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Lithium-Preise kennen kein Halten

Die Nachfrage steigt schnell, das Angebot kommt nicht mehr mit. Was viele Experten schon vor Jahren prognostizierten, tritt nun ein. Das vor allem für E-Auto-Batterien essentielle Lithium wird immer teurer. Der Rohstoff lässt sich an der Börse nicht direkt handeln, Anleger können aber auf anderen Wegen profitieren.

(Foto: SL Photography / Shutterstock)

Die Nachfrage steigt schnell, das Angebot kommt nicht mehr mit. Was viele Experten schon vor Jahren prognostizierten, tritt nun ein. Das vor allem für E-Auto-Batterien essentielle Lithium wird immer teurer. Der Rohstoff lässt sich an der Börse nicht direkt handeln, Anleger können aber auf anderen Wegen profitieren.

Der Preis für Kupfer ist seit Jahresbeginn um 23 Prozent gesunken. Ausgehend vom zwischenzeitlichen Hoch im März hat sich das Industriemetall sogar um über 30 Prozent verbilligt. Experten sehen darin den Vorboten einer nahenden Rezession, die den führenden Wirtschaftsinstituten nach zumindest für Deutschland und Europa auch nicht mehr zu verhindern ist. Den USA droht sie ebenfalls. Neben dem Preis für Kupfer, gerieten zuletzt auch die für Aluminium und Zinn unter Druck. Nicht zuletzt gaben die Ölpreise deutlich nach, sogar der Gaspreis sank. Die Angst vor einer tiefgreifenden Rezession ist an den Rohstoffmärkten überall zu spüren. Fast überall. Ein Rohstoff schert auf beeindruckende Art und Weise aus und verteuert sich in atemberaubender Geschwindigkeit: Lithium.

Aktuell kostet eine Tonne Lithiumcarbonat am chinesischen Spotmarkt umgerechnet rund 72.000 US-Dollar. Damit hat sich der Preis seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Im vergangenen Jahr hatte er sich bereits versechsfacht. Experten sprechen bereits vom Beginn eines Lithium-Superzyklus.

Autoindustrie treibt die Nachfrage in die Höhe

Tatsächlich kommen die Preissteigerungen nicht von ungefähr. Seit Jahren prognostizieren Analysten massive Teuerungen. Jetzt sind sie da. Die Nachfrage aus der Automobilindustrie ist riesig. Dort ist Lithium nach wie vor essentieller Bestandteil der Batterien für Elektroautos. Inzwischen ist das E-Auto längst nicht mehr nur für einzelne Hersteller, sondern für die gesamte Branche die Zukunft. Auch die großen deutschen Hersteller um VW, BMW und Mercedes Benz investieren Milliarden in die Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotte. Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) nach, dürfte sich der Absatz von Elektroautos bis Ende des Jahren auf 6,6 Millionen verdoppeln. In den USA sollen bis 2030 die Hälfte aller neu verkauften Fahrzeuge elektrisch fahren. In China gehört die E-Mobilität ohnehin die Zukunft.

Immer mehr Hersteller planen zudem eine eigene Batterieproduktion, womit ein regelrechter Kampf um die dafür notwendigen Rohstoffe, darunter Lithium, entstanden ist. Wer wie schnell, wie sicher und wie günstig an den Rohstoff kommt, hat großen Einfluss auf den Wettbewerb. In Europa sind aktuell 40 Batteriefabriken im Bau oder in der Planung. Schon bis 2030 könnten sich damit nur auf diesem einen Kontinent die Produktionskapazitäten für Batteriezellen verzehnfachen. Damit dürfte auch der Lithiumbedarf weiter stark steigen. Bis 2030 könnte die weltweite Nachfrage bei 350.000 bis 400.000 Tonnen pro Jahr liegen. Zum Vergleich: 2021 waren es 85.000 Tonnen und 2015 33.000 Tonnen. Die Nachfrage nach Lithium werde auf absehbare Zeit hoch sein und das Angebot in den kommenden zehn Jahren voraussichtlich übersteigen, sind die Analysten von Morningstar überzeugt.

Die Erschließung neuer Vorkommen dauert zu lange

Letztere Feststellung liegt jedoch nicht nur an einer hohen Nachfrage, sondern gleichfalls an einem sehr knappen Angebot. „Das kritisch wichtige chemische Element ist weiterhin in einem langfristigen Versorgungsengpass“, schreibt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. Zwar gibt es genügend Lithium-Ressourcen auf der Erde, doch die Ausbeutung der Vorkommen geht nicht schnell genug voran. Hierbei handelt es sich um ein kompliziertes und teures Verfahren. Aktuell gibt es zudem viele kleine Player am Markt. Dem Analysehaus Fitch Solutions nach sind derzeit 129 Lithiumprojekte in den Händen von 105 Unternehmen. Der Markt für Lithium ist noch jung, daher wenig konsolidiert. Unternehmen, die nur eine Lagerstätte explorieren stehen vor großen finanziellen Herausforderungen. „Die Inbetriebnahme neuer Produktionskapazitäten kann bis zu fünf Jahre oder länger dauern. Machbarkeitsstudien, behördliche Genehmigungen, Kapitalbeschaffung und Kapitalausgaben sind dabei große Hürden, bevor überhaupt Lithium produziert werden kann“, schreibt CMC-Markets-Analyst Oldenburger.

