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Urlaubsplanung: Das sind die Reisetrends 2023

Urlaub auf Balkonien war einmal. Jetzt, im Post-Corona-Zeitalter, zieht es die Deutschen wieder in die Welt hinaus. Selbst die hohen Energiepreise und die hohe Inflation bremsen die Reiselust nicht. 2023 könnte daher zu einem Rekord-Reisejahr werden. Ein Blick auf die Reisetrends in den kommenden Monaten.

Der Traumurlaub liegt in der Ferne: Fernreisen erleben einen Boom (Bild: Shutterstock)

Urlaub auf Balkonien war einmal. Jetzt, im Post-Corona-Zeitalter, zieht es die Deutschen wieder in die Welt hinaus. Selbst die hohen Energiepreise und die hohe Inflation bremsen die Reiselust nicht. 2023 könnte daher zu einem Rekord-Reisejahr werden. Ein Blick auf die Reisetrends in den kommenden Monaten.
 
Ob Camping am Bodensee, Ferienhaus an der Ostsee oder Hotelurlaub in den Alpen: In der Pandemie haben die Bundesbürger jeden Winkel ihres eigenen Landes erkundet. Corona hatte das Reisen verändert. Die Deutschen verbrachten ihre Ferien bevorzugt in heimischen Gefilden oder blieben gleich ganz zu Hause. Urlaub im Ausland bedeutete in Zeiten eingeschränkter internationaler Reisen und Lockdowns Unsicherheit. Nach drei Jahren andauernder Krisenzustände wollen die Deutschen nun wieder raus aus den eigenen vier Wänden und ausgiebig verreisen. Auch wenn die Pandemie überwunden ist: 2023 bedeutet wieder Urlaub in Krisenzeiten. Ukraine-Krieg, Inflation, Energiekrise und Klimakrise halten die Bundesbürger allerdings nicht vom Reisen ab, wie aktuelle Tourismusstudien nun zeigen. 2023 könnte sogar zu einem Rekord-Reisejahr der Deutschen avancieren.
 
Reiselust statt Reisefrust
 
Nach Jahren der Einschränkungen und Entbehrungen durch die Pandemie genießen die Deutschen ihre zurückerlangte Reise-Freiheit. Die Hoffnung, dass die Corona-Lage weiter entspannt bleibt, lässt aktuell viele Menschen ihren Urlaub buchen. „Reisen bleibt für die Menschen eine Herzensangelegenheit, auch in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten“, sagt Anja Braun, Leiterin Presse Tourismus bei Tui.
 
Mit dem Reiseverhalten der Bundesbürger beschäftigte sich auch die vom Reiseanbieter Booking.com in Auftrag gegebene Umfrage „Reiseprognosen für 2023“. Hierfür wurden insgesamt rund 24.000 Personen aus 32 Ländern und Regionen befragt, die in den nächsten zwölf bis 24 Monaten eine Geschäfts- oder Urlaubsreise planen. Da Reisebeschränkungen und Covid-Tests langsam der Vergangenheit angehören, blicken 73 Prozent der Befragten dem Reisen optimistischer entgegen als noch im Jahr 2022. Trotz globaler wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten gaben 72 Prozent an, dass sich das Reisen immer noch lohnt.
 
Die neue Reiselust der Deutschen belegt zudem die kürzlich veröffentlichte 39. Deutsche Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Für die Untersuchung befragte das Institut GfK im Dezember 2022 und Januar 2023 insgesamt 3000 Personen. Bereits jetzt hätten 60 Prozent der Menschen in Deutschland eine mindestens fünftägige Urlaubsreise geplant, nur 20 Prozent seien bereits sicher, in diesem Jahr nicht zu verreisen, weitere 20 Prozent seien noch unentschlossen. Damit dürfte die Reisefrequenz 2023 laut Studie zumindest auf dem Vor-Corona-Niveau liegen, wenn nicht sogar darüber.
 
