Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Märkte >

Diese 4 Gründe sprechen für einen Crash

Die Inflation ist zurück, Zinsen steigen wieder, die Aktien sind hoch bewertet und in Asien knirscht es an den Finanzmärkten. Eine Mega-Immobilienpleite schockt nicht nur Chinas Wirtschaft. Die Aktienmärkte werden nervös und fürchten eine Kettenreaktion. Es gibt vier Gründe für einen drohenden Crash

(Bild: Shutterstock)

Die Inflation ist zurück, Zinsen steigen wieder, die Aktien sind hoch bewertet und in Asien knirscht es an den Finanzmärkten. Eine Mega-Immobilienpleite schockt nicht nur Chinas Wirtschaft. Die Aktienmärkte werden nervös und fürchten eine Kettenreaktion. Es gibt vier Gründe für einen drohenden Crash

„Der größte Crash der Weltgeschichte steht bevor“, warnt Robert Kiyosaki. Kiyosaki ist der erfolgreichste Wirtschaftsbuchautor der Welt. Seine Buchserie „Rich Dad, Poor Dad“ hat eine ganze Generation von jungen Anlegern rund um den Erdball an die Börsen gelockt. Nun warnt er eindringlich: Noch in diesem Oktober kommt der Zusammenbruch an den Aktienmärkten. Kiyosaki sieht eine gewaltige Schieflage an den Finanzmärkten. Die Notenbanken hätten die Märkte jahrelang mit billigem Geld „künstlich aufgeblasen“, nun drohe das „Kartenhaus“ einzustürzen. Auslöser sei die Evergrande-Pleite in China. Doch in Wahrheit signalisierten die Tiefenströmungen der Geldmärkte, dass etwas Gewaltiges nicht mehr in Ordnung sei. Kiyosaki verweist darauf, dass „Frau Yellen und Herr Powell herumwurschteln", weil sie das Geldvolumen permanent ausweiten, während die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sinkt. Diese Politik baue Schuldstürme und erzeuge Inflation - aber kein nachhaltiges Wachstum. Tatsächlich gibt es vier Gründe, warum Kiyosaki Recht haben könnte.

Erstens: Die Zinswende ist da. Jahrelang profitierten die Aktien- und Immobilienmärkte von extrem niedrigen Zinsen durch ultrabilliges Notenbankgeld. Das ändert sich nun. Nach aller Erfahrung wirken aber solche Zinswenden für die Aktienmärkte wie brutale Wellenbrecher. Schon die Erwartung auf steigende Zinsen lässt die Kurse fallen. Im Jahr 2018 bekam man einen Vorgeschmack - der Zehnjahreszins in den USA kletterte damals binnen kurzer Zeit von 1,6 auf 3,2 Prozent. In der Folge rutschten die Aktienkurse um mehr als 20 Prozent ab. Oder auch 2013 – als der damalige Fed-Chef Ben Bernanke mit der Ankündigung, die Anleihekäufe der Notenbank reduzieren zu wollen, für regelrechte Panik am Markt sorgte.

Derzeit sind es insbesondere die hohen Inflationszahlen, die dafür sorgen, dass die Zinswende spürbar wird. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank, erinnert Anleger daran, dass der Fernblick voraus entscheidend sei: „Aktienanleger müssten sich auf Ungemach einstellen, wenn die Inflationsrate auch mittelfristig auf dem aktuell hohen Niveau verharrt, und die Fed deswegen erste Zinserhöhungen bereits auf Mitte 2022 vorzieht“. Gut vier Prozent erreichte im September die Inflationsrate in Deutschland der höchste Stand seit Ende 1993. Nicht viel weniger ist es in der Euro-Zone: Dort stiegen die Verbraucherpreise im September im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozent, höchster Wert seit 13 Jahren. Und in den USA liegt die Teuerungsrate sogar bei 5,3 Prozent. Die Zinswende wird damit akut, das Risiko für die Aktien und Immobilienmärkte steigt rasant.

Zweitens: Die großen Volkswirtschaften schwächeln. Nach der Aufhol-Sonderkonjunktur infolge der Corona-Krise bleibt das Wachstum in China, Europa und in den USA hinter den Erwartungen zurück. Deutschland meldet für das zweite Quartal nur ein Wachstum von 1,6 Prozent, Frankreich gar nur 1,1 Prozent. Die Stimmung in der Wirtschaft trübt sich in Europa ein, das zeigt der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen: Das Stimmungsbarometer fiel gegenüber dem Vormonat um 13,9 Punkte auf 26,5 Zähler. Noch im Mai hatte der Indikator den höchsten Stand seit gut zwei Dekaden erreicht. Seitdem fällt er Monat für Monat. „Der Chipmangel im Fahrzeugbau und die Ressourcenverknappung in der Bauwirtschaft haben zu einem deutlichen Rückgang der Ertragserwartungen dieser Branchen geführt", erklärte ZEW-Präsident Achim Wambach.

Auch in China zeigen sich deutlich Bremsspuren. Im August war der Einkaufsmanagerindex auf Werte gefallen, die ein Ende der Sonderkonjunktur infolge der Corona-Aufholjagd signalisieren. Im September dann zeigten die Einzelhandelsumsätze einen Wachstumseinbruch auf nunmehr 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wirtschaftswissenschaftler hatten mit etwa 7 Prozent gerechnet. Auch das Wachstum der Industrieproduktion blieb hinter den Erwartungen zurück. In den USA zeigt sich das gleiche Bild - die Konjunktur verliert laut der Notenbank Fed an Dynamik. Man stelle nunmehr ein „moderates Wachstumstempo“ fest, diagnostiziert die Fed in ihrem Konjunkturbericht „Beige Bock“. Das Vertrauen der Verbraucher rutscht bereits auf den tiefsten Stand seit 2011. Insgesamt fehlt damit für Aktieninvestoren die Fantasie für weitere Wachstumssprünge. Die Neigung zu Gewinnmitnahmen steigt.

