Deutsche Aktien: fünf Sommerschnäppchen!
Verbraucher in Konsumlaune, niedrige Arbeitslosenquote, starke Exporte: die deutsche Wirtschaft läuft richtig rund, DAX & co. glänzen mit hohen Bewertungen. Einige der „Made-in-Germany“-Aktien haben aber noch Luft nach oben. Welche fünf Sommer-Schnäppchen sollten Sie im Auge behalten?
Verbraucher in Konsumlaune, niedrige Arbeitslosenquote, starke Exporte: die deutsche Wirtschaft läuft richtig rund, DAX & co. glänzen mit hohen Bewertungen. Einige der „Made-in-Germany“-Aktien haben aber noch Luft nach oben. Welche fünf Sommer-Schnäppchen sollten Sie im Auge behalten?
Schnäppchen Nr. 1: EON
Nachdem E.ON im Jahr 2016 nicht gerade mit guten Zahlen punkten konnte – der Strompreisverfall sorgte damals für Rekordverluste von mehreren Milliarden Euro – gehört der Energiekonzern seit 2017 wieder zu den ganz großen Gewinnern unter den DAX-Konzernen. Mit einem Gewinnwachstum von 343 Prozent im zweiten Quartal 2017 auf gut vier Milliarden Euro, verzeichnete E.ON sogar das größte Wachstum aller DAX-Werte. Die Tatsache, dass ein großer Teil dieses Wachstums durch Steuerrückzahlungen der zwischen 2011 und 2016 die von Karlsruhe inzwischen als nicht mit dem Grundgesetz kompatibel verworfene Brennelementesteuer zustande kam, trübt diese guten Nachrichten nicht: Nach Abzug von Sondereffekten, legte der Überschuss unterm Strich immer noch um sehr hohe 50 Prozent auf 880 Millionen Euro zu. Und nicht nur das: Auch die Abnahme der Nettoverschuldung um 4,8 Milliarden Euro auf 21,5 Milliarden Euro, erfreute Investoren.
Aufgrund der gestärkten Bilanz legt Konzern-Chef Johannes Teyssen den Fokus für die Zukunft auf organisches Wachstum und möchte zunächst keine schwerkalkulierbaren Übernahmen eingehen. Bei einer relativen 3-Monatsperformance des E.ON Wertpapiers von 33,31 Prozent – und damit dem Höchsten Anstieg aller DAX-Werte – sowie äußerst rosigen Aussichten für das zweite Halbjahr 2017 ist es nicht verwunderlich, dass die Mehrheit der Analysten eine klare Kaufempfehlung für die Aktie ausspricht.
Das Analysehaus S&P Global lobt die starken Zahlen des ersten Halbjahrs 2017 und steht der zweiten Jahreshälfte sehr positiv gegenüber: Höhere Netzgebühren für Endabnehmer und die Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerks Brokdorf würden das Wachstum für den Energiekonzern noch weiter ankurbeln. S&P Global sprechen für die Aktie somit eine starke Kaufempfehlung aus und sehen das Kursziel bei zehn Euro, ein Plus von 4,5 Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs von 9,52 Euro. Die Experten von JP Morgan Chase sehen das ähnlich: Sie gaben der Aktie aufgrund des überzeugenden Zahlenwerks eine Bewertung von „Overweight“. Doch damit nicht genug: JP Morgan Analyst Javier Garrido rechnet mit Ausschüttungsquoten ab 2018 von über 70 Prozent, höher noch als die vom Unternehmen in den Raum gestellten 65 Prozent.
Fazit: Alles in allem hat E.ON bewiesen, dass das Unternehmen im Stande ist abzuliefern, wenn es darauf ankommt. Nach einem starken ersten Halbjahr 2017, steht einem ebenso starken Wachstum für den Rest des Jahres nichts im Weg. Das, zuzüglich der hohen in Aussicht gestellten Ausschüttungsquoten, bedeutet für Anleger, dass sie gut mit einer Investition in ein E.ON-Wertpapier beraten sind.
Schnäppchen Nr. 2: Wirecard
Der Online-Zahlungsabwickler gehört zurzeit definitiv zu den Gewinnern unter den deutschen Aktien: Der anhaltende Onlineshopping-Boom, sowie strategische Zukäufe führten dazu, dass sich die Aktie des TecDax-Konzerns seit März auf einer rasanten Bergfahrt befindet. Am Donnerstag erreichte die Aktie einen neuen Höchststand von 69,49 Euro, ein Plus von über 67 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Der Grund: Die guten Zahlen, mit denen Wirecard bei der Veröffentlichung der Quartalsbilanz am Donnerstagmorgen sogar die Analysten überraschte: Die Umsätze des Zahlungsabwicklers im zweiten Quartal 2017 um 41 Prozent auf 340,6 Millionen Euro zu, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 35,3 Prozent auf 95,2 Millionen Euro.
