen. Diese Ziele wurden jüngst bei Vorlage erster Eckdaten für das Auftaktquartal 2008/09 noch einmal bekräftigt. Kein Wunder, ist Barry Callebaut trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds doch weiter gewachsen. Allerdings spürten auch die Schweizer die Auswirkungen der Finanzkrise. Nach guten Geschäften in den beiden ersten Monaten des Quartals, hielten sich die Kunden im November zurück. Nahrungsmittelhersteller, gewerbliche Abnehmer und der Einzelhandel sahen sich nach Angaben des Konzerns gezwungen, ihre Bestände zu senken, um die Bilanzen zum Jahresende zu optimieren. Trotz dieser außergewöhnlichen Marktdynamik und einer verschärften Kreditpolitik gegenüber Kunden konnte das Unternehmen im Zeitraum September bis November die Verkaufsmenge um 2% auf 338,513 Tonnen und den Umsatz um 0,7% auf 1,43 Mrd. CHF steigern. Bereinigt um Währungseffekte lag das Plus bei 7,2%. Wie der Vorstand erläuterte, konnte der Konzern mit einem guten Wachstum in den aufstrebenden Märkten Osteuropas und Asiens sowie dem Gewinn von Marktanteilen in Nordamerika sinkende Verkäufe in den reifen Märkten Westeuropas kompensieren. Bei der Aufschlüsselung nach Abnehmern zeigte sich das Geschäft mit gewerblichen Kunden und Verbrauchern schwächer (-3,3%), während das Industriegeschäft weitere kräftige Zuwächse (+12,8%) verbuchte, was einmal mehr die Stärke dieses Bereichs untermauert.

Zuversichtlicher Ausblick

Firmenchef De Maeseneire zeigte sich ferner trotz des schwierigen Novembers zuversichtlich für die weitere Entwicklung. Er sprach von deutlich höheren Bestelleingängen im Dezember und erläuterte in diesem Zusammenhang, dass sich die Expansion in wachstumsstarke Märkte auszahlt. Für das Gesamtjahr geht er von einer guten Entwicklung in den Wachstumsmärkten sowie Nordamerika aus. Darüber hinaus wird sich den Angaben zufolge das Outsourcing- Volumen beschleunigen, da ab Januar 2009 die neuen Produktionskapazitäten in Mexiko und Japan zur Verfügung stehen. Ferner dürften die strikte Kostenkontrolle sowie niedrigere Rohstoffkosten die Profitabilität ankurbeln. Zwar werden Verbraucher, vor allem in den reifen Märkten Westeuropas, zurückhaltend sein, Barry Callebaut ist jedoch überzeugt, mit seiner auf geografischer Expansion, Innovation und Kostenführerschaft bestehenden Strategie auch für die aktuell wirtschaftlich schwierigen Zeiten gut aufgestellt zu sein.

Fazit:

Der Marktführer in Sachen Schokolade bleibt offenbar auf Kurs und auch das derzeit schwierige Umfeld sollte gut verkraftet werden. Zwar werden sich auch die Schweizer nicht der Wirtschaftskrise entziehen können, die führende weltweite glänzende Marktstellung ist jedoch ein klarer Vorteil und sollte herbe Einbrüche verhindern. Daher ist Barry Callebaut nicht nur für Schokoladenliebhaber interessant, sondern auch für langfristig orientierte Investoren. Zwar konnte sich das Papier von seinem Tief im Oktober 2008 von 410,50 CHF (Frankfurt: 298,30 Euro, siehe Chart) zwischenzeitlich wieder deutlich erholen, gab jüngst jedoch wieder kräftiger nach. Viele Analysten bemängelten die schwachen Umsätze im Auftaktquartal. Unserer Meinung bietet das niedrigere Niveau aber gute langfristige Einstiegsmöglichkeiten. Zum einen könnte der Schokoladenmarkt der Rezession trotzen. Zum anderen stimmen die langfristigen Perspektiven, sodass das jüngste Abschmelzen des Kurses zum Aufbau von Positionen genutzt werden könnte.