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„Die Commerzbank ist wieder da!“

So ordnete Konzernchef Manfred Knof die Ergebnisse des über viele Jahre krisengeplagten Finanzinstituts im Rahmen der jüngsten Bilanzvorlage ein. Tatsächlich befindet sich das Geldhaus auf einem eindrucksvollen Comeback-Kurs. Und ist nun auch im Dax: wieder da.

Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, läutet an der Deutschen Börse die Eröffnungsglocke. Die Commerzbank wird wieder im Börsenindex Dax geführt. (Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Christoph Gollnow)

So ordnete Konzernchef Manfred Knof die Ergebnisse des über viele Jahre krisengeplagten Finanzinstituts im Rahmen der jüngsten Bilanzvorlage ein. Tatsächlich befindet sich das Geldhaus auf einem eindrucksvollen Comeback-Kurs. Und ist nun auch im Dax: wieder da.

Knof beeilte sich jedoch, seiner euphorischen Feststellung eine die Erwartungen etwas dämpfende Demut folgen zu lassen. „Wir wissen, dass wir noch eine lange und anspruchsvolle Wegstrecke vor uns haben, bis wir die selbstgesteckten Ziele erreichen und im Idealfall sogar übertreffen“, sagte er. So als traute er selbst noch nicht ganz dem Tempo, mit dem seine Bank gerade den Gewinn erhöht und den eigenen Aktienkurs steigen lässt. 1,4 Milliarden Euro blieben 2022 als Überschuss hängen, mehr als dreimal so viel wie im Jahr davor. Und 2023 soll der Nettogewinn nochmal deutlich zulegen. „Wir streben für dieses Jahr ein gegenüber 2022 deutlich höheres Konzernergebnis an“, prognostizierte Knof. Damit könnte die Commerzbank erstmals wieder so viel oder sogar mehr Gewinn machen als im Jahr 2007, vor der Finanzkrise. 1,9 Milliarden Euro hatte das Geldhaus damals innerhalb von zwölf Monaten verdient.
Der darauffolgende Absturz inklusive Staatsrettung ist wohlbekannt. Und auch in den Jahren, als viele Konkurrenten längst wieder viel Geld verdienten, schlitterte die Commerzbank von einer Krise in die nächste. 2018 verlor die Bank ihren Platz im Dax. Die Corona-Pandemie tat ihr übriges. 2020 stand ein Verlust von 2,9 Milliarden Euro in den Büchern, der Aktienkurs erreichte im März desselben Jahres ein Rekordtief bei 2,80 Euro.

Seit 2020 hat sich der Kurs der Commerzbank-Aktie vervierfacht

Doch das ist Geschichte. Inzwischen steht der Kurs bei 11,40 Euro, womit er sich seither mehr als vervierfacht hat. Seit 2021 schreiben die Frankfurter wieder schwarze Zahlen und die Umsätze steigen ebenfalls, 2022 um zwölf Prozent auf 9,46 Milliarden Euro. Seit Montag ist die Commerzbank darüber hinaus zurück in Deutschlands Leitindex, weil der Industriegasekonzern Linde die Frankfurter Börse verlässt und sich lieber in den USA gelistet sehen will. Es passt ins gegenwärtige Bild, dass sich die Commerzbank sogleich mit einem Plus von 4,6 Prozent an die Dax-Spitze setzte. Allein für die ersten zwei Monate des laufenden Jahres steht damit nun schon ein Kursplus von rund 25 Prozent zu Buche.
„Die Commerzbank ist wieder da.“ Manfred Knof hat damit eine kaum für möglich gehaltene Erfolgsstory in einen Satz gepackt. Es läuft bei dem vielfach gescholtenen Institut, ausgerechnet mit einer deutschen Bank konnten mutige Anleger in den vergangenen beiden Jahren gigantische Renditen erzielen. Aus einem der größten Finanzkrisenverlierer ist ein Gewinner geworden, kaum ein Bank Titel lief in Europa zuletzt so gut, wie die Aktie der Commerzbank.