Auch für den Rest des Jahres sieht es für Wirecard äußerst gut aus. Der Konzern hob nach der Veröffentlichung der Daten für das zweite Quartal 2017 seine Prognose für den operativen Gewinn an: Im Laufenden Jahr soll ein Ebitda von 392 Millionen bis 406 Millionen Euro erzielt werden. Dabei möchte sich Wirecard unter anderem verstärkt auf den US-Markt stützen, den es mit dem Zukauf des Kreditkartenakzeptanz-Geschäfts des amerikanischen Finanzhauses Citigroup im Jahr 2016 erschlossen hat. Doch Wirecard ist keineswegs nur in Deutschland und den USA gut aufgestellt: Seit März 2017 gehört dem bayerischen TecDAX-Unternehmens auch das Citigroup Prepaidkarten-Geschäft in elf Ländern im asiatisch-pazifischen Raum. Wirecard erhofft sich durch die Erschließung des Schwellenländer-Marktes einen zusätzlichen jährlichen Gewinn von 20 Millionen, basierend auf der wachsenden Kaufkraft sowie der großen Onlineaffinität der Mittelschicht in diesen Ländern.
Bei solch glänzendes Zahlen ist es kaum verwunderlich, dass Analysten dem Finanzdienstleister mit Sitz in Aschheim eine durchweg positive Performance voraussagen: So hob die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs das Kursziel für die Wirecard-Aktie bereits vor Veröffentlichung der endgültigen Quartalszahlen von 78 auf 82 Euro und sprach dem Wertpapier eine klare Kaufempfehlung aus. Die Investmentbank ging sogar so weit, dem Unternehmen einen der heißbegehrten Plätze auf der Conviction Buy List einzuräumen, eine Ehre, die nur Aktien mit dem größten Zukunftspotenzial zuteilwird. Ebenfalls ein positives Signal für Wirecard: Warren Buffet, der amerikanische Großinvestor, der für seinen guten Riecher, was Aktienmarkt-Leckerbissen angeht, bekannt ist, hat in letzter Zeit verstärkt in die Kreditkartenbranche investiert.
Fazit: Dank dem nach wie vor boomendem Online-Handel und der steigenden Beliebtheit des bargeldlosen Bezahlens, ist bei Wirecard noch ordentlich Luft nach oben. Auch in der Erschließung des Schwellenländermarktes scheint deutlich Zukunftspotenzial zu liegen. Deswegen, zählt die Wirecard-Wertpapier diesen Sommer definitiv zu den Gewinnern des deutschen Aktienmarktes und gilt als klares Sommer-Schnäppchen für Anleger.
Schnäppchen Nr. 3: Adidas
Der Sportartikelhersteller Adidas liegt seit einiger Zeit wieder deutlich im Trend: Im Zeitraum zwischen April und Juli gelang es dem bayerischen Kleidungs- und Schuhhersteller seinen Umsatz auf fünf Milliarden Euro zu steigern, ein Anstieg um 20 Prozent. Der Gewinn im laufenden Geschäft stieg um über 15 Prozent auf 347 Millionen Euro an. Insbesondere modische Kategorien wie Adidas Originals und Retro-Designs der Fitness-Tochter Reebok, sowie Lauf-Artikel aus dem Segment Running fanden im zweiten Quartal vermehrt Absatz bei den Kunden.
Die positiven Zahlen wirkten sich natürlich auch positiv auf den Kurs der Adidas-Aktie aus: Anfang August erreichte das Wertpapier seinen bislang höchsten Wert und knackte die 200-Euro-Marke. Und es ist noch längst kein Ende in Sicht: Laut vieler Experten ist bei Adidas noch deutlich Luft nach oben. Vor allem der noch immer nicht abebbende Trend zu Athleisure, also Sportkleidung die im Alltag getragen wird, sowie erste Vorbestellungen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland, würden die Umsätze für das zweite Halbjahr 2017 noch deutlich ankurbeln. Konzernchef Kasper Rorsted hob die Prognose für das Gesamtjahr 2017 prompt an: Es werde nun ein währungsbereinigtes Umsatzplus von 17 bis 19 Prozent erwartet, der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft soll sogar um 26 bis 28 Prozent steigen. Kein Wunder also, dass viele Analysten der Aktie trotz einem bereits sehr hohen Kurs, den Kauf der Adidas-Aktie weiterhin empfehlen. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux erwartet für den Rest des Jahres eine Kurszunahme von zehn Prozent auf 220 Euro und raten zum Kauf der Aktie.
Fazit: Auch wenn es bei einem Preis von knapp 200 Euro pro Aktie fast schon vermessen ist noch von einem „Schnäppchen“ zu sprechen, scheinen Anleger mit dem Kauf des Adidas-Wertpapiers dennoch nicht schlecht beraten. Die hohen Kursziele der Analysten zeigen, dass bei dem Sportartikelhersteller vermutlich noch deutlich Luft nach oben ist und es noch nicht zu spät ist auf den Adidas-Zug aufzuspringen.
