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Commerzbank-Aktie: Kann man noch Geld ins Geldhaus stecken?

Für recht kleines Geld bekommt man derzeit eine Aktie der Commerzbank: Nur noch gut fünf Euro müssen aus dem Schweinderl geholt werden, dann ist man ebenbürtiger Teil-Eigentümer neben so illustren Adressen wie Bundesrepublik Deutschland, Blackrock, Cerberus und Norge Bank.

Für recht kleines Geld bekommt man derzeit eine Aktie der Commerzbank: Nur noch gut fünf Euro müssen aus dem Schweinderl geholt werden, dann ist man ebenbürtiger Teil-Eigentümer neben so illustren Adressen wie Bundesrepublik Deutschland, Blackrock, Cerberus und Norge Bank.

Von Reinhard Schlieker

Ebenbürtig in dem Sinne, dass man, wenn man den Kursverlauf etwa der letzten drei Jahre ansieht, ordentlich durchgeschüttelt wird. In der Zukunft soll das, so sagt es Manfred Knof als neuer Chef des Ganzen, natürlich besser werden. Aber auch 2017 hatte man Pläne – es hat nicht gereicht. Besonders bitter die Abschreibungen auf den Goodwill im vergangenen Jahr und zuvor, Dresdner-Bank-Übernahme das Stichwort: Knof kennt den damaligen Verkäufer recht gut, denn er arbeitete schon für ihn: Allianz der Name. 20 Jahre war er dort und die Dresdner kennt er natürlich auch noch, und bis vor kurzem die Deutsche Bank. Dass er von dort kommt, ist im Frankfurter Finanzbiotop keine Empfehlung, denn die Commerzbanker sind ein eigener Schlag. Frohe Kunde hatte Knof für sie auch sonst nicht, denn 10.000 Arbeitsplätze werden im Rahmen der nun fälligen weitergehenden Sanierung entfallen. 2500 sollen aufgebaut werden, allerdings nicht in Deutschland, sondern bei den aufstrebenden östlichen Nachbarn.

In der Heimat hingegen steht der wohl einschneidenste Umbau an. Fast eine Blaupause die nun wieder in den Konzern integrierte Comdirect: Die neue Commerzbank soll digitaler werden, online heißt wie üblich das Zauberwort, es werden Filialen geschlossen und andere abgespeckt. Nach den Vorstellungen der Bankmanager dient eine Filiale draußen im Lande in Zukunft eher der Anbahnung von Online-Bekanntschaft mit dem Angebot der Commerzbank, so eine Art IT-Beratung für Kunden, die sich nicht trauen. Holzgetäfelte Beratung gibt es sowieso schon nicht mehr. Ob der stets umworbene Mittelstand mitzieht, bleibt abzuwarten. In Coronazeiten allerdings hat das Onlinegeschäft so seinen Charme, etwas sarkastisch könnte man die Strategie auch nennen: Die Krankheit zur Waffe machen.

Die Vorzüge des Onlinebanking liegen auf der Hand, wenn kaum jemand vor die Tür geht. Das Risiko für die Commerzbank, die allerdings schon in diesem Jahr operativ wieder gut verdienen will: Dass so mancher gute Kunde nicht mitmacht (und dies nicht etwa nur, weil es die berühmten Funklöcher und eine etwas beklagenswerte Internetverbindung tatsächlich gibt auf dem Lande). Die Comdirect hatte vorgemacht, dass es klappen kann, auch Vermögensberatung online zu veranstalten, Beratung ebenso – natürlich gegen Bezahlung. Die Bank plant ohnehin höhere Preise, auch für Privatkunden natürlich. Und will dann konsequenterweise schon im übernächsten Jahr wieder Dividenden zahlen.

Das Gelingen der Pläne hängt gerade bei der Commerzbank von sehr vielen Faktoren ab, und der neue Chef wird mitunter deutlich werden müssen angesichts der auseinanderstrebenden Kräfte im Hause. Für den potentiellen und tatsächlichen Aktionär gilt es zu bedenken, dass der Bund mit etwa 15 Prozent beteiligt ist – der stille Retter aus der Zeit der Finanzkrise hat an seinem Investment gelitten, natürlich, also genau genommen der Steuerzahler. In jüngster Zeit soll das Finanzministerium eine aktivere Rolle einnehmen gegenüber der Bank, nicht jedem gefällt das. Solche Investoren wie Cerberus, der zähnefletschende Höllenhund in der Mythologie, nach eigenem Bekunden aber ganz harmlos, gar gutmütig, lässt sein vieles Geld sicher auch nicht aus den Augen, Blackrock dito. Um die 60 Prozent sind Streubesitz, was die auf Hauptversammlungen zählen, weiß man aber angesichts der geringen gewöhnlichen Präsenz dort. In der Bank spricht außerdem die Gewerkschaft Verdi manches Wörtchen mit, auch wenn sie die Sanierung nicht verhindern kann.

Es sollte also gut überlegt sein, ob man neben seiner Eigenschaft als steuerzahlender Mitbetreiber der Bundesrepublik Deutschland nun auch noch Direktaktionär werden will. Eine gewisse romantische Liebe zum hergebrachten Bankgeschäft sollte man schon mitbringen, ein buntes Band der Sympathie mindestens; notfalls entbehrliches Geld auch, und dann noch ein Faible für moderne Zeiten (allerdings nicht zu modern) und für hin und wieder eine Überraschung. Dann ist man bei der Commerzbank fast richtig.

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