Deutsche Bank: Wo bleibt die Größe?
Schon mehrere Generationen von Vorständen haben sich an der Neuausrichtung der Deutschen Bank versucht – teure Irrtümer kamen dabei heraus, Ausflüge ins Unbekannte und vor allem ins Unerquickliche. Charakteristikum jeweils nach dem Abtritt eines Reformers, Change-Managers oder Sanierers: Nichts blieb auf bewährtem Pfad, kaum etwas konnte sich etablieren, wie Reinhard Schlieker desillusioniert feststellt.
Schon mehrere Generationen von Vorständen haben sich an der Neuausrichtung der Deutschen Bank versucht – teure Irrtümer kamen dabei heraus, Ausflüge ins Unbekannte und vor allem ins Unerquickliche. Charakteristikum jeweils nach dem Abtritt eines Reformers, Change-Managers oder Sanierers: Nichts blieb, wie es schon immer war, und kaum etwas konnte sich so etablieren, wie es nur kurz zuvor gestaltet geworden war.
Von Reinhard Schlieker
Am Wirbel um die Postbank haben es auch die Normalverdiener gemerkt: Die Irrungen der Deutschbänker legendär, und sie haben in diesem Fall natürlich auch nicht dazu geführt, dass das querliegende Institut nun zum Zugpferd für eine ganz neue Klasse von Bankkunden geworden wäre. In all den Jahren ist die Deutsche Bank, und gar nicht einmal immer selbstverschuldet, vom Aushängeschild deutschen Finanzierungswesens auf internationale Bühne doch deutlich abgesackt. Die äußere Größe also ging verloren, was zumindest ein Signal dafür hätte sein können, nun innere Größe zu beweisen.
Es muss ja nicht das Flair alt-ehrwürdiger Bankenpaläste mit einschüchterndem Marmor großer Empfangshallen sein – auch wenn man sich beim Betrachten alter Bilder, oder auch nur der Kulisse jener Bank in Disneys „Mary Poppins“ so manches zurückwünscht. Die Digitalisierung darf ja ruhig bleiben, das widerspricht sich ja nicht. Nun hat sich die Bank aber entschieden, nur eine ganz kleine alte Tradition wiederzubeleben: Die Deutsche Asset Management soll wieder DWS heißen, ganz wie einst, als man schön im Geiste der Sechziger die Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen kannte. Anlass ist freilich nicht die hohe Wertschätzung der eigenen Tochter, sondern der Auftakt zum Börsengang jener Investment- und Vermögenssparte, oder zumindest eines Viertels davon, unter der Rechtsform der GmbH & Co.KG auf Aktien.
Damit behält die Deutsche die Zügel in der Hand – warum aber der Gewinn der DWS nicht zu hundert Prozent weiter an die Mutter fließen soll, sondern dann nur noch zu 75 Prozent, dürften sich die potentiellen Anleger bei den laufenden Roadshows wohl fragen. Die Fondsmanager der DWS dürften es nicht ungern sehen, international „gestreut“ zu werden und den hundertprozentigen Durchgriff der Muttergesellschaft eben nicht mehr zu genießen. Das Ganze soll allerdings in recht kurzer Zeit Wirklichkeit werden. Folgt der Börsengang tatsächlich, wie es heißt, schon im Frühjahr, gibt es bis dahin noch reichlich Arbeit für die Hausjuristen und externe Berater. Das geneigte Publikum, soweit nicht börsenorientiert oder einfach nur Kundschaft der Bank, nimmt zuvörderst erneut einen Umbau wahr – und weiß aus den Medien, dass es ein Umbau im Umbau ist.
Das in Deutsche-Bank-Aktien engagierte Publikum, nicht immer geneigt jenem Unternehmen gegenüber, hat langfristig gesehen dem Aktienkurs hinterhergeblickt auf dem Abstieg, darf sich im kommenden Frühjahr im Gegensatz zu anderen boomenden Dax-Werten auch nicht auf eine Dividende in tatsächlich tröstender Höhe freuen, und fragt sich wohl, ob das nun eine dringliche Operation war. Aber vielleicht ist die Deutsche Bank ja in der Lage, inzwischen vielerlei gleichzeitig und das auch noch richtig zu machen. Überraschungen gibt es ja täglich, und das wäre mal eine.