Norddeutsche Affinerie: bester Wert im MDAX!
Während die meisten Papiere des MDAX im zu Ende gehenden Jahr teilweise prozentual zweistellige Verluste zu verbuchen hatten, liegt die Aktie der Kupferhütte bis dato um rund 4% im Plus. Sie weist damit als Einzige eine positive Performance auf. In der vergangenen Woche hat sich der Konzern bei Vorlage seiner Jahresbilanz 2007/08 (bis Ende September) zur weiteren Geschäftsentwicklung geäußert. Zwar dürfte auch die Norddeutsche Affinerie (NA) die Auswirkungen des weltweiten Konjunkturabschwungs spüren, Trübsal geblasen wurde aber nicht!
„Ich sehe nicht, dass die Kupfernachfrage weltweit dramatisch einbrechen wird“, erläuterte Firmenlenker Dr. Bernd Drouven. Er begründete dies mit wichtigen Infrastrukturprojekten wie dem Bau von Kraftwerken in Osteuropa, für die große Mengen von Kupferkabeln benötigt werden. „Keiner baut sein Kraftwerk nur deshalb nicht weiter, weil die Konjunktur schwächer wird.“, wird der Vorstand zitiert. Er verwies zudem auf die nach wie vor hohe Nachfrage von den Windkraftanlagenbauern und geht ferner davon aus, dass auch der chinesische Markt weiter wachsen wird.
Stabilisierung im Jahresverlauf
Europas größte Kupferhütte erwartet daher insgesamt kaum Auswirkungen des weltweiten Konjunkturabschwungs auf ihr Geschäft. Allerdings wird sie sich nicht von der Gesamtkonjunktur abkoppeln können. Beispielsweise ist sie sehr stark abhängig von der derzeit kriselnden Autoindustrie, die bislang etwa 10 bis 15 Prozent der Konzernerlöse beisteuerte. Ausgehend von dem herausragenden Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres geht die Norddeutsche Affinerie daher zunächst von einer deutlichen Abschwächung des Ergebnisses im ersten Quartal, also dem Zeitraum Oktober bis Dezember 2008, aus. Zum einen dürften die in den vergangenen Wochen gesunkenen Kupferpreise zu einer Abwertung der Bestände führen. Zwar nicht cash-relevant, wirkte sich dies jedoch negativ auf das Ergebnis aus. Daneben war die Auslastung der Kupferproduktion zum anderem durch die geplanten Wartungsstillstände im Oktober 2008 geringer. Der Firmenchef rechnet jedoch mit einer voraussichtlichen Stabilisierung im Laufe des Geschäftsjahres. Allerdings werden die Ergebnisse 2008/09 unter den Rekordniveaus des Vorjahres liegen, erläuterte Drouven.
Neue Spitzenwerte
Im vergangenen Geschäftsjahr 2007/08 profitierte die Gesellschaft von der weltweit zeitweise noch brummenden Kupfernachfrage und konnte sich über voll ausgelastete Anlagen freuen. Daneben trug die Übernahme des belgischen Rivalen Cumerio zu den Steigerungen bei. Der Umsatz kletterte nach vorläufigen Berechnungen von 6,47 auf 8,39 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte von 260 auf 383 Mio. Euro zu. Vor Steuern (EBT) stieg der Profit von 251 auf 351 Mio. Euro. Abzüglich von positive Einmal- und Bewertungseffekten von rund 73 Mio. Euro, die im Wesentlichen aus dem Abbau von Metallvorräten resultierten, übertraf die Gesellschaft damit ihre eigene Prognose eines bereinigten EBT von 250 Mio. Euro. Nach Steuern verdiente der Konzern 237 Mio. Euro, nach 159 Mio. Euro im Vorjahr, was somit einem Anstieg von 50% entspricht. Er profitierte dabei auch von einer geringeren Steuerlast. Das Ergebnis je Aktie (EPS) verbesserte sich von 4,24 auf 5,82 Euro. Von den steigenden Gewinnen sollen auch die Aktionäre profitieren, der Konzern will die Dividende von 1,45 auf 1,60 Euro anheben.
