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Goldpreis auf Rekordhoch: Was dahinter steckt

Der Goldpreis erklimmt historische Höhen. An den Finanzmärkten ist man zunächst verblüfft. Nun wird klar, dass China massiv Gold aufkauft. Militäranalysten warnen: Peking bereite so einen Angriff auf Taiwan vor.

(Bild: Shutterstock)

Der Goldpreis erklimmt historische Höhen. An den Finanzmärkten ist man zunächst verblüfft. Nun wird klar, dass China massiv Gold aufkauft. Militäranalysten warnen: Peking bereite so einen Angriff auf Taiwan vor.

Der Preis für Gold ist in der Nacht zum Montag auf ein Rekordhoch von 2135 US-Dollar je Unze gestiegen. Noch nie war das Edelmetall so teuer. Zur Verblüffung vieler Börsianer ist Gold damit zu einer der besten Geldanlagen im Jahr 2023 geworden - und das, obwohl es auf Gold keine Zinsen gibt, auf viele Kapitalanlagen aber durchaus wieder einträgliche Renditen. Einige Analysten mutmaßten zunächst, die Flucht ins Gold habe etwas mit den Kriegen in der Ukraine oder im Gazastreifen zu tun. Andere verwiesen auf Inflation oder den Zinsgipfel, der womöglich erreicht sei.

Doch nun zeigt sich, dass hinter dem Preisanstieg etwas anderes steckt: massive Gold-Käufe Chinas. Nach den Angaben des World Gold Council hat die Zentralbank Chinas zwölf Monate in Folge Gold aufgekauft. Dabei wurden die Bestände der People’s Bank of China offiziell um etwa 200 Tonnen Gold aufgestockt. Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet, dass China alleine im Oktober 23 Tonnen Gold hinzugekauft habe und der Gesamtbestand auf 2215 Tonnen angestiegen sei. China verfügt damit jetzt über mehr Reservegold als ganz Lateinamerika, Afrika und Indien zusammen. "Die chinesische Regierung steckt derzeit jeden Monat mindestens eine Milliarde Dollar in Goldkäufe", berichten Goldkontrakthändler aus Singapur. In asiatischen Medien kursieren immer wieder Berichte, wonach die wahren Goldreserven und Goldkäufe Chinas sogar viel größer seien, als es die offiziellen Daten vermuten lassen. China habe eine "geheime Goldreserve", die sich aus den erheblichen Eigenschürfungen des Landes speise. Das Land ist selbst der größte Goldproduzent der Welt.

Angst vor westlichen Sanktionen

Aus dem Motiv für die aktuellen Goldkäufe macht die chinesische Zentralbank keinen Hehl. Man müsse sich rüsten für einen Taiwan-Krieg und den Konflikt mit den USA, heißt es aus Peking. China dürfe im Konfliktfall nicht Opfer westlicher Sanktionen werden wie Russland im Ukraine-Krieg. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert Chen Hongxiang von der Zentralbank so: "Vor dem Hintergrund des verschärften strategischen Wettbewerbs zwischen China und den USA und des Konflikts um die Straße von Taiwan sollten wir uns davor hüten, dass die USA dieses Modell der Finanzsanktionen gegen China wiederholen." China solle sich "auf einen Regentag vorbereiten", um seine finanzielle und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

Die "Financial Times" meldet, dass die tatsächlichen Goldkäufe der Chinesen deutlich höher als die 200 offiziellen Tonnen lägen, weil in China derzeit auch private und halbstaatliche Adressen systematisch Gold kauften. Dies habe mit der Immobilienkrise zu tun, zudem würden chinesische Privatpersonen und Firmen durch den Goldankauf der Zentralbank zu spekulativen Käufen animiert.
Ein bekanntes Muster

Damit scheint sich ein Muster der Kriegsvorbereitung zu wiederholen. Auch Russland hatte vor dem Ukraine-Krieg seine Goldbestände massiv ausgeweitet, um genügend Reserven im Konfliktfall zu haben. Mit Sorge beobachten daher nun Militärexperten, dass China sich damit konsequent und offen für einen möglichen Taiwan-Krieg wappne.

