Ertrag – kaum der Rede wert
Die Deutschen sehen sich dem blanken Horror gegenüber. Die Nation der Sparer, Häuslebauer und schwäbischen Hausfrauen erlebt den ultimativen Sparschock. Die Bank an der Ecke, die mit dem farbigen Band der Sympathie, stets an ihrer Seite, einst mitteilte, dass Vertrauen der Anfang von allem ist, wendet sich ab vom ehernen Gesetz, dass Geld auch einen Ertrag mit sich bringen sollte, wenn man es sicher und sorgsam anlegt und behandelt.
Die Deutschen sehen sich dem blanken Horror gegenüber. Die Nation der Sparer, Häuslebauer und schwäbischen Hausfrauen erlebt den ultimativen Sparschock. Die Bank an der Ecke, die mit dem farbigen Band der Sympathie, stets an ihrer Seite, einst mitteilte, dass Vertrauen der Anfang von allem ist, wendet sich ab vom ehernen Gesetz, dass Geld auch einen Ertrag mit sich bringen sollte, wenn man es sicher und sorgsam anlegt und behandelt.
Zwar war das Sparbuch unter Eingeweihten lange schon ein Witz: mit Zinsen, die immer zuverlässig unterhalb der Inflationsrate notierten. Aber wer nur nachsah, welche Zahlen konkret auf dem Papier standen, und die Preisentwicklung nicht nachrechnen wollte, gewann stets ein bisschen was dazu. Damit ist es für Großkunden nun auch bei der Commerzbank vorbei. Die thüringische Skatbank hatte es publicityträchtig vorgemacht: Negativzinsen – oder Geldaufbewahrungsgebühr – für Leute mit über 500.000 Euro.
Wobei, ehrlich gesagt, jemandem, der eine halbe Million auf Konto oder Sparbuch liegen lässt, noch ganz andere Strafen angedroht gehören, eigentlich. Interessanterweise sieht das Sparvolk diese Entwicklung mit allergrößter Sorge, obwohl es nicht betroffen ist – schließlich will man es bankseitig mit Privatkunden nicht verderben und belastet die Normalbürger jedenfalls nicht. Trotzdem sind Bankschließfächer einem selten gesehenen Run ausgesetzt. Preiserhöhungen für den Platz im Tresor hat es bereits gegeben, um diesen Ausweg schon mal weniger attraktiv zu machen.
Wenn sich die Großen unter den Geldinhabern dereinst aber an den Strafzins gewöhnt, und die Banken mal Kosten und Nutzen berechnet haben werden, kommt der Kleinsparer vielleicht doch noch dran mit seinem Obolus. So richtig verblüffend ist aber, dass die Menschen im Lande in jeder Krise und bei jedem Lufthauch, etwa einer ungemütlichen Inflationszahl, auf genau das setzen, was sie im 20. Jahrhundert zweimal so richtig arm gemacht hat: Bargeld. Ungeachtet aller Fluchtbewegungen in Gold und Immobilien (hochriskant, übrigens) bleibt der Grundstock das, was man notfalls unter die Matratze legen kann (auch hochriskant, man frage die freundlichen Berater der örtlichen Kriminalpolizei).
Wie eine Studie in der kommenden Woche belegen wird, verringern sich in diesen Zeiten gleichzeitig die ohnehin bedrückenden Zahlen derjenigen, die in Sachwerte wie Aktien oder Fonds investieren. Völlig widersinnig – denn die Unternehmen erster Güte haben prächtig verdient, was sich in der nächsten Dividendensaison mit staunenswerten Zuteilungen an die Aktionäre erweisen wird. 17 von 30 Dax-Unternehmen erhöhen ihre Ausschüttungen (mindestens). Bei der Allianz gibt es eine Dividendenrendite von fünf Prozent – das soll mal einer nachmachen.
Dass man dort besser Aktionär als Versicherter ist, spricht sich aber hartnäckig nicht herum. Ähnlich hoch geht es bei BASF, Telekom und anderen. Wer selbst nicht rechnen will, für den gibt es Fonds, die nach Dividende investieren. Und wer bei Prokon mit Anleihenkauf geliebäugelt hat, soll jetzt bloß nicht anfangen, von Risiko zu reden. Aber so ist er wohl, der deutsche Sparer.