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Sino-Forest: keineswegs auf dem Holzweg!

Zwar dreht sich beim kanadischen Forstwirtschaftskonzern, der ausschließlich in China aktiv ist, alles um das Thema Holz - damit ist er jedoch keineswegs auf dem Holzweg. Im Gegenteil: Sino-Forest konnte in den vergangenen Jahren durch stetiges profitables Wachstum glänzen und setzte diesen Trend auch im von der Weltwirtschaftskrise geprägten Auftaktquartal 2009 fort.

BÖRSE am Sonntag

Zwar ist das erste Quartal traditionell das mit den geringsten Zuwächsen im Jahresverlauf, dennoch erzielte das Unternehmen im Zeitraum Januar bis März deutlich zweistellige Ergebnissteigerungen. Selbst die Wirtschaftsschwäche in China, dem Tätigkeitsgebiet von Sino-Forest, bremste kaum. Vielmehr profitierte der Konzern von dem riesigen chinesischen Konjunkturprogramm sowie dem laufenden Wiederaufbau in der 2008 durch das Erdbeben zerstörten Provinz Sichuan.

Der Umsatz verbesserte sich im Vorjahresvergleich um 30,8% auf 177,2 Mio. US-Dollar. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte die Gesellschaft um 54,3% auf 114,9 Mio. US-Dollar zu. Unter dem Strich verdiente sie mit 23 Mio. US-Dollar sogar 58,4% mehr. Laut Firmenlenker Allen Chan haben sich die Bedingungen zum vierten Quartal wieder verbessert. Der Vorstand hob hervor, dass erste Anzeichen für steigende Preise auszumachen sind, nachdem es im späten vierten Quartal 2008 sowie im frühen ersten Quartal 2009 noch Rückgänge gab. Trotz der zunehmenden Tendenz rechnet das Management aber nicht damit, dass die im Gesamtjahr 2008 erzielten durchschnittlichen Preisniveaus vor Ende 2009 / Anfang 2010 wieder erreicht werden. Die niedrigeren Preise bieten laut Vorstand jedoch auch günstigere Akquisitionsmöglichkeiten, die man nutzen will, bevor die Preise wieder deutlich angezogen haben. Dies passt zur Strategie von Sino-Forest.

Führend in China

Als erstes ausländisches Unternehmen begann der kanadische Konzern 1994 seine Aktivitäten im Reich der Mitte. Heute ist er dort eigenen Angaben zufolge das führende kommerzielle Forstwirtschaftsunternehmen, kommt dabei aber nur auf einen Marktanteil von etwa 5%. Deshalb sieht der Konzern noch großes Potenzial und forciert die Expansion. Sino-Forest bewirtschaftet Wälder und verkauft Produkte wie Rohholz, Holzfasern oder Holzchips, vertreibt aber auch Bretter und Balken, die in eigenen Sägewerken zugeschnitten werden. Abnehmer der Produkte sind vor allem die Bau-, Möbel- und Papierindustrie. Außerdem importiert Sino-Forest Holz- und Holzprodukte aus anderen Ländern und verkauft diese in China.

Begehrtes Holz

Das Reich der Mitte ist der weltweit drittgrößte Verbraucher von Holz, und es besteht eine große Nachfrage nach dem Rohstoff. Angesichts des zunehmenden Bedarfs wird im Zeitraum 2007 bis 2012 eine Ausweitung des ohnehin chronischen Defizits zwischen Produktion und Nachfrage auf 25% erwartet. Treibende Faktoren sind die wachsende Bevölkerung und das starke Wirtschaftswachstum, auch wenn es hier zuletzt angesichts der weltweiten Krise einen Dämpfer gab. Die mittel- bis langfristigen Aussichten sind aber weiterhin bestens und davon will auch Sino-Forest profitieren. Wurden im vergangenen Jahr etwa 10,9 Millionen Kubikmeter Holzprodukte vertrieben, wovon 10,1 Millionen Kubikmeter von eigenen Plantagen stammten, soll der Ausstoß bis 2011 auf 18 Millionen Kubikmeter erhöht werden. Nachdem die Gesellschaft in den vergangenen Jahren in den südlichen Provinzen Chinas Fuß gefasst hat, sieht die Strategie nun vor, in den mittleren und nördlichen Regionen durch den Kauf von Baumplantagen zu expandieren.

