Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Aktien >

Rekordjahr für den Tourismus: Welche Aktien profitieren?

Die Erholung in der Reisebranche dürfte 2023 noch einmal an Fahrt aufnehmen. Nach Covid und dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist die Trendwende in vollem Gang. Die Inflation scheint dabei bislang eher zu helfen, anstatt zu schaden.

(Foto: Lukas Wunderlich / Shutterstock)

Die Erholung in der Reisebranche dürfte 2023 noch einmal an Fahrt aufnehmen. Nach Covid und dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist die Trendwende in vollem Gang. Die Inflation scheint dabei bislang eher zu helfen, anstatt zu schaden.

Über 55 Millionen Passagiere sind laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr an deutschen Hauptverkehrsflughäfen während des Sommerflugplans ins Ausland gestartet. Das sind mehr als doppelt so viele wie 2021, allerdings immer noch 23 Prozent weniger als zwischen April und Oktober 2019.

Die Statistik steht stellvertretend für die Tourismuswirtschaft hierzulande und weltweit. Es geht stark aufwärts in der leidgeplagten Branche – und es gibt noch immer etwas aufzuholen. 2023 hat das Potenzial zu einem neuen Rekordjahr zu werden, für Airlines, Hotelketten, Buchungsportale. Bereits in den letzten beiden Quartalen 2022 deutete sich an, dass der Sektor dabei ist seine tiefe Krise endgültig hinter sich zu lassen. An der Börse waren Unternehmen aus der Branche maßgeblich an der Erholungsrally beteiligt, die im Oktober des vergangenen Jahres ihren Ausgang nahm und unter anderem den Dax bis Mitte Februar um über 3.000 Punkte steigen ließ. Der europäische Branchenindex „Europe 600 Travel & Leisure“ legte in diesem Zeitraum um 37 Prozent zu. Sein US-Pendant, der „Dow Jones US Travel & Leisure Index“ stieg mit einem Plus von 26 Prozent weniger stark, hatte zuvor allerdings auch weniger Punkte eingebüßt. Zudem ist der US-Index im Vergleich breiter bestückt, zum Beispiel zählen die Aktien von McDonalds und Starbucks sowie die einer ganzen Reihe weiterer Schnellrestaurantketten mit in die Bewertung. Der europäische Branchenindex konzentriert sich dagegen mit wenigen Ausnahmen auf Aktien, die direkt vom Tourismus abhängig sind, darunter Lufthansa, Ryanair und die französische Hotelkette Accor.

Die Entwicklung beider Indizes zeigt: mit Tourismus-Aktien ist wieder zu rechnen. Die Risiken rund um das Coronavirus sind inzwischen auf ein Minimum geschrumpft, selbst China hatte inzwischen seinen „Freedom-Day“. Der Krieg in der Ukraine war im ersten Halbjahr 2022 ein Faktor, hatte in der Folge aber weniger Auswirkungen auf das globale Reiseverhalten, als zunächst erwartet. Die hohe Inflation in den USA und Europa, die freilich auch den Urlaub verteuert, tut der Reiselust bislang auch keinen Abbruch. Nach den Pandemiejahren ist die Lust aufs Verreisen offenbar groß genug, sodass die teils deutlichen Preissteigerungen von Verbrauchern am Ende hingenommen werden.

Lufthansa Aktie: 70 Prozent plus seit Oktober vergangenen Jahres

Das bringt einigen Unternehmen aus dem Sektor stattliche Gewinnmargen, allen voran den Airlines. Bei der Deutschen Lufthansa liegen die Ticketerlöse inzwischen rund 23 Prozent über dem Niveau von 2019. „Lufthansa hat die Pandemie hinter sich gelassen und blickt optimistisch nach vorne“, sagte Vorstandschef Carsten Spohr im Rahmen der Zahlenvorlage zum dritten Quartal. „Die Lust zu reisen und damit die Nachfrage nach Flugtickets ist weiter ungebrochen.“ Vor Steuern und Abschreibungen verdiente die Kranich-Airline von Juli bis September 2022 1,1 Milliarden Euro. Unterm Strich kletterte der Gewinn auf 809 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte die Lufthansa noch einen Verlust in Höhe von 72 Millionen Euro ausgewiesen. Der Umsatz stieg von 5,2 auf 10,1 Milliarden Euro. Das Passagier-Aufkommen legte im dritten Quartal ebenfalls kräftig zu, von 20 Millionen im Vorjahr auf nun 33 Millionen. In diesem Jahr sollen die Gewinne weiter steigen. Die US-Fluggesellschaft United Airlines will den Gewinn 2023 sogar vervierfachen.