Lithium-Aktien mit gigantischen Kurssteigerungen in den letzten drei Jahren

Die Lithium-Preise werden aktuell also sowohl von der Nachfrage- wie auch von der Angebotsseite nach oben getrieben. Lithium lässt sich nicht direkt an der Börse handeln, doch Anleger können von der Performance der Explorer, Förderer, Produzenten und Weiterverarbeitern profitieren. Eine Möglichkeit sind Investments in Einzelaktien. Hier gehen Anleger aber je nach Auswahl ein hohes Risiko ein. Für langfristig orientierte Anleger empfiehlt sich wohl am ehesten ein Investment in Marktführer, wie den US-Konzern Albermarle. Der Rohstoffkonzern ist eigenen Angaben nach der weltweit größte Produzent von Lithium- und Lithiumverbindungen und kontrolliert in etwa ein Drittel des globalen Geschäfts mit dem „weißen Gold“. Die Aktie hat sich auf Dreijahressicht fast vervierfacht. Ähnlich stark lief es zuletzt für den zweiten großen Player am Markt, den chilenischen Bergbauriesen Sociedad Quimica Minera de Chile (SQM). Die Aktie hat sich im Vergleichszeitraum verdreifacht. Auch die Chilenen sehen sich selbst als größten Lithiumproduzenten. Wer nun tatsächlich die Nase vorn hat, lässt sich nicht genau sagen. Sowohl Albermarle als auch SQM dominieren aber den Weltmarkt.

Auch kleinere Produzenten haben zuletzt stark performt. Die Aktie von Allkem (ehemals Orocobre) ist beispielsweise in drei Jahren um 530 Prozent gestiegen. Allkem verfügt über eine Mine in der Salar-de-Olaroz in Argentinien. „In Zusammenarbeit mit dem japanischen Automobilhersteller Toyota und einem Partner in Argentinien wurde festgestellt, dass die Mine über ein so großes Lithiumvorkommen verfügt, dass die Produktion für die nächsten 40 Jahre gesichert sein wird“, schreiben die Experten von Admiral Markets. Unternehmen wie Allkem sind aber meist stark abhängig von einer Mine, haben sich zudem auf Lithium fokussiert und fördern kaum andere Rohstoffe. Für Anleger stellt dies ein erhebliches Risiko dar, sollte Lithium doch irgendwann als Batterierohstoff ersetzt werden können oder schlicht günstiger werden, womit sich die Förderung wieder weniger lohnen würde.

Global X Lithium & Battery Tech ETF als Investment-Möglichkeit

Die im Lithium-Sektor wohl naheliegendste Variante ist der Kauf eines ETFs. Hier bietet sich beispielsweise der Global X Lithium & Battery Tech ETF, der den Solactive Global Lithium Index abbildet an. „Der ETF hat den Vorteil, dass er breiter aufgestellt ist, als es bei einem Investment in eine Einzelaktie der Fall ist“, erklärt Analyst Oldenburger. Zudem investiert der ETF nicht nur in Lithium-Produzenten, sondern auch in Batteriehersteller wie LG Chem. Die größte Position ist allerdings mit Abstand Albermarle mit fast 15 Prozent Portfolio-Anteil. SQM folgt mit sechs Prozent an Position zwei. Der ETF hat sich auf Dreijahressicht ebenfalls stark entwickelt und über 200 Prozent an Wert zugelegt, zuletzt allerdings ging es bergab. Oldenburger analysiert: „In den Sommermonaten hat sich der Global X Lithium & Battery Tech ETF am Widerstand bei 80 USD die Zähne ausgebissen und sogar einen Fehlausbruch auf der Oberseite vollzogen. Das aktuelle Kursgeschehen ist damit unter der 80 USD kritisch zu sehen und ein erneuter Test des März-Tiefs bei 61,60 USD nicht auszuschließen. Gelingt jetzt aber ein Ausbruch über die 80 USD Marke dürfte in der Folge ein Anstieg in Richtung 96,90 USD erfolgen.“

Entscheidend für steigende Kurse, ob nun mit Blick auf ETFs oder Einzelaktien, bleibt die Preisentwicklung von Lithiumcarbonat. Nach den jüngsten Preissteigerungen wäre eine Konsolidierung nicht überraschend. Langfristig aber könnte allein die Phantasie mit Blick auf den Multimilliarden-Markt E-Auto die Preise weiter steigen lassen. Fakt ist: Die Nachfrage nach Lithium wird steigen. Und das Angebot wird weiter Mühe haben, Schritt zu halten. Wohl auch in einer Rezession.

OG

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