Schöne Bescherung: Aktienindizes bis 2026 verdreifacht?
Vor dreißig Jahren, am Montag, den 19. Oktober 1987, brach der US-Aktienmarkt zusammen. 23 Prozent an einem Tag! Doch langfristig betrachtet war das kaum mehr als eine kleine Korrektur. In der Folge schossen die Indizes in schwindelerregende Höhen. Auch heute lässt sich ein Zyklus beobachten, der Anlegern bis 2026 gewaltige Gewinne bescheren könnte: Eine Verdreifachung der Indexstände scheint bis dahin möglich.
Vor dreißig Jahren, am Montag, den 19. Oktober 1987, brach der US-Aktienmarkt zusammen. 23 Prozent an einem Tag! Doch langfristig betrachtet war das kaum mehr als eine kleine Korrektur. In der Folge schossen die Indizes in schwindelerregende Höhen. Auch heute lässt sich ein Zyklus beobachten, der Anlegern bis 2026 gewaltige Gewinne bescheren könnte: Eine Verdreifachung der Indexstände scheint bis dahin möglich.
Von James Dilworth
Viele Experten vertraten bis 1987 die These, die Aktienmärkte wären immun geworden gegen die Art von panikgesteuerten Verkäufen, wie sie zum Beispiel in den späten 1920er Jahren zu beobachten gewesen waren. Die Märkte wären nun breiter, tiefer und besser entwickelt. Und es gebe mehr institutionelle Anleger auf dem Markt, die weniger anfällig für emotionsgesteuerte Reaktionen wären. Ja, selbst Privatanleger seien inzwischen besser informiert, die Berater professioneller als in den 1920er Jahren. Und auch die Börse selbst sei viel besser strukturiert und kapitalisiert. Zudem seien viele Vorkehrungen getroffen worden, um unkontrollierte Marktbewegungen zu verhindern. Ja, Korrekturen wären immer noch möglich – und sogar wahrscheinlich. Aber eine Marktschmelze, wie die vom 29. Oktober 1929 – bekannt als „schwarzer Dienstag“ – als der Dow Jones um über zwölf Prozent einbrach, würde nie wieder passieren. Doch weit gefehlt.
1987: es passierte wieder
Diesmal war es ein Montag. Unter dem Einfluss von geopolitischen Spannungen und einer schwächelnden Weltkonjunktur wurden die globalen Marktteilnehmer im Oktober vor 30 Jahren plötzlich innerhalb weniger Tage nervös. Aktienindizes auf der ganzen Welt hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich von ihren Allzeithochs aus dem Juli und August verabschiedet. Es begann mit den Ölpreisen. Sie fielen ins Bodenlose, was einerseits die Volkswirtschaften der großen erdölproduzierenden Länder belastete, andererseits aber die politischen Spannungen im Mittleren Osten verstärkte. Am Persischen Golf kam es deshalb um ein Haar zu einem heißen Konflikt: US-amerikanische und iranische Kriegsschiffe lieferten sich am 16. Oktober einen handfesten Schusswechsel.
Letztlich war es dieses Säbelrasseln, das reichte, um ein Desaster an den Finanzmärkten auszulösen. Als die Börsen am Montag, den 19. Oktober öffneten, begannen die Aktienkurse weltweit zu fallen. Großbritannien wurde besonders hart getroffen. Die Londoner Börse war am vorangegangenen Freitag wegen eines Sturms geschlossen worden, der die ganze Insel verwüstet und fast ganz Großbritannien zum Stillstand gebracht hatte. Gemeinsam mit den Verkaufsanträgen der Vorwoche fiel der FTSE100 so in den ersten 30 Handelsminuten dieses 19. Oktober 1987 um beinahe zehn Prozent. Als dann auch die New Yorker Börse öffnete, befanden sich die Märkte im Rest der Welt bereits im freien Fall, was sich dann konsequenterweise auch auf das Treiben in New York übertrug. Und hier waren die Kurse bereits in der Vorwoche um zehn Prozent gefallen.