Kaufen, abholzen, aufforsten

Käufe von Baumbeständen gehören seit je her zum Geschäftsmodell des Konzerns. Er erwirbt einerseits junge Baumbestände, zieht sie weiter groß und erntet dann das Holz. Daneben werden auch bereits erntereife Bestände gekauft, abgeholzt und das Holz dann veräußert. In beiden Fällen wird nach der Ernte mit neuen, schnell wachsenden Arten wie Eukalyptus, Kiefer und Pappel aufgeforstet und die Bestände dann nachhaltig bewirtschaftet. Die Gesellschaft pachtet dabei die Plantagen in der Regel für 30 bis 50 Jahre. Ende Dezember 2008 hatte das Unternehmen 347.000 Hektar Wald unter seinem Management. Im ersten Quartal wuchs die Fläche durch Zukäufe für rund 246 Mio. US-Dollar auf etwa 410.000 Hektar. Um die Erträge zu optimieren züchtet die Gesellschaft neue Sorten und arbeitet dabei mit lokalen Forschungseinrichtungen zusammen. Ziel ist beispielsweise die Ausbeute pro Hektar und erstem Wachstumszyklus, wobei dieser im Fall von Eukalyptus etwa sechs Jahren umfasst, auf mehr als 90 Kubikmeter zu erhöhen. Im chinesischen Landesdurchschnitt sind es etwa 60 Kubikmeter. Mit neuen Methoden bei Pflanzung und Kultivierung sind in den folgenden ein bis zwei Wachstumszyklen sogar 120 Kubikmeter pro Hektar vorgesehen.

Wettbewerbsvorteile

Das Geschäftsmodell passt wunderbar zu den Bemühungen der chinesischen Regierung, die kommerzielle nachhaltige Forstwirtschaft im Land auszubauen. Bis 2015 soll demnach die Fläche der privat bewirtschafteten und damit produktiveren Wälder auf 14 Millionen Hektar verdoppelt werden. Derzeit sind von den in China vorhandenen genutzten 24 Millionen Hektar Wald etwa 17 Millionen in staatlicher Hand oder werden von Kooperativen bewirtschaftet und weisen daher nur einen geringe Produktivität auf. Mit dem Ausbau der kommerziellen Nutzung durch private Firmen will man dabei nicht nur die wachsende Holznachfrage befriedigen, sondern auch die Wälder im Reich der Mitte schützen und erhalten. Sino-Forest hat einen wichtigen Wettbewerbsvorteil angesichts des guten Namens und der über Jahre aufgebauten Reputation sowie den engen und langjährigen Beziehungen zu den Kommunen und lokalen Forstbehörden. Damit sollte der Konzern seinen profitablen Wachstumskurs der vergangenen Jahre fortsetzen. Von 1994 bis 2008 hat sich der Umsatz von 20 auf 901 Mio. USDollar und der Profit von 3 auf 229 Mio. US-Dollar vervielfacht. Dabei ging es in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 28% pro Jahr bei den Erlösen und um etwa 50% beim Gewinn aufwärts.

Fazit:

Der Rohstoff Holz scheint auf den ersten Blick langweilig, und ein altes deutsches Sprichwort sagt „Wer im Holz arbeitet, wird nicht reich“. Sino-Forest zeigt jedoch eindrucksvoll, dass man auch mit der Bewirtschaftung von Wald und einem einfachen Geschäftsmodell sehr gut Geld verdienen kann. Die Gesellschaft erwirbt gewachsene Holzbestände, holzt diese ab und pflanzt auf dem gepachteten Land eigene schnell wachsende Baumarten. Ein einfaches, aber lohnendes Geschäft, wie die steigenden Ergebnisse in den vergangenen Jahren verdeutlichen. Und auch im Auftaktquartal 2009, das von den wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht gerade begünstigt war, schnitt das Unternehmen stark ab. Dies lässt darauf hoffen, dass Sino-Forest auch in den nächsten Monaten weiterhin gut wirtschaftet. Auch der Aktienkurs ist seit dem Tief im November 2008 wieder kräftig angesprungen und konnte sich mehr als verdoppeln. Trotz der Rallye ist die Bewertung nach wie vor günstig. Legt man den aktuellen Aktienkurs zugrunde und geht konservativ davon aus, dass das Ergebnis je Aktie (EPS) auf dem Vorjahresniveau von 1,24 US-Dollar gehalten wird, ergibt sich ein KGV von etwas mehr als acht. Bei nicht ausgeschlossenen weiteren Gewinnsteigerungen würde sich die Bewertung entsprechend noch verringern. Investoren, die an das Geschäftsmodell von Sino-Forest glauben, können daher auf dem aktuellen Niveau spekulative Käufe in Erwägung ziehen.