Auch nach jüngsten Daten des Analysehauses TDA ist die Reiselust der Menschen in Deutschland groß. Demnach war der Dezember 2022 ein außergewöhnlich starker Buchungsmonat bei Reisebüros und klassischen Online-Reiseportalen. Die Sommersaison 2023 weist insgesamt zum Vorjahr ein Umsatzplus von 44 Prozent auf, der Rückstand zum Vor-Corona-Sommer 2019 schmelze weiter ab. Die Wintersaison 2022/23 habe 85 Prozent ihres Vor-Corona-Niveaus bereits erreicht.
 
Längere Auszeit aus dem Alltag
 
Wenn man schon verreist, dann soll es sich auch lohnen. So denken immer mehr Urlauber und verlängern deshalb die Reisezeit. Im Schnitt verbrachten die Deutschen 2022 etwa 13 Tage in ihrem Haupturlaub und damit fast zwei Tage länger als im Vorjahr. Ein ähnlich hoher Wert wurde zuletzt Anfang der 2000er Jahre ermittelt. Ein Grund für den längeren Aufenthalt ist einerseits der Anteil an Fernreisen, bei denen das Credo gilt: Je weiter das Reiseziel liegt, desto länger ist der Aufenthalt vor Ort. Andererseits spielt auch der Wunsch nach einer längeren Erholungszeit nach all den Einschränkungen und dem Verzicht der letzten Jahre sowie der Entschleunigung vom stressigen Alltag eine Rolle.
 
Fernreisen boomen, Heimaturlaub geht zurück
 
Doch wohin soll der Traumurlaub gehen? Bei den Reisezielen bleibt das eigene Land mit Abstand das beliebteste Urlaubsland der Deutschen, verliert aber im Vergleich zu den Coronajahren. 28 Prozent der Befragten wollen laut Tourismusanalyse in diesem Jahr in Deutschland urlauben, 41 Prozent zieht es ins europäische Ausland, 16 Prozent in die Ferne.
 
41 Prozent verbrachten im Jahr 2022 ihren Urlaub zwischen Küsten und Bergen – ein Rückgang gegenüber 2021, aber immer noch über Vor-Corona-Niveau. Die meisten Urlauber bevorzugten den Norden oder Süden des Landes. Die beliebtesten Bundesländer waren Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Im Vorjahr bereisten die Deutschen wieder verstärkt Europa, allen voran Spanien (8 Prozent), gefolgt von Italien (6 Prozent) und der Türkei (5 Prozent). Auch Fernreisen boomten. Seit dem Wegfall der Coronabeschränkungen entschieden sich 13 Prozent der Sonnenhungrigen dafür. Die beliebtesten Regionen waren dabei Nordamerika, Nordafrika und Asien-Fernost.
 
In den kommenden Monaten besonders gefragt sein werden Mittelmeerziele wie Spanien, Balearen, Griechenland und Türkei. Auf den Fernstrecken sind Destinationen wie die Malediven und die Dominikanische Republik, die auch während der Pandemie bereist werden konnten, weiterhin begehrt. Nachholbedarf erwarten Experten wie bei Tui vor allem für Ziele, die erst später wieder per Flugzeug erreichbar waren, wie etwa Thailand und die USA. Neue Shootingstars in der Ferne sind Sansibar und der Senegal.
 
Vom Retreat bis zum Kulturschock
 
Tapetenwechsel und Sonne tanken: Das ist für viele Menschen Grund genug, in den Urlaub zu fahren. Im Jahr 2023 verändern sich laut der Booking.com-Studie jedoch die Gründe für das Reisen und die Art des Urlaubs. Ein beliebter Grund für einen Urlaub ist eine Auszeit für Körper und Seele. 42 Prozent der Reisenden möchten während einer Auszeit den Fokus auf ihre geistige und körperliche Gesundheit legen – dies schließt auch Retreats ein. Ein anderer beliebter Reisegrund ist die Nähe zur Natur, zum Beispiel eine Hütte mitten im Wald oder Überlebenstrainings. Ein Grund für die Auszeit aus dem Alltag ist auch das Unbekannte. 2023 beabsichtigen Urlauber häufiger Neues auszuprobieren. 73 Prozent möchten außerhalb des von ihnen Gewohnten verreisen und 30 Prozent möchten weniger bekannte Städte erkunden und versteckte Kleinode entdecken. 38 Prozent wünschen sich indes einen Kulturschock.
 