Schnäppchen Nr. 4: Sixt
Auch Deutschlands größter Autovermieter Sixt machte in den letzten Wochen Schlagzeilen mit guten Quartalszahlen und noch besseren Börsenwerten. Sixt verkündete am Donnerstag, dass der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um unerwartet hohe 28 Prozent auf fast 78 Millionen Euro gestiegen war, bei einem Konzernumsatz seit Januar von 1,21 Milliarden Euro, ein Anstieg von 5,7 Prozent. Damit hat sich Sixt nach eigenen Angaben erneut als profitabelster Autovermieter der Welt behauptet. Investoren zeigten sich von den Zahlen sichtlich beeindruckt: Innerhalb kürzester Zeit stiegen die Aktien des Autovermieters auf ein Rekordhoch von 64,75 Euro.
Und es sieht ganz danach aus, als sei die Rekordralley noch nicht vorbei: Experten halten eine Fusion zwischen Daimler’s Carsharing-Firma Car2go, sowie der zu je halben Teilen von BWM and Sixt gehaltenen Carsharing-Tochter DriveNow für sehr wahrscheinlich. Commerzbank Analystin Sabrina Taneja empfehlt daher weiterhin den Kauf der Aktie. Sie erhöhte ihr Kursziel kurzfristig von 65 auf 75 Euro, mit der Begründung, dass anhaltende Fusionsgespräche den Kurs positiv beeinflussen würden. Ihr Kursziel entspräche einem Plus von 17,7 Prozent verglichen mit dem Kurs von Freitag von 63,70 Euro, ein optimistisches Votum, was bedeutet, dass bei der Sixt-Aktie trotz Rekordhoch wohl noch lange nicht der Zenit erreicht ist.
Die Analysten der Commerzbank sind mit ihrer Einschätzung nicht allein: Auch Experten der Schweizer Großbank UBS und der DZ Bank sprachen der Aktie eine klare Kaufempfehlung aus. Analyst Harald Heider von der DZ Bank erwartet für das Jahr 2017 insgesamt einen Vorsteuergewinn von 240 Millionen Euro. Dabei sieht er weiteres Zukunftspotential bei dem bereits im ersten Halbjahr 2017 sehr erfolgreichen Auslandsgeschäft. Sixt hatte in diesem Jahr aufgrund der schwierigen Verhältnisse in der Türkei, Tunesien und Ägypten korrekt auf stärkere Geschäfte in Spanien, Frankreich und Italien gesetzt, und somit dort ihr Netz an Vermietstationen stark ausgebaut.
Fazit: Mit seiner Strategie des Ausbaus der Auslandsgeschäfte scheint Konzernchef Erich Sixt derzeit goldrichtig zu liegen. Der Anteil des Auslands an den operativen Gewinnen lag im zweiten Halbjahr 2017 bei 53,4 Prozent und scheint aufgrund des stabilen Urlaubsmarktes weiter zu steigen. Deswegen zählt auch die Sixt-Aktie unbedingt zu den Empfehlungen für jedes Portfolio im Sommer 2017.
Schnäppchen Nr. 5: Xing
Auch Xing gehört zurzeit eindeutig zu den Gewinnern unter den „Made-in-Germany“-Aktien. Das Soziale Netzwerk mit Sitz in Hamburg erfreute Anleger mit guten Zahlen im zweiten Quartal 2017, laut eigenen Angaben das erfolgreichste Quartal in der Geschichte des Unternehmens. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen übertraf mit 15,3 Millionen Euro die Erwartungen der Experten und jagte die Aktie des Tec-DAX-Unternehmens prompt auf ein neues Allzeithoch von 265,35 Euro. Dank dieses starken Anstiegs verzeichnete das Wertpapier im bisherigen Jahresverlauf ein Gesamtwachstum von über 40 Prozent und gehörte somit zu den größten Gewinnern unter den deutschen Technologietiteln. Und es ist noch kein Ende in Sicht: Dank strategischen Zukäufen und starken Wachstumsinitiativen ist das Unternehmen laut Analysten bestens für die Zukunft gewappnet.
BHF Bank Analyst Marcus Silbe sieht die Stärke des Karrierenetzwerks mit 13 Millionen Nutzern vor allem in seiner starken Verankerung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Trotz starker amerikanischer Konkurrenten wie Microsoft-Tochter LinkedIn, gelänge es Xing sich zukunftsfähig zu positionieren. Die Analysten der Privatbank Hauck & Aufhäuser sind der gleichen Meinung: Sie sehen bei der Xing-Aktie noch viel Luft nach oben und hoben dementsprechend ihre Kaufempfehlung von 205 Euro auf 300 Euro an, ein Plus von rund 20 Prozent gegenüber den knapp 250,15 Euro bei denen die Aktie zuletzt stand.
Fazit: Bei dem deutschen Social Media Unternehmen Xing läuft es derzeit sehr gut und es gibt keinen Grund zu Annahme, dass sich das so schnell ändert. Strategische Zukäufe, sowie eine starke Verwurzelung in der DACH-Region führen dazu, werden die Aktie auch in Zukunft in die Höhe treiben. Deswegen können Anleger mit einer Investition in das Karrierenetzwerk derzeit nicht viel falsch machen. Rosalie Engels