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Droht mit der zweiten Welle der zweite Börseneinbruch?

Nach der Highspeed-Aufholjagd in den vergangenen Monaten, droht den Märkten jetzt die Luft auszugehen. Nicht nur dem DAX fehlt es an Impulsen. Auch in den USA werden die Investoren zurückhaltender. Zeit für Gewinnmitnahmen?

Wie geht es weiter an den Märkten? Nicht nur der Dax zeigt Ermüdungserscheinungen. (Foto: Gorodenkoff / Shutterstock)

Nach der Highspeed-Aufholjagd in den vergangenen Monaten, droht den Märkten jetzt die Luft auszugehen. Nicht nur dem DAX fehlt es an Impulsen. Auch in den USA werden die Investoren zurückhaltender. Zeit für Gewinnmitnahmen?

Der Dax weilt schon länger in einer Art Sommerpause. Wirklich viel jedenfalls ist zwischen Anfang Juni und Mitte August nicht passiert. Aus 12.847 Punkten wurden 12.821. Zwischendurch fiel die 13.000-Punkte-Marke, davon abgesehen fehlten die großen Impulse für eine Fortsetzung der bis dato eindrucksvollen Comeback-Rally. Und so ging es mal nach oben, mal nach unten. Im August passierte zuletzt tagelang so gut wie gar nichts. Nach oben scheint der Deckel mit den 13.000 Zählern zumindest kurzfristig gefunden.

Ganz anders in den USA: S&P 500 und Nasdaq 100 kletterten zuletzt weiter, jüngst sogar auf neue Rekordhochs. Nun allerdings droht auch die Wall Street eine gewisse Müdigkeit zu befallen. Die ganz große Party, so scheint es, mündet allmählich in eine sommerliche Siesta, die am Ende einen tiefgrauen Herbstkater einleiten könnte.  

Das Abverkaufen guter Nachrichten wird allmählich zum Trend

Dass Apple unter der Woche das Kunststück gelang, als erstes Unternehmen der Welt einen Börsenwert von über zwei Billionen Dollar auf die Waage zu bringen, mag da vielleicht nicht recht ins Bild passen, könnte rückblickend aber auch als vorerst letzter große Meilenstein einer Tech-Rally gelten, die längst jegliche Bodenhaftung verloren hat und so allmählich auf ihr Ende zulaufen könnte. Die Anzeichen dafür mehren sich jedenfalls. Seit Wochen nämlich werden an der Nasdaq immer wieder gute Nachrichten abverkauft.

Ob nun Netflix, Microsoft oder Amazon, allen dreien reichten bärenstarke Zahlen nicht für weitere Kurssprünge nach oben, zunächst mussten deren Aktien teils spürbar federn lassen. In diese Abfolge reihte sich nun als jüngstes Beispiel der Chiphersteller Nvidia ein. Die Kalifornier übertrafen die Erwartungen, Anleger aber verkauften die Aktie. Besonders verwunderlich ist das bei einem Börsenwert, der sich seit Beginn des Jahres trotz Corona-Crash verdoppelt hat, nicht. Irgendwann kommt die Zeit der Gewinnmitnahmen.

Tech-Aktien drohen als Zugpferde auszufallen

Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Online-Broker CMC Markets, sieht darin jedoch ein Verhalten, dass womöglich „symptomatisch für den Gesamtmarkt“ sein könnte. Heißt: Die Märkte könnten kurz davor stehen in den Korrekturmodus zu schalten. „S&P 500 und der Nasdaq sind aus technischer Sicht im Bereich wichtiger Zielzonen aus der Bodenbildung im März angelangt und die sechs großen Technologieaktien als Zugpferde dieser Rally sind in den vergangenen zwei Wochen nicht mehr unisono weiter gestiegen“, begründet Stanzl. „Das Kaufinteresse scheint also nicht mehr auszureichen, um alle sechs Aktien zusammen nach oben zu ziehen.“ Das gelte auch für die Marktbreite im Nasdaq 100. Obwohl der Index nämlich in den letzten vier Wochen immer wieder neue Rekordhochs markierte, wurden diese nicht durch die Marktbreite bestätigt. „Die Zahl der Gewinner und Verlierer verharrt seit vier Wochen auf dem gleichen Niveau. Das ist ein Hinweis darauf, dass nur wenige Aktien den Markt auf neue Rekorde trugen, während nun auch bei diesen eine Schwäche zu beobachten ist.“

Für den Moment führt das zu einer gewissen Trägheit am Markt. Die Rally verlassen, will kaum jemand. Jetzt noch einzusteigen, birgt hingegen eine Menge Risiken. Nicht nur, dass die Kurse vieler Aktien schon sehr hoch stehen, es steigen auch die Corona-Fallzahlen weiter an, mit der nahenden kalten Jahreszeit droht in vielen wirtschaftlich bedeutenden Regionen weiteres Ungemach. Das sorgt für eine Menge Unsicherheit. Dazu rücken die US-Wahlen näher. Ein Wechsel an der Spitze des Landes gilt inzwischen als wahrscheinlich.

Viele Brandherde werden derzeit noch ignoriert

So entsteht ein gefährliches Gemisch verschiedenster Brandherde, die für den Moment noch wenig Bedeutung haben, im Herbst und Winter aber dann die Börsen wohl in Atem halten werden. Eine schlechte Nachricht könnte als Funken reichen und an den Börsen gibt es den erneuten Knall. Möglich, dass das Investoren in den kommenden Wochen doch noch zu stärkeren Gewinnmitnahmen treibt. Vielleicht ist die aktuelle Sommerpause da eine gute Gelegenheit, um manch Anlage schon einmal zu vergolden.  

OG

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