Deutschlands nachhaltigste Börsen-Konzerne
Der Datenanbieter ESG Book hat weltweit 7.000 Unternehmen auf deren Nachhaltigkeitsleistung hin untersucht, darunter viele Konzerne aus Deutschland. Ein Blick auf die zehn Besten.
Der Datenanbieter ESG Book hat weltweit 7.000 Unternehmen auf deren Nachhaltigkeitsleistung hin untersucht, darunter viele Konzerne aus Deutschland. Ein Blick auf die zehn Besten.
ESG Book ist ein weltweit führender Anbieter von Nachhaltigkeitsdaten und -technologien. Das Analyseunternehmen covert über 7.000 Firmen auf der ganzen Welt und entwickelt anhand deren Bemühungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung einen ESG-Score. Über insgesamt 26 spezifische Unterkategorien ermittelt ESG Book aus öffentlichen Bekanntmachungen, NGO Reports und Mediaanalysen eines der geschliffensten Nachhaltigkeits-Ranking weltweit, das täglich aktualisiert wird. Die Top 100-Liste aus Deutschland liegt der BÖRSE am Sonntag exklusiv vor. Wer hat es 2023 unter die besten zehn geschafft? Wer ist Deutschlands nachhaltigster börsennotierter Konzern? Wer sind die nachhaltigsten Dax-Vertreter?
Unter die Top Ten haben es insgesamt acht Dax-Konzerne geschafft, zudem zwei Nebenwerte aus dem MDax. Auf Rang zehn landet Mercedes Benz mit einem ESG Performance Score von 61,48. Der bestmögliche Wert liegt bei 100, der schlechtmöglichste bei 0. Es folgen der Pharma- und Saatgutriese Bayer mit 61,52, der Stromanbieter E.ON mit 62,15, der Chemiekonzern BASF mit 62,49 und der Sportartikelhersteller Adidas mit 62,75. Die Konzerne liegen in der Bewertung alle nah beieinander. Auffällig ist, dass sie alle in den Kategorien „Social“ und Governance“ deutlich besser abschneiden als im Bereich „Umwelt“. Das zeigt auch: wer nachhaltig ist, muss nicht zwingend ökologisch sein. Über die Bereiche „Social“ und „Governance“ fließen Kriterien wie Kundenzufriedenheit, Datensicherheit, Produktqualität, der Umgang mit den eigenen Mitarbeitern, sowie das Risikomanagement mit in die Berechnung ein. Es geht also um Nachhaltigkeit im weitesten Sinne, über verschiedenste Bereiche und über das gesamte Unternehmen hinweg.
Gerade so in die Top 5 schafft es mit einem ESG-Performance-Score von 62,77 Siemens, die deutsche Industrieikone. Es dürfte nicht zuletzt der Wandel hin zum Digitalkonzern sein, der die Münchner so weit nach vorne bringt. Die Deutsche Telekom landet mit einem Score von 63,55 auf dem vierten Rang. Es folgt mit Hugo Boss der erste MDax-Konzern in den Top Ten, der sogleich auf dem Treppchen landet (Score: 63,83). Den zweiten Platz belegt der Konsumgüterkonzern Henkel mit einem Score von 64,26. Damit sind die Düsseldorfer, in Deutschland wohl vor allem durch die Marke Persil bekannt, den Daten von ESG Book nach, nachhaltigster Dax-Konzern. „Nachhaltigkeit ist fest in unserer Geschäftsstrategie verankert und wird durch unseren Unternehmenszweck gelebt“, sagt Sylvie Nicol, Personal-Vorständin und Vorsitzende des Nachhaltigkeitsrats von Henkel.
Der Konzern aus Nordrhein-Westfalen hat 2022 eigenen Angaben nach über 2.000 gesellschaftliche Projekte gefördert, 87 Prozent aller Produktverpackungen sollen inzwischen recycel- oder zumindest wiederverwendbar sein. Pro Produkttonne hat Henkel den Wasserverbrauch seit 2010 um 25 Prozent reduziert, 70 Prozent der Stromeinkaufs im Konzern stammt aus erneuerbaren Quellen. Nicht nur ESG Book bewertet Henkel deshalb im Nachhaltigkeitskontext so gut. Im Rahmen des MSCI ESG Ratings erreichte Henkel mit AAA die höchstmögliche Bewertungsstufe. Seit 2001 ist Henkel zudem im FTSE4Good gelistet, ein Index der ethischen Gesichtspunkten folgt und von der Financial Times gemeinsam mit der Londoner Börse aufgelegt worden ist. Erst im vergangenen Jahr wurde Henkel zum wiederholten Male mit der Platin-Medaille der Nachhaltigkeitsratingagentur EcoVadis ausgezeichnet. Das ist die höchste Bewertungskategorie des Ratings und Henkel gehört damit zu den besten 1 Prozent der bewerteten Unternehmen.
Im Ranking von ESG Book wird Henkel nur noch von dem im MDax notierten Chemiekonzern Lanxess geschlagen. Die Kölner kommen auf einen ESG Performance Score von 64,36. Bis 2050 will Lanxess die indirekten Emissionen in der vor- und nachgelagerten Lieferkette eliminieren und damit die gesamte Lieferkette klimaneutral stellen. „Darüber hinaus haben wir uns zum Ziel gesetzt, nur noch klimaneutrale Produkte in unserem Portfolio zu führen und den CO2-Fußabdruck aller unserer Produkte bis 2050 zu quantifizieren“, heißt es von Unternehmensseite. An der Börse hilft das Lanxess aktuell allerdings wenig. In diesem Jahr hat die Aktie fast die Hälfte ihres Werts verloren und kostete im September mit 26 Euro in etwa so wenig wie letztmals 2010. Besser sieht es da schon für Henkel aus. Die Aktie der Düsseldorfer liegt auf Jahressicht mit sieben Prozent im Plus. Auch Henkel hat aber schon bessere Zeiten an der Börse erlebt. Nach Jahren des Kurswachstums kämpft die Aktie seit Mai 2017 mit einem anhaltenden Abwärtstrend. Damals noch 124 Euro teuer, kostet die Henkel-Aktie aktuell nur noch etwas über 70 Euro.
OG
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