Gehören diese fünf Dax-Dauerläufer ins Depot?
Trotz eines überzeugenden Jahresstarts, sieht sich Deutschlands Leitindex nach wie vor umklammert von Handelskonflikten, Konjunktursorgen und europapolitischer Unsicherheit. Viele seiner Titel wissen nicht so recht wohin mit ihrem Kurs. Umso erstaunlicher wirken die Rallys von fünf Dax-Dauerläufern. Wer sie sind, was sie stark macht und wie es für sie weitergehen könnte.
Trotz eines überzeugenden Jahresstarts, sieht sich Deutschlands Leitindex nach wie vor umklammert von Handelskonflikten, Konjunktursorgen und europapolitischer Unsicherheit. Viele seiner Titel wissen nicht so recht wohin mit ihrem Kurs. Umso erstaunlicher wirken die Rallys von fünf Dax-Dauerläufern. Wer sie sind, was sie stark macht und wie es für sie weitergehen könnte.
Allianz
Seit Ende der globalen Finanzkrise befindet sich die Aktie des Münchner Konzerns im Aufwärtstrend. Innerhalb von zehn Jahren ist ihr Kurs um knapp 200 Prozent gestiegen. Auf Fünfjahressicht steht ein Plus von 65 Prozent, auf Dreijahressicht eines von 53 Prozent zu Buche. Und nach einem dem schwachen Gesamtmarkt geschuldeten, schwächeren Jahr 2018, in dem die Allianz-Aktie aber im Vergleich noch gut abschnitt, ging es für die Papiere des Versicherers 2019 schon wieder um rund 15 Prozent nach oben. Das KGV liegt ob dieser Kurszuwächse mit einem Wert von 10,8 auf geradezu einladend niedrigem Niveau, was wiederum daran liegt, dass die Konzern- mit den Kursgewinnen mitwachsen oder eben andersherum. Von politischen Brandherden, amerikanisch-chinesischem Handelskonflikt und Sorgen um die Weltwirtschaft, zeigt sich Europas Versicherungskrösus fast völlig unbeeindruckt. Allein in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres haben es die Münchner geschafft, ihr operatives Ergebnis um 7,5 Prozent auf drei Milliarden Euro zu steigern. Der Umsatz wuchs um 9,3 Prozent auf 40,3 Milliarden Euro.
56 Analysten raten derzeit zum Kauf der Aktie, fünf dazu, sie zu halten. Verkaufen würde die Papiere für den Moment keiner der befragten Experten. Neben einem starken operativen Ergebnis in der Schaden-Unfall-Sparte lobte Independent Research-Analyst Pierre Drach die überdurchschnittliche Kapitalausstattung des Versicherers. Mit einem Kursziel von 230 Euro gibt so auch er eine klare Kaufempfehlung ab. Mit einer Eigenkapitalquote von 67,2 Prozent und der in der Versicherungsbranche wichtigen Solveny-II-Kapitalquote von auch im Konkurrenzvergleich starken 218 Prozent steht die Allianz diesbezüglich tatsächlich blendend da. Hinzu kommt eine Dividende von zuletzt neun Euro je Aktie. Für das das laufende Geschäftsjahr rechnen Analysten mit einer Erhöhung auf 9,51 Euro. Damit liegt das Allianz-Papier gemeinsam mit dem von der Münchner Rück weit vor der DAX-Konkurrenz. Es ergibt sich eine Dividendenrendite von – ob des starken Kursverlaufs – sehr ordentlichen 4,8 Prozent.
SAP
Noch etwas zielstrebiger als der Kurs der Allianz-Aktie, ist in den letzten Jahren der des SAP-Papiers nach oben geklettert. Auf Zehnjahressicht um 280 Prozent, auf Fünfjahressicht um 105 Prozent, auf Dreijahressicht um 63 Prozent. Und allein 2019 schon wieder um fast 30 Prozent, auf inzwischen knapp 113 Euro. Damit ist der Tech-Riese an der Börse mit rund 140 Milliarden Euro bewertet und so bei großem Vorsprung Deutschlands wertvollster Konzern. Und CEO Bill McDermott ist das noch lange nicht genug. Bis 2023 peilt er eine Marktkapitalisierung von 250 bis 300 Milliarden Euro an, was einer Verdopplung des Börsenwertes in gerade einmal vier bis fünf Jahren gleich käme. Bis dahin will Europas Tech-Gigant seinen Umsatz um 40 Prozent auf 35 Milliarden Euro steigern und die operative Marge jährlich um rund einen Prozentpunkt auf 34 Prozent klettern lassen. Helfen soll dabei ein ab Herbst startendes langfristig orientiertes Effizienzprogramm, das sich auch in höheren Dividenden und neuen Aktienrückkaufprogrammen niederschlagen könnte. Aber auch schon jetzt laufen die Geschäfte hervorragend. Erst im abgelaufenen ersten Quartal 2019 war der Umsatz um starke 16,3 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro geklettert. Das operative Ergebnis machte einen noch größeren Satz, um 18,8 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro. Die operative Marge stieg auf 24 Prozent.