Urlaub so teuer wie nie
 
Ein Cocktail am Strand, ein Souvenir beim Sightseeing und ein Dinner im Restaurant: Die Ausgaben im Urlaub läppern sich. Und in diesem Jahr wird die schönste Zeit des Jahres so teuer wie nie. Wie die Deutsche Tourismusanalyse zeigt, liegen die Reisekosten auf einem Allzeithoch. Der Studie zufolge gab jeder Bundesbürger 2022 für seinen Haupturlaub mehr als 1350 Euro aus – 250 Euro mehr als 2021. Das lag an der Aufenthaltsdauer, aber auch angestiegenen Tageskosten. „Noch nie in der Geschichte der Tourismusanalyse – also in 39 Jahren – wurde mehr Geld fürs Verreisen ausgegeben als im letzten Jahr“, sagt Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Die durchschnittlichen Reiseausgaben pro Tag stiegen 2022 auf 112 Euro pro Tag – ebenfalls Rekord. Ein Urlaubstag im Inland kostet damit so wie viel wie einer auf einer Fernreise. Ein Urlaubstag in Europa schlägt mit 99 Euro im Schnitt zu Buche.
 
Auch wenn man für die schönste Zeit des Jahres in diesem Jahr tief in die Tasche greifen muss: „Statt mit Angst, Verzagtheit und Zurückhaltung reagieren die Bundesbürger – zumindest beim Thema Urlaub – pragmatisch: Sie wollen unterwegs sein und sind hierfür zu vielen Kompromissen bereit“, ergänzt Reinhardt. Statt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf eine Auszeit aus dem Alltag ganz zu verzichten, setzen die Deutschen lieber auf abgespeckte Ferien. So wollen sich 73 Prozent der Befragten der Deutschen Tourismusanalyse bei Souvenirs und beim Shopping einschränken, 69 Prozent verreisen möglichst in der Neben- statt in der Hauptsaison und 63 Prozent wählen ein möglichst preiswertes Reiseziel. Ähnliches ermittelte die Booking.com-Studie. 63 Prozent werden Angebote genau im Auge behalten und 53 Prozent sind bereit, außerhalb der Saison zu reisen oder eine längere Strecke in Kauf zu nehmen. Das bedeutet, dass die Nebensaison 2023 etwas mehr ausgelastet sein könnte als im letzten Jahr und es im Sommer etwas ruhiger als gewöhnlich sein könnte. Dies könnte dazu führen, dass sich die Menschenmassen bei stark besuchten Attraktionen wie Freizeitparks und Sehenswürdigkeiten etwas verteilen.
 
Wer trotz Kostenexplosion sparen möchte, für den sind vor allem Pauschalreisen attraktiv. All-Inclusive-Ziele wie Ägypten, Tunesien, Türkei und die Kapverden, die mehr als 90 Prozent All-inclusive-Hotels haben, werden deshalb deutlich profitieren. Ein Schnäppchen machen können auch Urlauber, die nicht auf ein Reiseziel festgelegt sind. Flugreisen, die im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie im Preis am stärksten gesunken sind, gehen aktuell nach Zagreb in Kroatien, Oslo in Norwegen oder Sofia in Bulgarien.
 
Ein letzter kleiner Trost: Nach den Reisebeschränkungen in den Coronajahren 2020 und 2021 konnten viele Deutsche das Geld sparen, das sie sonst für ihren Urlaub ausgegeben hätten. Und dieses Geld können sie nun investieren, um sich im Urlaub trotzdem etwas zu gönnen.                         

Vera König

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