China versucht auch mit anderen Mitteln, sich finanzpolitisch von den USA und dem Westen zu emanzipieren. So werden die Reservebestände an Dollaranleihen reduziert und immer mehr Handelsverträge geschlossen, die internationale Warentransaktionen in Yuan abrechnen. In Peking wird genau beobachtet, wie der Westen im Zuge der Sanktionen gegen Russland Russlands Devisenreserven in Höhe von 300 Milliarden Dollar eingefroren und russische Banken aus dem SWIFT-System ausgeschlossen hat. Pekings Führung weiß, dass ein Sanktionsstreit mit dem Westen für China weitaus destruktiver sein würde als für Russland.

Unterdessen ruft der neue Generalstabschef der US-Streitkräfte, General Charles Q. Brown, die Amerikaner zu erhöhter Wachsamkeit gegenüber China auf. Jeder solle über einen Krieg mit China "besorgt" sein, sagte Brown in einem Interview des US-Nachrichtenmagazins "Newsweek". Zu einem möglichen Angriff der Volksrepublik auf Taiwan warnt er: "Wir wollen und sollten besorgt darüber sein, ob es nun passiert oder nicht." Der Generalstabschef reiht sich damit ein in jene Gruppe hochrangiger US-Militärs und Politiker, die seit Monaten vor einem baldigen Angriff Chinas auf Taiwan warnen. So betonte Außenminister Antony Blinken im März, China werde spätestens 2027 - wenn Chinas Volksbefreiungsarmee den 100. Jahrestag ihrer Gründung begeht - militärisch umfänglich in der Lage sein, Taiwan zu erobern.
Ungehemmte Aggressionen

Die Spannungen zwischen den USA mit seinen verbündeten Taiwan, Japan und Philippinen auf der einen und China auf der anderen Seite nehmen derweil wöchentlich zu. Zum Wochenauftakt patrouillierte das amerikanische Kriegsschiff USS Gabrielle Giffords gezielt in den von China unrechtmäßig beanspruchten Gewässern im südchinesischen Meer. China verurteilte das mit martialischen Worten: "Die USA haben Frieden und Stabilität in der Region ernsthaft untergraben." Dabei ist es genau umgekehrt. China verfolgt im südchinesischen Meer eine aggressive Annexionspolitik und provoziert damit den Widerstand aller Anrainerstaaten - Vietnam, Taiwan, Malaysia, Brunei, Indonesien und der Philippinen.

 Gegenüber Taiwan steigert China seit einigen Tagen seine direkten militärischen Provokationen. So meldet Taipeh regelmäßig chinesische Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe in der Nähe der Insel, darunter auch Flugzeuge, die die sensible Mittellinie der Straße von Taiwan provokant überfliegen. Peking demonstriert damit seine neue militärische Stärke gezielt im Vorfeld der Wahlen in Taiwan. Am 13. Januar finden in Taiwan Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt.

Alleine im November gab es vier großangelegte Einsätze der chinesischen Luftwaffe in dem Seegebiet. China erklärt offiziell, dass seine Aktivitäten in der Nähe von Taiwan darauf abzielen, "geheime Absprachen" zwischen taiwanesischen Separatisten und den Vereinigten Staaten zu verhindern und Chinas territoriale Integrität zu schützen. Die Volksrepublik sieht die demokratisch regierte Insel als abtrünnige Provinz an und macht keinen Hehl daraus, die Wiedervereinigung mit dem Festland auch gewaltsam durchsetzen zu wollen. China werde die Wiedervereinigung umsetzen, das sei "unaufhaltsam", sagte Xi Jinping kürzlich in einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden. Ein großer Goldschatz könnte bei der Eroberung hilfreich sein.

Wolfram Weimer

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