Die nervösen Märkte im Ausland und das sogenannte „Program-Trading“ in den USA brachten den Dow Jones Industrial Index schließlich zu Fall. Panik beherrschte den Tag, an dem die Verkäufer die Käufer bei weitem übertrumpften und auch der Handel hoffnungslos hinterherhinkte, was zu noch mehr Verkäufen führte. Zum Marktschluss hatten fast 600 Millionen Aktien den Besitzer gewechselt – ein Rekord. Gleichzeitig war der Dow Jones um ein beispielloses Niveau in Höhe von 23 Prozent gesunken, hatte damit über 500 Punkte verloren; er schloss bei 1.738 Punkten. Eine absolute Katastrophe.
Oder doch keine Katatstrophe?
Trotz der hohen Verluste und der Warnungen vieler Ökonomen vor einem Abdriften der US-Wirtschaft in eine Rezession wie die von 1929 erholte sich der Index schnell. Die Pluszeichen verstetigten sich, und Anfang 1989 waren die Märkte wieder ungefähr auf dem Niveau von vor dem Crash des 19. Oktober 1987 angelangt. Anleger, die nicht in Panik verfallen waren und investiert geblieben waren, erlebten in den folgenden Jahren eine, weitere signifikante Wertsteigerung ihres Aktienbesitzes. In den zehn Jahren nach dem Crash von 1987 kletterte der Dow Jones Industrial Average von seinem Schlusskurs in Höhe von 1.738 Punkten am „Schwarzen Montag“ auf 8.038 Punkte am 3. Oktober 1997. Ein Anstieg von mehr als 450 Prozent. Im Nachhinein betrachtet, waren die Ereignisse vom 19. Oktober 1987 – so grauenhaft sie auch an diesem Tag zu sein schienen – langfristig betrachtet nichts anderes als ein kleiner Schnitt. Dennoch blieb der Crash weit mehr in Erinnerung als die anschließende höchst-imposante Erholung.
Ich bin mir nicht sicher, ob wir inzwischen klüger geworden sind. Wir hören derzeit ständig davon, dass die Aktienmärkte überteuert wären und eine Korrektur überfällig sei. Und obwohl der S&P 500 am laufenden Band Allzeithochs produziert – und das nachdem er über die vergangenen acht Jahre bereits um 250 Prozentpunkte gestiegen ist – konnten und können sich viele Investoren nicht richtig mit ihm anfreunden. Auch die Analysten waren nie wirklich überzeugt von einer Rallye solchen Ausmaßes, sie gaben und geben fortlaufend Warnungen vor dem Crash ab. Doch ungeachtet dessen marschiert der Bullenmarkt einfach weiter.
Wie ist die aktuelle Situation einzuordnen?
Ist es inzwischen wirklich zu spät, um noch einzusteigen? Nun, sicherlich gibt es da ein Risiko. Bekanntermaßen geben Investoren ihre Vorsicht oft zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt auf. Doch wenn man die aktuelle Rallye mit vergangenen Performances vergleicht, erscheinen solche Sorgen unbegründet. Die Märkte haben schon ganz andere Anstiege hinter sich als den jetzigen. Zwischen 1942 und 1966 sowie zwischen 1982 und 2000 ging es um jeweils 1.000 Prozent nach oben. Klar, beide Rallyes endeten auch wieder, allerdings lange Zeit nach den ersten Warnungen.
Phasen des Booms können durchaus hartnäckiger Natur sein. So ebbte der zehnfache Anstieg zwischen 1982 und 2000 nicht sukzessive ab, sondern beschleunigte sich sogar Mitte der 90er – trotz des Crashs von 1987. Umgekehrt gehen Rückschläge schnell und mit Gewalt vonstatten, oft nachdem Anleger vergessen haben zu scheinen, dass so etwas möglich ist. In den späten 90er Jahren beispielsweise sah kaum einer den brutalen Bärenmarkt vorher, der im März 2000 einsetze und drei Jahre andauern sollte.
