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Teva Pharmaceutical: neues Allzeithoch!

Starke und gesunde Zahlen für das erste Halbjahr ließen die Investoren des auf Generika spezialisierten israelischen Pharmakonzerns jüngst weiter frohlocken. Während weltweit viele Aktien zuletzt gerade einmal neue Jahreshochs markierten, kletterte das Teva-Papier in noch nie da gewesene Höhen. Es setzte damit die beeindruckende Kursentwicklung der vergangenen Jahre fort.

BÖRSE am Sonntag

 

Als 1901 in Jerusalem die Drogerie Salomon, Levin und Elstein Ltd. gegründet wurde, konnte sicher noch niemand ahnen, welch eine große Erfolgsgeschichte daraus einmal erwachsen wird. Zunächst als reines Vertriebsunternehmen für importierte Medikamente begonnen, die auf Kamelen und Eseln zu den Kunden im ganzen Land gebracht wurden, kam es in den 1930er-Jahren in der Folge der Einwanderung hochqualifizierter Wissenschaftler nach Israel zur Gründung erster Labors, die Medikamente herstellten. Viele davon gingen später in Teva auf. Die Gesellschaft wuchs und expandierte in den folgenden Jahrzehnten, seit der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre auch international. Zunächst den Schritt in die USA gewagt, ist der Konzern heute weltweit präsent. Er verbreitete sich dabei auch sukzessive durch Zukäufe. Wichtige Meilensteine seit der Jahrtausendwende waren die Übernahmen von Novopharm sowie von IVAX (2006). Zuletzt, im Januar 2008, schluckte man mit Barr Pharmaceuticals die weltweite Nummer vier der Generikahersteller und baute mit der 7,5 Mrd. US-Dollar teuren Übernahme regionale Präsenz und Produktportfolio aus.

Vertikal diversifiziert

Heute gehört Teva zu den 20 größten Pharmafirmen weltweit. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als vertikal diversifiziert. Von der chemischen Synthese über die optimale Darreichungsform eines Wirkstoffes (Galenik) entwickelt es das ganze Arzneimittel und produziert dank einer integrierten Wertschöpfungskette mit mehr als 40 internationalen Produktionsstätten vom Wirkstoff bis zum verpackten Fertigfabrikat alles in Eigenregie, um so die Kosten zu optimieren. Die Aktivitäten erstrecken sich über verschiedene Bereiche. Teva entwickelt, produziert und vertreibt in einigen Ländern Originalmedikamente wie Copaxone (Multiple Sklerose) und Azilect (Parkinson). Daneben stellt es Wirkstoffe für eigene Produkte sowie für den Verkauf an Dritte her. Schwerpunkt der Tätigkeit ist jedoch die Produktion von generischen Arzneimitteln in allen wichtigen therapeutischen Anwendungsformen. Eine der wichtigsten, wenn nicht gar die wichtigste Kernkompetenz, ist die eigene Forschung, dank derer sich der Konzern eine breite Produktpalette erarbeitet hat. Mehr als 380 Medikamente gehören zum Sortiment. Teva konzentriert sich dabei einerseits auf die Entwicklung von neuen Präparaten für die Anwendungsgebiete Neurologie, Autoimmunkrankheiten und Onkologie und andererseits auf die Weiterentwicklung von patentfreien Produkten. Jährlich fließen etwa 6% bis 7% des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

Führend bei Generika

Im Bereich Generika ist Teva eigenen Angaben zufolge weltweit führend. Ein Generikum ist ein Medikament, das eine wirkstoffgleiche Kopie eines bereits auf dem Markt befindlichen Markenpräparats ist, dessen Patenschutz abgelaufen ist. Diese Nachahmerpräparate, sie sollen den Originalprodukten in den beanspruchten Indikationen therapeutisch gleichwertig sein, können sich aber bezüglich der enthaltenen Hilfsstoffe sowie der Herstellungstechnologien unterscheiden. Generika sind meist preisgünstiger, weshalb sie auch bei Konsumenten oder dem staatlichen Gesundheitswesen gern als Alternativen genommen werden. Angesichts einer wachsenden und immer älter werdenden Bevölkerung weltweit sowie dem zunehmenden Kostendruck im staatlichen Gesundheitswesen gilt dieses Segment als Wachstumsmarkt.