Erholung beim Kupferpreis erwartet
Mit Blick auf die Entwicklung am Kupfermarkt verwies der Vorstand jüngst darauf, dass es durch die sich verschärfende Finanzkrise und die weltweite Verschlechterung in den vergangenen Monaten zu deutlichen Preisrückgängen gekommen ist. So hat sich der Kupferpreis an der Londoner Metallbörse von Anfang Oktober bis Mitte Dezember mehr als halbiert. 2009 erwartet die Norddeutsche Affinerie nun zwar weiter stark schwankende, aber tendenziell wieder steigende Kupfernotierungen bei insgesamt hoher globaler Nachfrage trotz der Konjunkturabkühlung. Und auch mittelfristig rechnet der Vorstand, ausgehend von dem derzeitig niedrigen Niveau, mit einer Erholung des Kupferpreises.
Kupferspezialist
Der Konzern ist, eigenen Angaben zufolge, der größte Kupferproduzent Europas und im Kupferrecycling international führend. Er stellt beispielsweise aus Kupfererz, Altkupfer und Recyclingrohstoffen reines Kupfer her und verarbeitet es weiter zu Gießwalzdraht, Stranggussformaten, Walzprodukten sowie Spezialdraht, die zum Beispiel in der Auto-, Elektro- und Bauindustrie zum Einsatz kommen. Edelmetalle und eine Reihe anderer Produkte wie Schwefelsäure und Eisensilikat ergänzen das Sortiment.
Erste Einsparungen
Beim Ausbau seiner Marktstellung hat der Konzern 2008 mit der Übernahme des belgischen Wettbewerbers Cumerio einen großen Schritt gemacht. Wie es jüngst hieß, läuft auch die Integration weiterhin erfolgreich. Demnach hat die Kombination beider Unternehmen bereits zur Realisierung einer erheblichen Anzahl von Verbesserungen geführt. In Zahlen ausgedrückt konnten im vergangenen Geschäftsjahr rund 5 Mio. Euro Synergien erzielt werden. Mittelfristiges Ziel sind Einsparungen von 40 Mio. Euro jährlich, und der Vorstand betonte, an deren Umsetzung konsequent zu arbeiten. Die Norddeutsche Affinerie hatte sich in diesem Jahr Cumerio nach monatelangem Tauziehen mit dem österreichischen Mischkonzern A-Tec Industries einverleibt. Nun will man den Zusammenschluss auch nach außen deutlich machen, künftig soll der Konzern unter dem Namen Aurubis firmieren, der Hauptversammlung am 26. Februar wird ein entsprechender Vorschlag unterbreitet.
Fazit:
Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr ist aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage zwar verhalten, vor allem für das gerade laufende erste Quartal, dennoch waren die Aussagen des Vorstandes zur künftigen Entwicklung weniger pessimistisch, als die aktuelle weltweite Wirtschaftslage hätte vermuten lassen. Trotz der nach wie vor bestehenden konjunkturellen Unsicherheiten und den daraus resultierenden Risiken ist das Unternehmen dennoch interessant. So könnten die weltweiten Konjunkturpakete, die vielerorts vor allem auf den Ausbau der Infrastruktur zielen, für eine anhaltend gute Nachfrage nach Kupfer als wichtigen Rohstoff sorgen. Davon sollte auch die Norddeutsche Affinerie mit seiner glänzenden Marktposition, die durch die Übernahme von Cumerio stark verbessert wurde, profitieren.
Ausbruch abwarten!
Am Markt scheint man unterdessen skeptischer. So hat die Aktie nach dem kräftigen Kurssprung am Montag im Wochenverlauf und nach Bekanntgabe von Bilanz und Ausblick wieder nachgegeben. Dies könnte jedoch auch unter die Kategorie Gewinnmitnahmen fallen, nachdem das Papier vom dem Tief im Oktober um gut 50% zugelegt hatte. Charttechnisch betrachtet ist eine intakte Abwärtstrendtrendlinie auszumachen die aus der Verbindung des Allzeithochs von 38,69 Euro im Juli und dem Zwischenhoch im September resultiert. In der vergangenen Woche kurz darüber geklettert, reichte es aber zunächst nicht für einen nachhaltigen Sprung darüber. Gelänge jedoch ein Ausbruch auf Wochenschlusskursbasis über die Linie bei derzeit etwa 29,50 Euro, würde dies aus technischer Sicht einem mittelfristigen Kaufsignal gleichkommen. Entsprechend könnten sich spekulativ eingestellte Investoren nun auf die Lauer legen und auf einen Ausbruch warten. Anschließend ist dann eine dem eigenen Risiko angemessene Absicherung unverzichtbar.