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3 Gründe für eine Berichtsaison neuer Rekorde

Die Berichtsaison an den Märkten nimmt Fahrt auf. In den kommenden drei Wochen geht es Schlag auf Schlag. Viele Erwartungen könnten dabei erneut übertroffen werden. Und das branchenübergreifend.

Die US-Bank JP Morgan löst Rückstellungen für Kreditausfallrisiken aus. Ein gutes Zeichen für die US-Wirtschaft. (Foto: Felix Lipov / Shutterstock)

Die Berichtsaison an den Märkten nimmt Fahrt auf. In den kommenden drei Wochen geht es Schlag auf Schlag. Viele Erwartungen könnten dabei erneut übertroffen werden. Und das branchenübergreifend.

Die Rally an den Märkten geht weiter. Der Dax markierte Ende der Woche schon wieder ein neues Rekordhoch und folgte damit den Kursanstiegen in Amerika. Das lässt die Bewertungen vieler Konzerne, dies- und jenseits des Atlantiks, in die Höhe schnellen und allmählich werden die Stimmen lauter, die die Finanzmärkte längst von der Realwirtschaft abgekoppelt sehen. Diese Befürchtung gibt es zurecht, die durchschnittlichen KGVs in den führenden Indizes stehen hoch, eine Korrektur scheint damit Woche um Woche überfälliger. Die nun beginnende Berichtsaison könnte nun trotzdem genau das Gegenteil bewirken. Es gibt eine Reihe von Anzeichen, die darauf hindeuten, dass sie stärker ausfallen könnte, als erwartet. Damit könnte sie nicht überall, aber eben hier und da, die stark gestiegenen Aktienkurse rechtfertigen und die Rally sowohl nachträglich unterfüttern wie auch in den kommenden Wochen noch einmal stärken.

Bärenstarke Banken

Ein erstes Indiz für eine starke Berichtsaison lieferten Anfang der Woche die großen US-Banken, deren Ergebnisse meist ein guter Indikator für die nachfolgenden Zahlenwerke der restlichen Unternehmen sind. Das erste Quartal 2021 lief für die führenden, amerikanischen Geldinstitute glänzend. Die US-Investmentbank GoldmanSachs hat mit 6,7 Milliarden US-Dollar sogar den höchsten Quartalsgewinn in ihrer Geschichte eingefahren. Analysten waren in etwa von der Hälfe ausgegangen. Die Geschäfte im Investmentbanking liefen so gut, dass die Bank ihre Nettoerträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 17,7 Milliarden US-Dollar verdoppeln konnte.

Ein ganz ähnliches Bild ergibt sich bei JP Morgan. Der US-Branchengigant verfünffachte seinen Gewinn auf 14,3 Milliarden US-Dollar und übertraf die Analystenerwartungen damit ebenfalls überdeutlich. Auch bei JP Morgan legten die Erträge in der Investmentsparte kräftig zu. Vor allem aber hübschten milliardenschwere Auflösungen von Rückstellungen, die im Zuge des Coronacrashs für gefährdete Kredite beiseite gelegt worden waren, die Bilanz auf. Das war in Teilen auch bei GoldmanSachs der Fall. Bei Wells Fargo sorgten verringerte Rückstellungen für einen Ergebniszuwachs um mehr als 600 Prozent auf 4,7 Milliarden US-Dollar.

Aufgrund der also stark buchhalterisch befeuerten Gewinnsteigerungen, reagierten wohl auch die Aktienkurse zunächst nur wenig. JP Morgen-Titel verloren sogar. Entscheidend jedoch ist die positive Stimmung bei den Banken, was die Ausfallrisiken betrifft. Wer Sicherheitspuffer in Milliardenhöhe abbaut, der scheint relativ sicher zu sein, dass sich der einsetzende Aufschwung fortsetzt. Und das deutet wiederum daraufhin, dass es der Wirtschaft in den USA einem Jahr nach Pandemiebeginn weitaus besser geht, als zunächst anzunehmen war.