Die Lufthansa überzeugt derweil vor allem auch aus Aktionärssicht. In den fünf Monaten von Oktober 2022 bis Februar 2023 stieg der Aktienkurs der Kölner um 70 Prozent und steht nun bei fast zehn Euro. Barclays-Analyst Andrew Lobbenberg hält mittelfristig einen Kurs von 14,80 Euro für möglich. Flugreisen seien derzeit stark gefragt, so der Experte. Zudem lobte er den Fokus, der bei der Lufthansa wieder mehr auf der Profitabilität liege als auf der Masse. Allerdings blickt man auch beim Billigflieger Ryanair zuversichtlich aufs laufende Jahr: „Die Aussichten für den Sommer sind im Moment sehr stark - starke Buchungen, starke Preise“, sagte O‘Leary jüngst gegenüber Reuters. Die Aktie der irischen Airline ist in den vergangenen fünf Monaten mit einem Plus von 50 Prozent ebenfalls deutlich gestiegen.

Booking Holdings-Aktie auf Rekordhoch, Airbnb versechsfacht Gewinn 

Bereits auf neuen Rekordhöhen unterwegs ist die Aktie von Booking Holdings. Seit dem Corona-Crash hat sich ihr Kurs verdoppelt. Im Vergleich zum Vor-Corona-Hoch sind es 24 Prozent plus. Die meistgenutzte Hotelbuchungsplattform im Netz hat im dritten Quartal 2022 240 Millionen Übernachtungen vermittelt. Der Umsatz stieg von 4,7 auf 5,9 Milliarden US-Dollar, der Nettogewinn verdoppelte sich auf 1,7 Milliarden Dollar. Booking dominiert den Markt für Hotelbuchungen im Internet und hat zuletzt seine Services auf Flug- und Mietwagenbuchungen ausgeweitet. Die Coronakrise hat die US-Amerikaner nur wenig getroffen, da Booking nur als Buchungsvermittler auftritt. Die finanziellen Risiken sind also überschaubar. Am neuen Reiseboom verdient Booking nun aber wieder kräftig mit. 

Ähnlich gut läuft es bei dem nach wie vor deutlich kleineren Konkurrenten Airbnb. Im letzten Quartal 2022 schaffte die Reiseplattform einen Gewinnsprung von 55 auf 319 Millionen US-Dollar, der Umsatz legte um 24 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar zu. Die Aktie war im Zuge des Technologie-Crashs 2022 tief gefallen. In den ersten eineinhalb Jahren des laufenden Jahres hat sie nun aber schon 52 Prozent an Wert gewonnen. Auch bei den Kaliforniern wetten Investoren auf ein reisestarkes 2023.

Marriott-Aktie: Seit dem Corona-Crash geht es beständig nach oben

Perfekt ins neue Jahr startete auch die Aktie der Hotelkette Marriott. Sie legte bis Mitte Februar um 17 Prozent zu. Das Corona-Tief hat die Aktie inzwischen weit hinter sich gelassen. Der Kurs hat sich von 64 auf 171 US-Dollar fast verdreifacht. Auch Marriott profitiert vom anziehenden Reisegeschäft. Im dritten Quartal 2023 lag der Nettogewinn bei 630 Millionen US-Dollar und damit fast dreimal so hoch als ein Jahr zuvor. Zu Marriott gehören neben der Kernmarke unter anderem die bekannten Hotelketten Ritz-Carlton, Westin oder Renaissance Hotels. Insgesamt sind 8.200 Hotels in 138 Ländern Teil des Konzerns. Steigt die weltweite Reiselust, profitiert Marriott automatisch mit.

Fazit

Der Tourismus-Sektor bleibt an der Börse auf Erholungskurs. Allerdings ist die Rückkehr zur Vor-Corona-Normalität und einem starken 2023 bei vielen Aktien schon eingepreist. Potenzial könnten vor allem die Airlines bieten, deren Aktienkurse es im Zuge der Pandemie besonders schlimm erwischt hatte. Bei Airbnb ist mit Blick auf den Zinskurs der Fed Vorsicht geboten, als klassische Tech-Growth-Aktie könnten weitere Zinserhöhungen die starke operative Entwicklung überschatten. Booking Holdings und Marriott überzeugen fundamental, sind aber mit KGVs von über 20 beide auch nicht mehr günstig. Wer nicht spekulieren will, kann mit ETFs, wie dem „iShares STOXX Europe 600 Travel & Leisure ETF“ auf die Branche insgesamt setzen.

OG

Lesen Sie auch: Europas Luxus-Imperium