Plötzliche Zusammenbrüche sind ein typisches Merkmal dafür, wie sich Märkte verhalten, und es gab sie schon immer. Die Finanzkrise 2008/2009 oder das Platzen der Internetblase im Jahr 2000 waren dabei genauso verheerend wie der Crash 1929 oder die oft in Vergessenheit geratene Panik 1873, die zum ersten Mal eine Börsenschließung erzwang. Diese Boom- und Bust-Phasen kehren in unvorhersehbaren Zeitabständen immer wieder. Niemand hat bisher einen Weg gefunden, um sie gewissenhaft vorhersagen zu können.
Aber vor etwa 90 Jahren entwickelte sich ein faszinierendes Muster des Marktverhaltens, das sich bis heute erstaunlich gut gehalten hat. Einem schwachen Aktienmarkt über 17 Jahre folgt ein ebenfalls 17 Jahre anhaltender starker Markt mit hohen Renditen. Und umgekehrt. Das könnte sein, dass dies nichts anderes als Zufall. Niemand weiß, ob dieser Zyklus auch in Zukunft Bestand haben wird, doch es gibt ihn. So erreichten Aktien in den 17 Jahren bis 1929 einen beachtlichen Zuwachs von jährlich durchschnittlich 13,4 Prozent. Das war der bis zu dieser Zeit höchste Durchschnitt in der Geschichte, und Investoren zeigten sich euphorisch. In den darauffolgenden 17 Jahren stiegen Aktien im Durchschnitt aber nur noch um 1,3 Prozent pro Jahr. In den 17 Jahren bis 1942 lag die Rendite bei durchschnittlichen vier Prozent.
Von 1943 bis 1960 danach stand dann wieder eine Durchschnitts-Rendite von 18 Prozent zu Buche. Seitdem schwankte das Marktpendel zwischen Verzweiflung und Euphorie hin und her. Es scheint, dass genau in dem Moment, in dem der Optimismus seinen Höhepunkt erreicht, eine neue Ära beginnt, die von niedrigen Renditen geprägt ist, und das Diktum bestätigt, dass die Anlegerstimmung am besten als konträrer Indikator angesehen wird.
Womit können Anleger heute rechnen?
Trotz der Festigkeit der Märkte können die heutigen Bedingungen kaum als „euphorisch“ bezeichnet werden. Politische Störungen, nationalistischer Populismus, globaler Terrorismus, Schurkenstaaten und der Aufstieg des globalen Protektionismus sind nur ein Paar der Probleme, die derzeit in den Nachrichten diskutiert werden. Die Stimmung unter Anlegern ist daher eine eher vorsichtige, was deutlich durch die ständigen Berichte, dass die Aktienmärkte zu hoch stünden und reif für einen Sturz seien, illustriert wird. Dabei war die durchschnittliche Marktrendite der letzten 17 Jahre im historischen Vergleich niedrig. Gemäß dem beschriebenen Verzweiflung-Euphorie-Zyklus scheinen die aktuellen Gegebenheiten also mit starken zukünftigen Renditen vereinbar. Damit stellt sich die Frage: Was bedeutet dies in Bezug auf das Marktniveau?
Der konservative Weg wäre die Kalkulation am Tiefpunkt von 2009 zu starten. Um auf eine durchschnittliche Gesamtrendite von etwa 15 Prozent auf 17-Jahressicht zu kommen, müsste der S&P 500 irgendwann im Jahr 2026 bei 7.000 Punkten stehen – bei einer angenommenen Dividende von zirka zwei Prozent pro Jahr. Eine durchschnittliche Gesamtrendite von 16 Prozent würde den S&P 500 sogar in die Nähe der 8.000er-Marke bringen, weit über das Dreifache seines derzeitigen Niveaus. Das mag unvernünftig hoch klingen, aber wie bereits beobachtet, hat sich der Aktienmarkt viel stärker entwickelt als in der Vergangenheit und sich sogar zweimal verzehnfacht. Ein Anstieg von 700 Punkten 2009 auf 7.000 im Jahr 2026 wäre kein Präzedenzfall. Und dieses Muster ist – wenn auch nicht so weit in die Vergangenheit zurückreichend wie in den USA – auch in vielen anderen Märkten erkennbar.
