Daimler: Der Stern glänzt immer heller
Schlechte Zeiten für Automobilunternehmen: Abgas-Skandale und die schwächelnde chinesische Wirtschaft sind Gift für Deutschlands Vorzeigeunternehmen. Doch weder Dieselgate, China noch das schwache Busgeschäft kann Daimler aus der Erfolgsspur tragen. Steigernde Umsätze, gewaltige Gewinne und positive Aussichten bestimmen die Lage des Schwäbischen Weltkonzerns.
Schlechte Zeiten für Automobilunternehmen: Abgas-Skandale und die schwächelnde chinesische Wirtschaft sind Gift für Deutschlands Vorzeigeunternehmen. Doch weder Dieselgate, China noch das schwache Busgeschäft kann Daimler aus der Erfolgsspur tragen. Steigernde Umsätze, gewaltige Gewinne und positive Aussichten bestimmen die Lage des Schwäbischen Weltkonzerns.
Deutsche Autos sind die besten der Welt. Man kann sich auf sie verlassen. Das waren die gängigen Sprüche, die vor allem deutsche Automobilunternehmen verzückten. Sie brachten über Jahrzehnte Wohlstand nach Deutschland und waren weltweit als das Nonplusultra anerkannt. Der VW-Abgasskandal ließ das Image ein wenig Bröckeln. Nachdem klar wurde, dass VW Abgaswerte einiger Dieselfahrzeuge im amerikanischen Markt gefälscht hatte, entbrannte ein großes mediales Feuer über den Wolfsburger Konzern – und um deutsche Autos im Allgemeinen. Die seriöse deutsche Arbeit, auf die man sich verlassen kann, wandelte sich im Handumdrehen zu einem Image der Hallodris und der (halb-)kriminellen Fälscher.
Und das alles nach ohnehin schon enttäuschenden Monaten für die Deutschen Autobauer. Die schwächelnde chinesische Wirtschaft machte vor allem Autounternehmen zu schaffen, da speziell sie vom chinesischen Markt besonders abhängig sind. Das Jahr 2015 dürfte daher für deutsche Automobilhersteller als schwächstes seit langer Zeit in die Geschichte eingehen. Für alle?
Weit gefehlt. Daimler macht da nicht mit. Beeindruckend sind die vorgelegten Quartalszahlen des Stuttgarter Autobauers. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 37,276 Milliarden Euro. Und das, obwohl der Umsatz im chinesischen Markt, der aktuell rund neun Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht, um satte sieben Prozent fiel. Dies scheint aber vielleicht doch nur eine kurze Schwächephase, denn seit Jahresbeginn konnte Daimler seinen Umsatz in China wieder um sechs Prozent steigern.
Daimler profitiert in den USA und Westeuropa
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Nun arbeiten 286.000 Menschen weltweit für den deutschen Konzern. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging zwar um zwei Prozent zurück, der Grund dafür ist allerdings ein hoher Sondereffekt aus dem Verkauf des Anteils am Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems im Vorjahr. Bezogen auf das laufende Geschäft kletterte der operative Gewinn um bemerkenswerte 31 Prozent auf 3,657 Milliarden Euro.
Nicht einmal schwachen Quartalszahlen, die „Daimler Buses“ einfuhren, konnten den Konzern ins Wanken bringen. Aufgrund des schlechten Fahrgestellmarktes in Lateinamerika ging der Absatz von Reinsebussen, denn um die geht es hier, um 14 Prozent auf eine Milliarden zurück. Gewinnmaschine ist und bleibt daher der PKW, sozusagen „das Auto“. Während der Absatz von Busse zurückgeht und Trucks sowie Vans auf mittlerem Niveau stagnieren, boomt das Geschäft mit Personenwagen. Der Absatz des weltweiten Autogeschäfts stieg um gewaltige 18 Prozent auf 20,7 Milliarden Euro.
Vor allem Großbritannien (+25%), Italien (+28%), Spanien (+38%) und Australien (+38%) waren Schauplätze der enorme Steigerung der Verkaufsaktivitäten und -zahlen. Mercedes profitiert hierbei unter anderem von der Einführung der neuen Geländewägen GLA, GLC und GLE, die international zur begehrten Kategorie der „SUV“ gezählt werden. Insgesamt verkaufte Daimler im dritten Quartal weltweit gut eine halbe Millionen Autos. Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche wertete diese Zahlen als Beweis, „dass wir die richtige Strategie verfolgen und mit dem richtigen Produkten sowie Technologien unterwegs sind.“
Anleger goutierten die starken Zahlen und ließen die Aktie nach marktbedingten schwachen drei Monaten an nur einem Tag um knapp vier Prozent steigen. Auch in der Vergangenheit konnten sich Anleger immer auf den Stuttgarter Autobauer verlassen. Im letzten Jahr verbuchten die Daimler-Aktie einen Kursgewinn von 25 Prozent und über drei Jahre betrachtet legte sie sogar um 88 Prozent zu. Anleger fuhren eigentlich immer gut mit Daimler, und angesichts der aktuellen Kurse ist das Papier nun wirklich kein Schnäppchen. Analysten sehen Daimler trotzdem noch als Einstiegsaktie.
So stuft der Analyst Sascha Gommel der Commerzbank Daimler auf „Buy“ ein – mit einem Kursziel von 110 Euro. Das ist rund 45 Prozent höher als der aktuelle Kurs von gut 75 Euro. Das operative Ergebnis, Ebit, sei, so Gommel höher ausgefallen als von ihm erwartet. Außerdem schrieb Gommelder Analyst von einem „insgesamt soliden Zahlenwerk und einem ermutigen Geschäftsausblick“.
Das Stuttgarter Konzernumfeld ist gut. Die Zukunftsaussichten sind besser als bei der Konkurrenz. Die Qualität, die Daimler liefert, gehört zum Besten, was für Geld zu kaufen ist. Solche Quartalszahlen und solch eine Entwicklung können sich andere Autobauer und auch Branchenübergreifend andere Unternehmen zurzeit nur erträumen. Das Marktumfeld spricht eigentlich sehr deutlich gegen Daimler, doch weder Die VW-Abgasaffäre, Chinas schwächelnde Wirtschaft oder die schlechten Zahlen der Bus-Sparte lassen Daimler verzweifeln. Im Gegenteil. Daimler ist und bleibt ein heller Stern. Jeden Tag ein bisschen heller. VAL