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Das steile Comeback der Google-Aktie

An der Börse stellen Google und Mutterkonzern Alphabet die Tech-Konkurrenz seit Monaten in den Schatten. Starke Quartalszahlen jagen den Aktienkurs der Kalifornier nun erneut auf ein Rekordhoch. Warum der Suchmaschinengigant bei Anlegern auf einmal so beliebt ist.

Bei Google sprudeln die Gewinne - vor allem dank star steigender Werbeeinnahmen. (Foto: Google)

An der Börse stellen Google und Mutterkonzern Alphabet die Tech-Konkurrenz seit Monaten in den Schatten. Starke Quartalszahlen jagen den Aktienkurs der Kalifornier nun erneut auf ein Rekordhoch. Warum der Suchmaschinengigant bei Anlegern auf einmal so beliebt ist.

Vor ziemlich genau einem Jahr, als der erste Crash-Schreck im Zuge der aufflammenden Corona-Pandemie überwunden war und allen voran die Tech-Giganten aus den USA ihre Verluste im Eiltempo auszubügeln begannen, steckte der Kurs der Alphabet-Aktie in einer überraschend langen Seitwärtsphase fest. Zunächst war es vom Crash-Tief bei 1068 US-Dollar noch zügig auf 1380 US-Dollar nach oben gegangen, dann aber waren es die Aktien von Amazon, Apple, Netflix oder Microsoft, die das Tempo vorgaben und innerhalb kürzester Zeit ihre Vorkrisenniveaus überkletterten und anschließend von Rekordhoch zu Rekordhoch eilten. Die Alphabet-Aktie hingegen ließ es gemütlich angehen. Nach einem kurzen Ausflug in höhere Gefilde, hing der Kurs im September mit 1.450 US-Dollar immer noch deutlich unter Vorkrisenniveau (1.518 US-Dollar) fest. Anleger sorgten sich um sinkende Werbeeinnahmen in der Pandemie, von denen Google – nach wir vor verantwortlich für einen Großteil der Umsätze und Gewinne der Mutter Alphabet – abhängig ist.

Spätestens jetzt, ein gutes Jahr später, ist klar: Das war ein Fehler. Die Sorgen jedenfalls erwiesen sich schnell als gänzlich unbegründet. Das Werbegeschäft ist nie wirklich eingebrochen, läuft inzwischen sogar auf Hochtouren und beschert Alphabet Rekordgewinne. Im abgelaufenen Quartal stiegt der Gewinn je Aktie auf 26,29 US-Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 15,82 US-Dollar gerechnet. Insgesamt kletterte das Ergebnis von 6,8 Milliarden US-Dollar im Vorjahreszeitraum auf 17,9 Milliarden US-Dollar, der Umsatz machte einen Sprung um 34 Prozent auf 55,3 Milliarden US-Dollar. Dass der Gewinn gleich derart explodierte, lag auch an Bewertungsgewinnen aus Investitionen in Start-Ups in Höhe von 4,75 Milliarden US-Dollar. Allen voran die Bewertung der Bezahl-Plattform Stripe schlägt hier positiv zu Buche. In der zurückliegenden Finanzierungsrunde wurden 95 Milliarden US-Dollar für das Unternehmen aufgerufen.

Bereits im zweiten Halbjahr 2020 waren die Zahlen stark, die Ergebnisse zum Jahresauftakt 2021 bestätigen nun die Wachstums- und Ergebnisstärke des Konzerns. Anleger, die im Sommer des vergangenen Jahres mutig einstiegen, haben nun Kursgewinne von über 60 Prozent erzielt. In diesem Jahr steht die Alphabet-Aktie bereits mit 30 Prozent im Plus. Da kommen weder Microsoft, noch Amazon oder Apple hin.

Allein, woher kommt die plötzliche Beliebtheit der Aktie? Die Zahlen sind zwar stark, aber nicht stärker als die der Konkurrenz. Microsoft übertraf im ersten Quartal ebenfalls die Erwartungen und brillierte über alle Geschäftsbereiche hinweg, der Aktienkurs allerdings gab nach der Zahlenveröffentlichung nach.

Zunächst dürfte das am erwähnten Bewertungsabschlag liegen, der sich nach dem Coronacrash zunächst aufgebaut hatte. Der war fundamental wenig begründet. Alphabet gehört in eine Liga mit Amazon, Apple und Co und ist dort nun auch an der Börse wieder angekommen. Vor allem aber sind es die glänzenden Gewinnaussichten, die sich für den Konzern unter CEO Sundar Pichai abzeichnen. Der indischstämmige Top-Manager trimmt Alphabet auf Ergebnisse. Das kommt nicht überall im Konzern gut an, schließlich gehen so experimentelle Freiheiten verloren, die den Konzern einst auszeichneten. An der Börse hingegen wird das wenig überraschend honoriert. Die Marktstellung, die sich Alphabet mit Goolge und Youtube an vorderster Front aufgebaut hat, wir nun unter Hochdruck monetarisiert. Und das mit großem Erfolg, wie sich zeigt.

Bei Google stiegen die Erlöse im abgelaufenen Quartal um 30 Prozent auf 32 Milliarden US-Dollar, bei YouTube ergab sich ein Plus von 50 Prozent und Umsätze in Höhe von sechs Milliarden US-Dollar. Vor allem YouTube wird zum ungeahnten Social-Media-Star. Zwei Milliarden aktive Nutzer hat die Video-Plattform im Monat, täglich werden über eine Milliarde Stunden Videomaterial konsumiert. Die Werbeeinnahmen stiegen im ersten Quartal 2021 entsprechend um 47 Prozent. Mit YouTube Shorts kopiert man überdies erfolgreich das TikTok-Konzept. Nutzer können Kurzvideos bis zu einer Länge von 60 Sekunden erstellen und dazu Musik abspielen.

Ergebnisseitig weniger rund lief es in Alphabets Cloud-Sparte. Am Quartalsende stand hier ein Verlust von 974 Millionen US-Dollar. Gleichzeitig aber stiegen die Umsätze um 46 Prozent auf vier Milliarden US-Dollar. Das dürfte in dem wichtigen Wachstumsfeld wichtiger sein, als schnelle Gewinne. Als besonderes Schmankerl für Aktionäre kündigte Alphabet dafür ein neues, 50-Milliarden US-Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm an.

Das und die starken Zahlen lobte auch JPMorgan-Analyst Douglas Anmuth und setzte sein Kursziel von 2.575 auf 2.875 US-Dollar nach oben. Damit hätte der Kurs trotz des zurückliegenden, steilen Anstiegs noch immer ein Potenzial von rund 25 Prozent. Und im zweiten Quartal, glaubt Anmuth, dürfte sich das Wachstum noch weiter beschleunigen. Das steile Comeback der Aktie könnte sich also fortsetzen.

OG

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