Goldman-Sachs-Analyst Mohammed Moawalla hob sein Kursziel von 121 auf 135 Euro an und beließ die Aktie auf der „Convicition Buy List“. Noch optimistischer ist Ross MacMillan vom Analysehaus RBC Capital. Er sieht den Kurs der Aktie langfristig bei 167 Euro. Die Einführung von Cloud-Lösungen dürfte zunehmen und für nachhaltiges Wachstums sorgen, schrieb er in einer Studie. Damit dürften sich sowohl die operativen als auch die Bruttomargen des Konzerns verbessern, so MacMillan weiter. Politische Unsicherheiten sowie der Handelskonflikt zwischen den USA und China berühren SAPs Geschäftsmodell zudem kaum. Darüber hinaus haben die Walldorfer mit ihrer Datenbanklösungs-Plattform HANA noch ein ganz heißes Eisen im Feuer. Die Kunden fragten sich nicht mehr, ob, sondern nur noch wann sie zur Technologie S/4 HANA wechseln werden, schrieb dazu kürzlich Berenberg-Analyst Gal Munda.
Vonovia
124 Prozent. 45 Prozent. 12 Prozent. Das sind die Zahlen zur Kursentwicklung der Vonovia-Aktie mit Blick auf die vergangenen fünf und drei Jahre sowie die letzten zwölf Monate. Und im neuen Jahr kann die Aktie der Bochumer auch schon wieder einen Wertzuwachs von fast 14 Prozent vorweisen. Er läge wohl noch höher, hätten nicht zuletzt Gerüchte über eine Mietpreisbremse in Berlin die Runde gemacht, womit das Papier von Deutschlands größtem Wohnungsbaukonzern von seinem zuvor aufgestellten Rekordhoch bei rund 49 Euro Abstand nehmen musste, und nun nur noch etwas mehr als 45 Euro kostet. Das soll jedoch nicht die Erfolgsgeschichte schmälern, die Vonovia seit dem Börsengang 2013 schreibt. Damals waren die Anteilsscheine der Bochumer noch für 17 Euro zu haben. Seither geht es ohne nennenswerte Unterbrechungen aufwärts. Auch für die Dividende, die der Konzern für das Geschäftsjahr 2018 bereits zum fünften Mal in Folge auf 1,44 Euro anhob, was einer stattlichen Ausschüttungsquote von 3,63 Prozent entspricht.
Während sich der große Rest der Dax-Mitglieder um die Weltkonjunktur sorgt, mit bangem Blick auf die Entwicklungen im Handelsstreit zwischen China und den USA schielt und den ungeregelten Brexit fürchtet, profitiert die Vonovia – von all dem vergleichsweise wenig bis gar nicht berührt – weiter von Wohnraumknappheit, Urbanisierungstendenz und niedrigen Zinsen. Im ersten Quartal 2019 erhöhte sich das operative Ergebnis, in der Immobilienbranche als FFO (Funds from Operation) angegeben, um starke 20 Prozent auf 303,6 Millionen Euro. Die Prognose für das Gesamtjahres-FFO hob Vorstandschef Rolf Buch dank des überzeugenden Jahresstarts auf die Spanne 1,17 bis 1,22 Milliarden Euro an. Außer im Falle einer scharfen Rezession, schrieb Analyst Thomas Neuhold von Kepler Cheuvreux, dürften die Immobilienunternehmen ihr operatives Ergebnis in den kommenden Jahren weiter deutlich steigern. Die Vonovia, so der Experte, sei dabei sein Branchenfavorit. Mit einem 2018er KGV von 8,8 und einem für 2019 erwarteten von 15,6 ist die Aktie dazu noch nicht allzu hoch bewertet. Bleibt vor allem das Risiko regulierender Eingriffe seitens des Staates. Stichwort: Mietpreisbremse. Doch selbst wenn die kommt, hindert das Konzerne wie Vonovia wohl vorerst nicht am Bauen neuer Wohnungen.