Den Unternehmen geht es besser, als viele denken

Das ist sogleich der zweite Punkt, warum womöglich die nächste Rekord-Berichtsaison wartet. Während sich Europa weiter von einer Coronawelle in die nächste zaudert, haben die USA schon in den großen Comeback-Modus geschaltet. Joe Bidens Rekord-Konjunkturpaket zeigt bereits Wirkung. Im März sind die Einzelhandelsumsätze um zehn Prozent nach oben geschossen, was wohl auf die staatlichen Hilfen in Höhe von 1.400-US-Dollar zurückzuführen ist, die jeder US-Bürger bekommt. „Kaum liegen die Stimulus-Schecks im Briefkasten, geht es in die nächste Shopping Mall“, schrieb Deutsche Bank-Anlagestratege Ulrich Stephan.

Die Wirtschaft in China ist derweil im ersten Quartal mit einem Plus von 18,3 Prozent so stark gewachsen wie seit 30 Jahren nicht mehr. Der starke Anstieg hat seinen Ursprung natürlich darin, dass China in den ersten drei Monaten 2020 unter dem Coronaausbruch litt. Allerdings greifen auch in der Volksrepublik Konjunkturprogramme. Außerdem scheint das Virus in China seit längerem erfolgreich eingedämmt. All das sorgt nicht nur in den USA und China für steigende Umsätze und Gewinne bei den Unternehmen, die beiden Schwergewichte ziehen auch den Rest der Welt mit –  nicht zuletzt Deutschlands exportorientierte Großkonzerne aus dem Industriesektor.

Die jüngsten Prognosen vieler Firmen aus dem Sektor lesen sich nach dem herausfordernden, vergangenen Jahr vielversprechend und könnten immer noch zu pessimistisch sein. Die Pandemie schränkt auch hierzulande zumindest die Produktion nicht mehr nennenswert ein, die Nachfrage aus dem Ausland ist hoch. Das könnte sich in den Ergebnissen der Unternehmen für das erste Quartal niederschlagen, auch da ja bereits das letzte Quartal 2020 schon deutliche Erholungstendenzen aufzeigte.

Das Momentum der Tech-Konzerne ist noch da

Gleichzeitig spielt die Pandemie den Tech-Konzernen weiter in die Karten. Umsätze und Gewinne sprudeln und dürften das 2021 weiter tun. Mögen Microsoft, Apple und Co auch noch so hohe Ergebnisniveaus erreicht haben, sie wachsen munter weiter, weil sie quasi von allen digitalen Trends, die von der Coronakrise befeuert wurden, profitieren. Überall auf der Welt bauen Unternehmen und Staaten ihre digitale Infrastruktur aus und dank der spendablen Hilfsprogramme seitens der Regierungen hat die Krise den privaten Haushalten im Schnitt kaum Vermögen gekostet. Da Ausgaben für Veranstaltungen oder den Jahresurlaub wegfallen, bleibt ohnehin mehr Geld für Anschaffungen. Und die werden der Lockdowns wegen über das Internet getätigt. Davon profitiert nicht nur der Online-Riese Amazon, sondern auch viele weitere Digitalunternehmen, die beispielsweise Zahlungen abwickeln oder für die Cloud-Infrastruktur sorgen, oder schlicht Notebooks und Smartphones verkaufen, für die es dann wieder Chips braucht. Und so weiter und sofort. Während der nicht börsennotierte Einzelhändler um die Ecke weiter leidet, verdienen die zuhauf börsennotierten Unternehmen aus der Tech-Branche das große Geld. Daran dürfte sich im ersten Quartal 2021 nicht viel geändert haben.

Ob das auch die Kurse weiter nach oben treibt, bleibt abzuwarten. Zuletzt sorgten steigende Anleiherenditen dafür, dass die Tech-Rally ins Stocken geriet. Alles in allem sieht es aber derzeit nicht danach aus, als würde die Fed einer drohenden Überhitzung der US-Wirtschaft gegensteuern wollen. Das dürfte die Renditen erst einmal niedrig halten.

Sowohl im Techsektor als auch im Value-Bereich könnte also trotz der hohen Bewertungen immer noch Aufwärtspotenzial stecken, wenngleich das Rückschlagrisiko natürlich zunimmt, sollten die Ergebnisse mal nicht mehr von Rekord zu Rekord eilen.

OG

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