Profitables Wachstum

Dies zeigt sich auch beim Blick auf die Ergebnisse der vergangenen Jahre. Seit 2004 ist der Umsatz von 4,8 auf zuletzt 11,09 Mrd US-Dollar (2008) nach oben geschnellt. Größter Absatzmarkt ist Nordamerika. Hier werden etwa 57% der Erlöse erwirtschaftet. In Europa sind es etwa 25%. Neben den Einnahmen verbesserten sich auch die Erträge. Operativ legte der Profit im Zeitraum 2006 bis 2008 von 2,3 auf 2,7 Mrd. US-Dollar zu. Der Nachsteuergewinn, bereinigt um Sondereffekte, kletterte von 1,9 auf 2,4 Mrd. US-Dollar. Nach den Rekordwerten im vergangenen Jahr machte Teva auch im bisherigen Jahresverlauf 2009 gute Geschäfte, wie die jüngst vorgelegten Halbjahreszahlen zeigen. Firmenlenker Shlomo Yanai sprach dabei jüngst von einem erneut großartigen Quartal, in dem nicht nur neue Spitzenwerte erreicht wurden. Auch die Integration von Barr kommt seinen Worten zufolge schneller voran als geplant. Der Vorstand glaubt ferner daran, dass die Synergien erheblich höher ausfallen könnten als erwartet.

Starkes Halbjahr

Die Übernahme trug bereits zu den steigenden Ergebnissen bei. Im Zeitraum April bis Juni kletterte der Umsatz um 20% auf 3,4 Mrd. US-Dollar. Der operative Gewinn verbesserte sich von 638 auf 702 Mio. US-Dollar. Nach Steuern sprang ein Profit von 521 Mio. US-Dollar heraus und damit etwas weniger als im Vorjahreszeitraum mit 533 Mio. US-Dollar. Bereinigt um Sondereffekte wie beispielsweise Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte von 151 Mio. US-Dollar oder Restrukturierungskosten und bilanziellen Änderungen im Zusammenhang mit der Übernahme von Barr von insgesamt 86 Mio. US-Dollar kletterte der Nachsteuergewinn jedoch um 25% auf 742 Mio. US-Dollar. Im ersten Halbjahr verdiente Teva auf dieser Basis 1,38 Mrd. US-Dollar und damit 14,7% mehr als ein Jahr zuvor. Selbst inklusive Sondereffekten verbesserte sich der Profit von 672 auf 972 Mio. US-Dollar. Der Umsatz wuchs von 5,4 auf 6,55 Mrd. US-Dollar.

Fazit

Teva Pharmaceutical glänzt einerseits durch eine sehr starke Marktposition, die man sich in den vergangenen Jahren auch durch Übernahmen erarbeitet hat. Weitere Zukäufe sind nicht ausgeschlossen, steht das Unternehmen laut Vorstand doch in der Tradition, Akquisitionen zu tätigen. Darüber, ob es derzeit konkrete Pläne gibt, wollte er sich aber nicht äußern. Daneben überzeugt das operative Geschäft. Im zweiten Quartal konnte die Gesellschaft zwar nur ein neues Produkt auf den Markt bringen, verbuchte dennoch aber Spitzenwerte. Dies macht die Stärke des Produktportfolios klar deutlich und sollte auch künftig Basis für weiteres profitables Wachstum sein. Dafür spricht auch die prall gefüllte Entwicklungspipeline, die dafür sorgen dürfte, dass das im Vergleich zu den Bewerbern ohnehin schon fast doppelt so große Sortiment, weiter ausgebaut wird. Insgesamt ist das Papier somit aus fundamentaler Sicht nach wie vor ein langfristig aussichtsreiches Investment. Derzeit ist die Aktie zudem charttechnisch interessant. Nachdem sie seit dem bisherigen Allzeithoch von Anfang 2008 eine Korrektur zeigte, sich seit Oktober aber wieder erholte, markierte sie zuletzt neue Höchstwerte.