Yellen lässt Märkte in der Warteschleife kreisen
Die Aktienmärkte machten Freudensprünge, aber nicht allzu große. Die Fed ändert wieder nichts. Die Zinsen bleiben unten. Das vermeidet sicherlich Risiken an den Finanzmärkten, hat indes aber auch neue Unsicherheiten gebracht. Die jetzige Taktik der US-Notenbank wird nicht lange vorhalten, und Janet Yellen rettet sich, so scheint es, lieber ins lange Abwarten, bevor sie einen schnellen Fehler riskiert.
Die Aktienmärkte machten Freudensprünge, aber nicht allzu große. Die Fed ändert wieder nichts. Die Zinsen bleiben unten. Das vermeidet sicherlich Risiken an den Fianzmärkten, hat indes aber auch neue Unsicherheiten gebracht. Die jetzige Taktik der US-Notenbank wird nicht lange vorhalten, und Janet Yellen rettet sich, so scheint es, lieber ins lange Abwarten, bevor sie einen schnellen Fehler riskiert.
Die AKitenmärkte haben sich schon wieder beruhigt, wenn sie überhaupt aufgeregt waren. Ein kleines Plus zum Wochenschluss, das war's. Doch hinter der Fassade der Routine lauert die Angst, dass etwas schiefgehen könnte. Die Fed-Mitglieder hatten im Vorfeld relativ vorsichtig gegenüber einer möglichen Zinsanhebung schon im September geäußert hatten. Das war ein erstes Zeichen. Allerdings befindet sich die Notenbank nun weiter in einer Zwickmühle. Denn es gibt durchaus gute Gründe für eine Zinsanhebung. So zeigten aktuelle Daten, dass die amerikanische Inflation auf Jahresbasis im August bei 1,1 Prozent lag, was einer Steigerung von 0,3 Prozentpunkten gegenüber dem Juli-Wert entspricht.
Betrachtet man nur die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel, dann lag die Teuerungsrate im August sogar bei 2,3 Prozent, was der Fed durchaus die Tür für eine minimale Zinsanhebung bereits auf dieser Sitzung öffnet, wie Carlo Alberto De Casa, Chief Analyst bei ActivTrades, in seinem Marktkommentar schreibt. Zudem steigen die Einkommen in den USA das erste Mal seit neun Jahren wieder an und auch die Armutsquote sinkt so deutlich wie seit 17 Jahren nicht.
Eigentlich wäre es also der perfekte Zeitpunkt, um die Zinsen wieder auf ein normales Niveau zu heben. Schließlich ist die lockere Geldpolitik für Krisenzeiten gedacht. Sollte sich der Zinssatz nicht auf einem weit höheren Maß einpendeln als derzeit, wären der Notenbank bei kommenden Krisen die Hände gebunden, da sie ihr wichtigstes Werkzeug, die Zinspolitik, schon bis zum Ende ausgereizt hätte.
Japans Märkte im Fokus
Weltweit zeigen die Maßnahmen der Fed kaum Wirkung. Zuerst hatten nach der aktuellen Entwscheidung die japanischen Banker ihre Maßnahmen auf den Prüfstand gestellt. Das Ergebnis ist zunächst einmal, dass der Einlagezins in Japan bei 0,1 Prozent belassen wird. Dies ist für die Anleger schon die erste gute Nachricht, da im Vorfeld bereits von einer weiteren Erhöhung die Rede war. Die eigentliche Kursänderung betrifft jedoch die Anleihenkäufe. Hier ist die Notenbank davon abgerückt, jährliche die feste Summe von 80 Billionen Yen auszugeben. Zwar werde man die Menge in etwa beibehalten, wie es heute heißt, allerdings verschafft sich die Bank so mehr Spielraum. Ziel soll es nun primär sein, die Zinsen für die Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit bei Null Prozent zu halten.
Damit reagieren die Währungshüter auf die Auswirkungen ihrer Strafzinspolitik, wonach auch die Zinsen für langfristige Anleihen beinahe auf das Niveau von drei- oder zehnjährigen Anleihen gefallen war. Diese sehr niedrige Zinskurve macht vor allem Banken und Versicherern zu schaffen, da die langfristigen Staatsanleihen für sie ein wichtiges Anlageinstrument sind. Wenn diese jedoch keine Rendite mehr bringen, haben die Banken auch weniger Spielraum für Kredite. Zudem kündigte Bank of Japan an, dass sie die lockere Geldpolitik so lange beibehalten wird, bis sich eine Inflation von zwei Prozent oder mehr eingestellt hat.
Experten warnten vor Zinsanhebung
Das Problem ist jedoch, dass der Markt sich an das billige Geld gewöhnt hat und auf eine Erhöhung nicht vorbereitet wäre. Das Beispiel aus dem Jahr 1994 zeigt, dass ein solcher Zinsschock die Märkte wieder durcheinander wirbelnd würde. Damals wurden die Märkte von der Zinserhöhung überrumpelt und brachen ein. Derzeit ist eine ähnliche Haltung festzustellen. Bei den Währungen schwankt der Euro aufgrund der Wartehaltung der Marktteilnehmer seit Wochen um die 1,12 Dollar-Marke, wobei die relativ festen US-Inflationsdaten vom Freitag den Euro gegenüber dem Dollar bis auf 1,1155 drückten.
Barclays und BNP Paribas gehören zu den sogenannten Primärhändlern, also Banken, die direkt mit der Fed Geldgeschäfte abwickeln und daher eine gewisses Gespür für die Politik der Notenbank haben. Und beide Geldhäuser warnten vor einer Erhöhung durch die Fed. „Wir sind nicht verrückt, es ist das erste Mal, dass wir uns so vehement gegen die Mehrheitsmeinung stellen“, sagt Barclays-Ökonom Rob Martin gegenüber Bloomberg. Und obwohl es am Ende keine Erhöhung wurde, haben die Analysten der beiden Häuser dennoch Recht behalten. Yellen machte deutlich, dass die Erhöhung kurz bevor steht. Robin Schenkewitz