Adidas
Wenn es um den Dax und seine Dauerläufer geht, darf Europas größter Sportartikel-Konzern freilich nicht fehlen, schreibt dessen Aktie schließlich und nach wie vor an einer der größten Erfolgsstorys der deutschen Börsengeschichte. Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre kann das Papier der Herzogenauracher einen Wertzuwachs von 840 Prozent verzeichnen. Auf Fünfjahressicht sind es 240 Prozent. Auf Dreijahressicht 120 Prozent. Auf Einjahressicht 32 Prozent. Allein 2019 steht ein Plus von fast 40 Prozent zu Buche. Damit schlägt die Adidas-Aktie nicht nur den Dax in all den Zeiträumen um Längen, der Sportartikelhersteller gehört mit einer Marktkapitalisierung von 52 Milliarden Euro inzwischen auch zu den zehn wertvollsten deutschen Unternehmen. Dazu zahlt Adidas nach der vierten Erhöhung in Folge eine Dividende von 3,35 Euro je Aktie. Das KGV liegt mit einem Wert von 27 nun allerdings hoch. Heißt: CEO Kasper Rorsted muss die in ihn und seinen Konzern gesetzten Erwartungen erfüllen, sonst könnte es mit der Rally schneller vorbei sein als gedacht. Bislang sieht er Adidas auf Kurs. Die Profitabilität soll auch 2019 weiter steigen, das Ergebnis um acht bis zwölf Prozent auf 1,85 bis 1,92 Milliarden Euro klettern. Die Umsätze sollen um fünf bis acht Prozent anwachsen. Nach 2018 würde so auch 2019 zum Rekordjahr werden. Das erste Quartal des laufenden Jahres lief noch durchwachsen. Der Umsatz lag mit 5,9 Milliarden Euro nur sieben Prozent höher als im Jahr zuvor. Der Gewinn dagegen stieg um 16 Prozent auf 631 Millionen Euro, die operative Marge folglich um 1,4 auf 14,9 Prozent.
In Sachen Umsatzwachstum muss Rorsted nachjustieren. Vor allem in Europa, wo es im ersten Quartal 2019 rückläufig war. Mit Blick auf die Profitabilität läuft es dagegen blendend. Hauck & Aufhäuser-Analyst Christian Sali spricht von einer „exzellenten Bruttomarge“. RBC-Analyst Piral Dadhania sieht Effizienz-Fortschritte in Sachen Marketing wie auch auf operativer Ebene. Baader-Bank Analyst Volker Bosse dagegen warnt: Das Wachstum habe an Fahrt verloren und die Marge werde sich nicht mehr so gut entwickeln wie noch zu Jahresbeginn. Trotzdem gibt er ein Kursziel von 270 Euro aus. Im Analystenschnitt liegt dieses bei 238 Euro. Und damit trotz wohlmeinender Kommentare deutlich unter dem aktuellen Kurswert von 255 Euro. So schön die Rally der Adidas-Aktie auch sein mag, ein Einstieg scheint inzwischen risikoreicher geworden zu sein.
Deutsche Börse
Heimlich, still und leise hat sich auch die Aktie der Deutschen Börse in den vergangenen Jahren stark entwickelt. Dem neuen Vorstandschef Theodor Weimer ist es gelungen, dem Unternehmen wieder eine klare Strategie zu verpassen und dabei Kosten einzusparen. Hinzu kommen die angestiegenen Umsätze an der Börse durch ein nach Jahren des Aufschwungs wieder volatileres Marktumfeld. Im ersten Quartal 2019 stieg der bereinigte Gewinn um acht Prozent auf 292 Millionen Euro. Unterm Strich blieben mit 275 Millionen Euro elf Prozent mehr übrig als noch im Vorjahr. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf 721 Millionen Euro. Zu den soliden Zahlen lieferte die Deutsche Börse eine fröhlich-machende Prognose gleich mit. 2019 soll der Gewinn insgesamt um rund zehn Prozent steigen, die Erlöse um fünf Prozent.
Solch solide Zahlen freuen Anleger freilich in Zeiten, in denen fortlaufend über Abschwung und Rezession diskutiert wird. Davon bleibt die Deutsche Börse jedoch zunächst unberührt. Die Aktie stieg im laufenden Jahr bereits um 21 Prozent von 105 auf 127 Euro. Auf Dreijahressicht hat das Papier der Frankfurter knapp 70 Prozent an Wert zulegen können, auf Fünfjahressicht 130 Prozent. Eine Dividendenrendite von 2,6 Prozent überzeugt. Das KGV liegt mit 23,5 dagegen hoch für einen Börsendienstleister. Die Analysten sind insgesamt vorsichtig, aber grundsätzlich positiv gestimmt. 27 Experten würden das Papier derzeit kaufen, genauso viele halten. Zum Verkauf rät niemand. Viele sehen ein mittelfristig schwieriges Marktumfeld. Dies mache Wachstumsinitiativen über Zukäufe oder Fusionen umso wichtiger, schrieb unter anderem Berenberg-Analyst Chris Turner in einer Studie.
Oliver Götz
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