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Varta-Wunder droht das Aus

Samsung und LG greifen mit neuen Mikrobatterieplänen das wichtigste Produkt des schwäbischen Batterieherstellers an. Der Technologievorsprung könnte bald dahin sein. Und damit ein Märchen zu Ende.

Muss um sein wichtigstes Produkt fortan stärker kämpfen: Der Batteriehersteller Varta. (Foto: MDart10 / Shutterstock)

Samsung und LG greifen mit neuen Mikrobatterieplänen das wichtigste Produkt des schwäbischen Batterieherstellers an. Der Technologievorsprung könnte bald dahin sein. Und damit ein Märchen zu Ende.

Geschichte wiederholt sich, heißt es gern. Und bisweilen stimmt das ja auch. Zumindest manch Ähnlichkeit zu Vergangenem tut sich ab und an auf. Mitunter deshalb, könnten bei Varta-Chef Herbert Schein seit Freitag die Gedanken kreisen. Bereits zum zweiten Mal nämlich, droht Ungemach aus Asien. Ein hart erarbeiteter technologischer Vorsprung, könnte bald dahin sein.

Damit kennen sie sich sozusagen aus, bei Varta. Zunehmender Kostendruck, hauptsächlich durch aufstrebende Konkurrenz aus Asien, hatte den Batteriehersteller in den 90er Jahren schon einmal gefährlich in Schieflage gebracht. Autobatterien und Co. kamen auf einmal zu wesentlich günstigeren Preisen aus Fernost, die Gewinne brachen weg. Die Zerschlagung des Konzerns folgte.

Über Umwege übernahm 2011 dann Montana Tech Components die Varta AG. Zuvor hatten sich die Schweizer bereits Varta Microbattery einverleibt. Das Unternehmen blieb ein Sanierungsfall, doch einige Jahre der akribischen Tüftelei später, war das Wunder von Varta perfekt.

Plötzlich Marktführer

Grund dafür waren wiederaufladbare Mikrobatterien mit einer bis dato unerreichten Energiedichte: Die perfekte Innovation in einer Zeit, in der genau diese Art von Akku ihren Mega-Boom einleitete, da sie sich unter anderem exzellent für kabellose Kopfhörer eignete. Und so kam es, dass ein schon verloren geglaubter Mittelständler aus der schwäbischen Provinz zu einem der wichtigsten Zulieferer des wertvollsten Konzerns der Welt wurde. Denn wie der aufmerksame Nachrichtenleser heute weiß, sitzen in Apples AirPods Batterien von Varta. Und selbst Asien importiert nun plötzlich wieder Batteriezellen aus Deutschland. So gut wie Varta, baut die Mini-Akkus aktuell eben niemand sonst auf der Welt.

An der Börse blieb diese Geschichte nicht lange unentdeckt. Innerhalb von zwei Jahren stieg die Varta-Aktie um über 400 Prozent. Auch, da blendende Zahlen der plötzlich daliegenden Wachstumsstory ein solides Fundament gaben.

Starke Zahlen, starke Prognose

Das ist auch weiterhin intakt. Erst im November hob das Management die Prognosen für Jahresumsatz und Gewinn an. In den ersten neun Monaten 2020 waren die Geschäfte trotz Pandemie stark gelaufen. Der Erlös im Bereich der kleinen Lithium-Ionen-Zellen stieg um 71 Prozent. Die operative Gewinnmarge legte auf 36,3 Prozent zu. Die Produktionskapazität soll bis Ende 2021 auf 300 Millionen Batterien jährlich steigen.

Insgesamt stiegen Umsatz und operativer Gewinn um 160 beziehungsweise 180 Prozent auf 630 Millionen und 177 Millionen Euro. Diese besonders großen Sprünge haben ihren Ursprung allerdings auch im Zukauf der Haushaltsbatteriesparte. Die wichtigste Erkenntnis aber ist: das Wachstum im alles entscheidenden Mikrozellen-Bereich bleibt explosiv. Insgesamt könnten die Fundamentaldaten kaum besser sein.

Anleger jedoch wurden zuletzt vorsichtig. Sein Rekordhoch aus dem September 2020 konnte der Kurs bislang nicht überwinden. Zum Wochenschluss setzte es nun sogar ein dickes Minus von über vier Prozent.

Gegenwind aus Asien: Samsung und LG holen auf

Grund sind Berichte über Mikrobatterie-Pläne von Samsung und LG für kabellose Kopfhörer – Gift für Investoren. Die Samsung-Batterien ähnelten der neuen Batteriegeneration von Varta stark, schrieb Stifel-Analyst Florian Pfeilschifter. Der Wettbewerbsvorteil von Varta dürfte sich entsprechend verringern, je mehr Konzerne aus Asien sich in dem Feld engagierten, so der Experte weiter.

Varta bekommt also mal wieder Konkurrenz aus Asien. Reagieren können die Schwaben nur, indem sie die Technologie so schnell wie möglich vorantreiben. Das immerhin tun sie: „Wir werden die Produktionsgeschwindigkeit im kommenden Jahr um mehr als 50 Prozent erhöhen und damit noch effizienter sein. Die Erhöhung der Energiedichte unserer kleinen Lithium-Ionen-Batterien kommt planmäßig Ende des Jahres und wird uns weitere Wettbewerbsvorteile verschaffen“, kündigte Vorstandschef Schein im November an.

Doch die Geister der Vergangenheit sind wieder da. Springen noch weitere asiatische Hersteller auf den Zug mit auf, könnte es bald ein neues Wunder von Varta brauchen.

BAS

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