Zinswende treibt die Gewinne

Deutschlands zweitgrößtes privates Geldhaus profitiert, wie fast die gesamte Branche, von der Zinswende. Seit Juli 2022 bekommen Banken wieder Zinsen für Geld, das sie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Ebenso steigen die Einnahmen durch höhere Kreditzinsen. Besonders für deutsche Banken, die im Investmentbanking ihren US-Wettbewerbern weit hinterherhinken und sich daher inzwischen mehr auf das Banken-Kerngeschäft der Kreditvergabe konzentrieren, sind die Zinseinnahmen ein Segen. Die Commerzbank rechnet für 2023 mit einem Zinsüberschuss von 6,5 Milliarden Euro. Speziell lief es für die Bank zuletzt im Firmenkundengeschäft stark.

Es gibt wieder eine Dividendenstrategie

In naher Zukunft will CEO Knof nicht nur den Gewinn weiter erhöhen, sondern auch die Rendite steigern. Die auf das materielle Eigenkapital soll bis 2024 von 4,9 auf 7,3 Prozent anwachsen. Zudem sollen pro Euro Umsatz nur noch 60 Cent Kosten anfallen, womit das sich das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag weiter aufbessern soll.

Von der neuen Sparsamkeit und dem Fokus auf Rendite sollen die Aktionäre profitieren.  Die Hälfte des Gewinns des laufenden Jahres soll ausgeschüttet werden. Da dieser im Vergleich zum Vorjahr zulegen soll, dürfte dies auch die Dividende. Eine solche wird für das Geschäftsjahr 2022 nach langer Zeit erstmals wieder ausgezahlt. 20 Cent pro Aktie entsprechen einer Dividendenrendite von 4,2 Prozent. Das ist stattlich, bedenkt man die guten Chancen auf steigende Ausschüttungen und ein niedriges KGV von gerade einmal 7,1.

Kann die Commerzbank-Aktie noch weiter steigen?

Bleibt die Commerzbank also auch an der Börse auf Comeback-Kurs? Die Dax-Rückkehr könnte dabei auf jeden Fall helfen. Passive Indexfonds, die den Dax nachbilden, müssen die Aktie nun neu aufnehmen. Hinzu kommt, dass der Dax international bekannter ist als seine kleinen Brüder und Schwestern. Die Commerzbank ist also auch auf internationaler Bühne wieder da. Auf Sicht der vergangenen drei Monate gaben Analysten fünf Kauf und fünf Halteempfehlungen für die Aktie ab. Verkaufen würde keiner der befragten Experten. Timo Dums von der DZ Bank hat sein Kursziel vor kurzem von 11,30 auf 12,70 Euro angehoben und lobte besonders den „zinsbedingten Ertragsschub“. UBS-Analystin Daniele Brupbacher traut den Commerzbank-Papieren aufgrund der bestehenden Dynamik steigender Zinseinnahmen mit einem Kursziel von 15,60 Euro noch deutlich mehr zu. Skeptischer ist Anke Reingen von der RBC. Sie liegt mit einem Kursziel von elf Euro knapp unter dem derzeitigen Kursniveau. Sie sieht zwar ebenfalls noch gute Chancen auf wachsende Erträge durch die steigenden Zinssätze und eine noch bessere Kostenkontrolle. Allerdings sei ein Großteil der guten Nachrichten schon eingepreist, so die Expertin. DZ-Bank Analyst Dums mahnt zudem die Belastungen rundum die mBank in Polen an. Auch Hussam Masri von der Deka sieht darin ein Risiko. Die Commerzbank-Tochter sieht sich im Nachbarland mit Klagen wegen missbräuchlicher Vertragsklauseln konfrontiert. Kunden hätten Hypothekendarlehen in Schweizer Franken aufgenommen und kämpften aufgrund des Franken-Anstiegs nun mit hohen Kosten, erklärt Masri. 1,4 Milliarden Euro habe die Commerzbank deshalb für drohende Schadenersatzzahlungen zurückgelegt.
So ganz ohne Krise geht es also immer noch nicht. Doch alles in allem sollte das Zahlenwerk, die Prognose inklusive der guten Aussichten für gesamte Branche und die Entwicklung des Aktienkurses Anlegern Mut machen. Auch die Commerzbank-Aktie ist wieder da und mindestens einen Blick wert.

OG

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