Sucht man anderswo nach Hinweisen, ist festzustellen, dass die vergangenen acht Jahre ein schwaches Wirtschaftswachstum aufweisen, ein Zustand, der sich als zyklisch erwiesen hat. Wenn dem so ist, stehen wir möglicherweise an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter des umweltbewussten und nachhaltigen Wachstums auf Basis neuer Technologien wie beispielsweise der erneuerbaren Energien und künstlicher Intelligenz. Das könnte sich zu einer Finanzspritze für die globale Wirtschaft entwickeln.
Natürlich ist es unmöglich vorherzusehen, ob der pendelartige Zyklus, den wir empirisch beobachten, auch anhält. Der Aktienmarkt bewegt sich in Mustern, die sich bisweilen wiederholen, um dann doch wieder zu verschwinden. Ein Merkmal, das typisch ist für unberechenbare Systeme. Und selbst wenn das Muster beibehalten werden kann, gibt es nichts, was den Markt daran hindern könnte abzurutschen und sich dann zu erholen, um bis 2026 eine starke 17-jährige Durchschnittsrendite zu erreichen. Der Crash von 1987 beispielsweise passierte inmitten der Phase des zehnfachen Aktienanstiegs zwischen 1982 und 2000.
Die (fast) unvorhersehbaren Zyklen
Der oben beschriebene Zyklus sagt nicht viel darüber aus, wo der Markt in diesem oder im nächsten Jahr sein mag, aber diejenigen, die eher langfristig anlegen wollen, könnten Gefallen an der Idee, dass die Rally noch in ihren Kinderschuhen steckt, finden. Und in Aktien zu investieren ist wohl sicherlich attraktiver als sein Geld in Staatsanleihen anzulegen, die eine kaum merkbare Rendite bieten. Langfristige Aktienanlagen haben dagegen immer wieder attraktive Renditen mit sich bringen können – auch wenn der Weg manchmal holprig werden kann. Aber wenn man die Augen offen hält und sicherstellt, dass die eigenen Stoßdämpfer in guter Verfassung sind, ist das Risiko einen „tödlichen Crash“ zu erleiden, ziemlich gering.
Zudem sollte nicht vergessen werden, dass das größte Risiko in Zeiten der Nullzinsen darin besteht, kein Risiko einzugehen. Das Vermögen auf einem sicheren Bankkonto lassen, das nicht anderes verursacht als Kosten, es liegen zu lassen, ist eine relativ sichere Variante, um Geld zu verlieren. Und der wohl sicherste Weg, sein Vermögen zu verkleinern, ist der einer Investition in die gerne als „risikolos“ bezeichneten Staatsanleihen. Denn das Gegenteil ist der Fall – hier tritt negatives Risiko fast sicher ein! Bei einem Zinssatz von null Prozent führt bereits ein moderater Zinsanstieg zu einem erheblichen Kapitalverlust. Berücksichtig man dies, scheint ein Investment in Aktien gar nicht mehr so risikoreich, wie oft befürchtet, oder?
Vielleicht lässt sich zum Abschluss ja mit folgender Anekdote ein Umdenken provozieren: Am 19. Oktober 1987 hatte Apple einen Unternehmenswert, der gerade einmal sechs Prozent von dem von IBM – damals der größte Konzern der Welt – entsprach. Inzwischen kann Apple auf eine Marktkapitalisierung blicken, die sechs Mal so hoch ist wie die von IBM. Und auch wenn dem Silicon-Valley-Star mit einem Plus von atemberaubenden 11.000 Prozent die weitaus bessere Performance gelang, war auch die Aktie von IBM kein Reinfall: Der Konzern aus dem US-Bundesstaat New York kam seit dem schicksalhaften „Schwarzen Montag“ auf eine Wertsteigerung von 500 Prozent. Eine Verdreifachung der Aktienmärkte innerhalb der nächsten zehn Jahre, also bis 2026, scheint vor diesem Hintergrund ein Szenario zu sein, das gut eintreten könnte.
Und US-Staatsanleihen? Die haben Anlegern gerade einmal eine bescheidene Rendite von 2,72 Prozent pro Jahr eingebracht. Überzeugt?
Übersetzung: WMG