Drittens: Aktien sind relativ teuer. Die Kurse sind seit den Coronatiefs im Frühjahr 2020 sehr stark und sehr schnell gestiegen - ohne ernsthafte Korrektur. So hat sich der Nasdaq-Index für Technologiewerte binnen anderthalb Jahren von 7000 auf über 14000 Punkte verdoppelt. Selbst der MSCI-World-Index ist von 1600 auf mehr als 3000 Punkte empor gesprungen. Nach anderthalb Jahren Coronaüberwindungs-Boom könnte die Zeit für eine Korrektur nun da sein. In Asien zeigen die Börsen bereits seit einigen Wochen rückläufige Tendenz.

Schaut man sich die Fundamentalbewertungen des S&P 500 einmal genauer an, dann sieht man: die Aktien sind derzeit sehr hoch bewertet. In den letzten 150 Jahren hat das Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 nur ganz selten (fünfmal) die Marke von 30 überschritten und gehalten, so auch zurzeit. In den letzten vier Fällen, in denen das Shiller-KGV über 30 lag, fiel der Index anschließend um mindestens 20 Prozent.

Ein weiterer Grund zur Sorge ist die sogenannte „margin debt“. Die beschreibt den Geldbetrag, den sich Anleger gegen Zinsen leihen, um Wertpapiere zu kaufen. Dieser Wert schießt seit anderthalb Jahren empor - um 50 bis 70 Prozent. Im letzten Vierteljahrhundert ist das nur dreimal passiert: Unmittelbar vor dem Platzen der Dot-Com-Blase, unmittelbar vor der Finanzkrise und jetzt. Banken und Broker in den USA gewährten ihren Kunden per Ende August Kredite in Höhe von mehr als 910 Milliarden Dollar, ein Plus von 8 Prozent gegenüber dem Vormonat, und setzten damit den seit einem Jahr andauernden Extrem-Anstieg fort, wie aus Daten der Wertpapieraufsicht FINRA hervorgeht. Das heißt: Fast eine Billion Dollar Wertpapierkredite sind derzeit ausgegeben - mit entsprechend hohem Risiko für drohende Notverkäufe.

Viertens: Asiatische Analysten warnen seit Tagen davor, dass die Insolvenz des Immobilienkonzerns Evergrande an der Börse einen Dominoeffekt auslösen könnte. Das wird zur Lehman-Krise Chinas!“, warnen Analysten aus Hongkong. Der Immobiliengigant Evergrande ist in Zahlungsschwierigkeiten und warnt die Weltöffentlichkeit vor „beispiellosen Problemen“. Schulden von umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar lasten auf dem chinesischen Immobilienkonzern - es wächst die Furcht vor einer Kettenreaktion an den Finanzmärkten, da nun gewaltige Kreditausfälle im Bankensystem drohen. Denn Evergrande ist nicht alleine - die chinesische Immobilienblase droht nach Jahren des Megabooms zu platzen. „Für Chinas Immobilien- und Kreditwirtschaft hat sich der perfekte Sturm zusammengebraut“, warnen die Experten der Ratingagenturen.

Wie bei anderen chinesischen Großkonzernen sind die Beteiligungen Evergrandes an mehr als 200 Tochterunternehmen verschachtelt - tief hinein auch in die Autoindustrie. Die Kredite und gegenseitigen finanziellen Verpflichtungen sind schwer durchschaubar, aber klar ist, dass der Zusammenbruch des Konzerns viele andere Unternehmen des Verbunds mitreißen würde. Auch zehntausende von Kleinanlegern und Wohnungskäufern sind betroffen. Viele Kleininvestoren und Wohnungskäufer haben - wie in China üblich -, bereits Vorkasse für Wohnungen geleistet, die nun nicht fertiggebaut werden. Kein geringerer als der Star-Investor George Soros warnt in der „Financial Times“, dass die Immobilien-Branche der „verletzlichste“ Sektor Chinas sei. Die Umstände „könnten einen Crash auslösen“. „Die Gefahr einer Überhitzung des chinesischen Immobilienmarktes ist nicht von der Hand zu weisen“, warnt auch der besonnene Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. „Die deutschen Unternehmen sind besorgt, dass dort eine Blase platzten könnte.“

Ein ungewöhnlich wichtiger Warner ist Guo Shuqing, Leiter der chinesischen Aufsichtsbehörde für Banken und Versicherungen. Anfang März sagte er, er sei sehr besorgt über entstehende Blasen an den globalen Finanzmärkten und im Immobiliensektor in China. Insbesondere für die westlichen Handelsplätze ist er pessimistisch: „Die Blasen an den US-amerikanischen und europäischen Märkten könnten platzen, weil sich die Aktienkurse in die entgegengesetzte Richtung ihrer zugrundeliegenden Volkswirtschaften entwickeln.“

Doch einer bleibt bei alledem optimistisch: Robert Kiyosaky. Er resümiert: „Die gute Nachricht ist, dass ein Crash ein perfekter Zeitpunkt ist, um reich zu werden. Deshalb bin ich optimistisch und ich bin sehr optimistisch für Gold, Silber und Bitcoin, nicht für Aktien. Wenn es also zu einem Crash kommt, der alles mit sich reißt, dann werde ich mehr Gold, Silber und Bitcoin kaufen.“

WW

Lesen Sie auch: Adidas: Das ist eine Einstiegschance