Wachwechsel bei Nestlé
Ulf Schneider wird neuer Chef beim weltgrößten Lebensmittelkonzern Nestlé. Bisher leitete er die Geschäfte bei Fresenius. Den Dax-Konzern würde er auf eigenen Wunsch verlassen – weil er ein anderes Angebot habe, das „man nicht ablehnen kann.“ Nun ist also bekannt, wie ein solches Angebot aussieht.
Ulf Mark Schneider wird neuer Chef beim weltgrößten Lebensmittelkonzern Nestlé. Bisher leitete er die Geschäfte bei Fresenius. Den Dax-Konzern würde er auf eigenen Wunsch verlassen – weil er ein anderes Angebot habe, das „man nicht ablehnen kann.“ Nun ist also bekannt, wie ein solches Angebot aussieht.
Der bisherige Fresenius-Chef übernimmt zum 1. Jaunar 2017 den Posten von Paul Bulcke, der Verwaltungsratschef von Nestlé werden soll. Den Gesundheitskonzern Fresenius übernimmt der bisherige Finanzvorstand Stephan Sturm.
Die Wahl von Schneider komme überraschend, teilt Reuters mit. Viele Experten hätten darauf getippt, dass Nestlé in bewährter Manier einen internen Kandidaten wählt: „Als Favoriten galten unter anderen Asien-Chefin Wan Ling Martello und Amerika-Chef Laurent Freixe. Doch der Verwaltungsrat entschied sich für einen konzernfremden Manager." Das Board habe interne und externe Kandidaten geprüft und sich dann für Herrn Schneider entschieden, so ein Nestlé-Sprecher nach Angaben von Reuters.
Der Wechsel kommt überraschend, der Fresenius-Konzern mit mehr als 222.000 Mitarbeitern, knapp 28 Milliarden Euro Umsatz und 1,4 Milliarden Euro Nettogewinn ist wirtschaftlich sehr erfolgreich. In den vergangenen Jahren wurde einen Geschäftsrekord nach dem anderen geliefert; die Geschäfte von Fresenius haben sich in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender vervierfacht.
An der Strategie des Nahrungsmittelriesen ändere sich damit nichts, berichtet Reuters. Unter dem neuen Chef wolle Nestlé die beiden Gesundheitssparten Health Science und Skin Health vollständig integrieren und direkt an den neuen Konzernlenker anbinden. Bulcke jedenfalls ist von den Qualitäten seines Nachfolgers sehr überzeugt: „Ulf Mark Schneider bringt eine ganze Reihe von erwiesenen und anerkannten beruflichen und persönlichen Fähigkeiten ein, die die erfahrene Führungsriege und die Kultur des Unternehmens ausgezeichnet ergänzen.“ Bereits Anfang September soll Schneider bei Nestlé damit beginnen, sich einzuarbeiten.
"Das Schweizer Unternehmen, das in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert, hatte das renditeträchtige Gesundheitsgeschäft bereits in den vergangenen Jahren schrittweise ausgebaut. Im Gegenzug hatte sich Nestlé von weniger gewinnträchtigen Sparten getrennt“, analysiert Reuters. „Der Konzern steht nach einem Lebensmittelskandal in Indien und wegen des sinkenden Appetits vieler Konsumenten auf Fertigprodukte unter Druck: Für das laufende Jahr erwartet Nestlé ein stagnierendes organischen Wachstum von 4,2 Prozent. Es wäre das vierte Jahr in Folge, in dem der Konzern sein selbstgestecktes Wachstumsziel von fünf bis sechs Prozent verfehlt.“ Mit Schneider soll es für Nestlé nun wohl in Richtung Vervierfachung gehen, zumindest ein bißchen.
Fresenius-Aufsichtsratschef Gerd Krick, Vorgänger von Schneider im Amt des Vorstandsvorsitzenden, der 2003 den damals erst 37-jährigen Schneider zum Nachfolger vorschlug, wird derweil mit Worten des echten Bedauerns zitiert. Der Aufsichtsrat danke Ulf Schneider sehr für seinen überaus erfolgreichen Einsatz für Fresenius über die vergangenen 13 Jahre. Er habe das Unternehmen geprägt und maßgeblichen Anteil an dem rasanten und nachhaltigen Wachstum, heißt es in der Pflichtmitteilung des Unternehmens. Krick wörtlich: „Ich bedauere sehr, dass er Fresenius verlässt. Für seine neue berufliche Herausforderung wünsche ich ihm von Herzen alles Gute.“
Der künftige Firmenchef Stephan Sturm kennt den Fresenius-Konzern schon lange, und agiert in der Rolle des Finanzchefs als Sparringspartner von Schneider seit Januar 2005. Gemeinsam stemmten Schneider und der Investmentbanker Sturm einige milliardenschwere Übernahmen wie den Kauf der Helios-Kliniken, App Pharmaceuticals und zuletzt den Erwerb von 40 Häusern des Rhön-Klinikum-Konzerns. Vor seiner Stellung bei Fresenius war Sturm Managing Director bei Credit Suisse First Boston (CSFB) tätig, zuletzt als Leiter Investment Banking für Deutschland und Österreich. Während seiner mehr als 13 Jahre im Investment Banking hatte Sturm verschiedene leitende Positionen bei der BHF-Bank, der Union Bank of Switzerland und der CSFB in Frankfurt und London inne.
Aufsichtschef Gerd Krick wertet die Berufung von Stephan Sturm, den er laut Mitteilung als „idealen Nachfolger“ von Schneider sieht, als Zeichen für die Kontinuität in der Führung des Unternehmens. Wirtschaftlich läuft es bei Fresenius erst einmal weiter wie bisher. Der Konzern bestätigte am Sonntag den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Der Konzernumsatz soll währungsbereinigt um sechs bis acht Prozent steigen, das Konzernergebnis währungsbereinigt um acht bis zwölf Prozent zulegen. Auch den mittelfristigen Ausblick bis zum Jahr 2019 bestätigte das Unternehmen. Der Konzernumsatz soll dann zwischen 36 und 40 Milliarden Euro liegen. Und das Konzernergebnis auf 2,0 bis 2,25 Milliarden Euro steigen. Handelsblatt / Maike Telgheder / sig