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Geplanter Börsengang: Porsche weckt viele Begehrlichkeiten

Große Börsengänge werfen weite Schatten voraus - lange bevor die Startglocke gebimmelt wird. Das gilt erst recht, wenn das Objekt der Begierde einen klangvollen Namen hat: Porsche. Der Sportwagenhersteller aus Stuttgart-Zuffenhausen ist einerseits ein Mythos aus vier Rädern – er verspricht zudem eine attraktive Anlage zu werden.

(Foto:redcharlie on Unsplash)

Große Börsengänge werfen weite Schatten voraus - lange bevor die Startglocke gebimmelt wird. Das gilt erst recht, wenn das Objekt der Begierde einen klangvollen Namen hat: Porsche. Der Sportwagenhersteller aus Stuttgart-Zuffenhausen ist einerseits ein Mythos aus vier Rädern – er verspricht zudem eine attraktive Anlage zu werden.  

Die Erwartungen um einen Börsengang von Porsche haben neue Nahrung bekommen, als jetzt offiziell bestätigt wurde, dass der Schritt konkret geprüft wird. Im Detail will die Konzernmutter VW 25,1 Prozent der Anteile verkaufen. Die Aktien werden in gleichen Teilen in Stamm- und Vorzugsaktien gesplittet, wobei die Porsche Automobil Holding SE die Vorzugsaktien mit einem Zuschlag von 7,5 Prozent auf den Erstausgabepreis übernehmen wird. Die Porsche AG würde so auch nach dem Börsengang voll im Zahlenwerk des Wolfsburger Konzerns konsolidiert bleiben. Darauf habe man sich im Rahmen einer Eckpunktevereinbarung geeinigt, heißt es in einer am späten Donnerstagabend verbreiteten Erklärung. Die finale Entscheidung der Gremien stehe noch aus.  Die börsennotierte Porsche Automobil-Holding SE, die von den Familien Piech und Porsche kontrolliert wird, hält 53,1 Prozent der Stimmrechte am VW-Konzern. Mit der Vereinbarung sichern sich die Familien Piech und Porsche demnach die Kontrolle über den Sportwagenhersteller Porsche AG.

„Wir begrüßen den Schritt des Volkswagen Konzerns. Porsche ist eine starke Marke mit robustem Geschäftsmodell und einer weltweiten Fangemeinde“, kommentierte Porsche-Vorstandschef Oliver Blume. Der Marke rund um den legendären 911er trägt neben Audi überdurchschnittlich zum Gewinn des VW-Konzerns bei. Mitten in der Halbleiterkrise konnten die Stuttgarter in den ersten neun Monaten 2021 den Umsatz um knapp ein Fünftel auf 23 Milliarden Euro steigern. Das ging mit einer Umsatzrendite von 15 Prozent einher. Insgesamt wird für 2021 ein Gewinn zwischen fünf und sechs Milliarden Euro erwartet.

Angesichts solcher Werte reiben sich potenzielle Anleger bereits die Hände. Die Bewertung der Porsche AG schwankt zwischen 60 und 80 Milliarden Euro. Einigen Analysten bringen sogar 100 Milliarden Euro und mehr ins Spiel. Damit wäre der Sportwagenhersteller fast so viel Wert wie die Konzernmutter VW selbst, die bei etwas mehr als 110 Milliarden Euro taxiert wird. Es geht also um das Wolfsburger Tafelsilber. Das gibt VW in Teilen aus der Hand, weil der Konzern viel Geld benötigt, um den Wandel vom Verbrennungsmotor zur E-Mobilität stemmen zu können.

Insgesamt 159 Milliarden Euro, das entspricht dem Bruttosozialprodukt von Ungarn, wollen die Wolfsburger in den kommenden fünf Jahren investieren. So soll in Salzgitter eine neue Batteriefabrik entstehen. Zudem gibt es große Defizite bei der Entwicklung neuer E-Modelle und dem Aufbau einer eigenen Software-Kompetenz abzuarbeiten. Denn aktuell schafft es VW gerade in China nicht, die Kunden für die E-Modelle des Konzerns zu begeistern. Die Volkswagen AG würde die Einnahmen für die Finanzierung der industriellen und technischen Transformation sowie für das weitere Wachstum nutzen“, heißt es in der Erklärung.

Wann der Börsengang der Sportwagenschmiede konkretisiert wird, ist derzeit noch offen. „Die Entscheidung liegt allein bei den Gremien der Volkswagen AG. Weitere Angaben kann die Porsche AG daher derzeit nicht machen“, heißt es aus Zuffenhausen.  Dem Vernehmen nach haben die aktuelle Entwicklung in der Ukraine und die hohe Inflation die Zeitpläne zerschossen. Dies sei nicht gerade für ein gutes Klima für einen Börsengang. „In neun bis zwölf Monaten wissen wir mehr“, dämpft denn auch ein Sprecher der der Holding Porsche SE allzu kühne Erwartungen. Zwischenzeitlich können sich die Beteiligten auch noch Gedanken machen, wie man eine Verwechslung von Porsche SE und Herstellermarke Porsche AG an den Finanzmärkten verhindert. Schon länger wird darüber diskutiert. Und einmal mehr haben die beiden Clans Porsche und Piech dazu das letzte Wort.

Andreas Kempf

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