Investmentchef von BlackRock: US-Leitzins von sechs Prozent „gut möglich“
Der größte Vermögensverwalter der Welt rechnet damit, dass die Fed die Zinsen noch deutlich stärker anheben muss, um die Inflation zu bremsen. Zudem sei im Anschluss nicht von einer baldigen Absenkung auszugehen.
Der größte Vermögensverwalter der Welt rechnet damit, dass die Fed die Zinsen noch deutlich stärker anheben muss, um die Inflation zu bremsen. Zudem sei im Anschluss nicht von einer baldigen Absenkung auszugehen.
Die Zinsangst ist zurück an der Wall-Street. Ein robuster Arbeitsmarkt und eine sich als hartnäckiger als gedacht erweisende Inflation, lassen den US-Währungshütern um Fed-Chef Jerome Powell wohl keine Wahl: Die Zinsen könnten wieder stärker steigen und vor allem länger hoch bleiben. „Nichts an den Daten deutet für mich darauf hin, dass wir zu sehr gestrafft haben. Im Gegenteil, es deutet darauf hin, dass wir noch Arbeit vor uns haben“, sagte Powell im US-Parlament. Im Jahresvergleich war die Teuerungsrate im Januar in den USA nur geringfügig auf 6,4 Prozent zurückgegangen. Am 14. März werden die Daten für Februar veröffentlicht, Experten rechnen erneut mit 6,4 Prozent. Damit stockt die Inflationsbekämpfung, das Zwei-Prozent-Ziel bleibt in weiter Ferne.
Für die Fed-Sitzung am 22. März erwarten die Terminmärkte deshalb eine Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte. Damit würde die Fed ihren Kurs wieder verschärfen, nachdem sie den Leitzins zuletzt nur noch um 0,25 Prozentpunkte erhöht hatte. Damit würde wohl auch der Fed-Ausblick von Ende des vergangenen Jahres obsolet. Hier gaben die obersten US-Währungshüter ein Leitzinsniveau von 5,1 Prozent als Ziel für Ende 2023 aus.
Nun erscheinen auf einmal sogar bis zu sechs Prozent wahrscheinlich. „Wir glauben, dass eine realistische Chance besteht, dass die Fed den Leitzins auf sechs Prozent anheben und ihn dann für einen längeren Zeitraum dort halten muss, um ihr Inflationsziel zu erreichen“, schrieb BlackRock-Investmentchef Rick Rieder am Dienstag. Es wäre der höchste Stand seit 20 Jahren. Er sei zuversichtlich, dass die hohen Inflationsraten des vergangenen Jahres nicht zurückkehrten, jedoch könnte die Inflation insgesamt länger bleiben als zunächst angenommen, womit auch die Fed die Zinsen länger anheben müsste, so Rieder. Angesichts der zuletzt starken Daten aus der Wirtschaft, sei Entschlossenheit bei der Bekämpfung der Inflation weiter entscheidend.
Die Resilienz der US-Wirtschaft sei nicht besonders überraschend, führte der Finanzprofi fort. „Die heutige Wirtschaft reagiert weniger stark auf Zinserhöhungen als früher.“
Die Finanzmärkte hatten im Herbst des vergangenen Jahres allerdings eine Erleichterungsrally eingeläutet, nachdem die Inflationsraten dies- und jenseits des Atlantiks zu sinken begonnen hatten. Die Fed konnte ihr Tempo bei den Zinserhöhungen in der Folge drosseln, eine zunächst befürchtete Rezession wurde immer unwahrscheinlicher.
Nun könnte der große Kater folgen. Womöglich waren Anleger zu optimistisch. Eingepreist ist ein länger anhaltender Leitzins von sechs Prozent wohl noch nicht an den Märkten. Das zeigte allein die Reaktion auf die Powell-Rede am Dienstag, in der es gar nicht um konkrete Zinserhöhungen ging, sondern allein um die Möglichkeit einer Tempoverschärfung. Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq100 gaben deutlich nach. Erstaunlich auch, dass in einer Anfang Februar veröffentlichten Reuters-Studie noch 26 von 80 Befragten Ökonomen mit einer Zinssenkung im Jahr 2023 rechneten und alle Experten im Schnitt nur noch zwei Zinserhöhungen und dann einen Stopp bei fünf bis 5,25 Prozent erwarteten. Sollte die Fed im März nun einen Zinsschritt um einen halben Prozentpunkt machen, wie er inzwischen am Markt erwartet wird, wäre dieses Ziel bereits erreicht. Unwahrscheinlich, dass es dabei bleibt.
Hawkishe Signale kamen zuletzt auch von EZB-Chefin Christine Lagarde. „Wir machen Fortschritte, aber wir haben noch viel zu tun. Im Moment ist die Wirtschaft widerstandsfähig, die Beschäftigung ist robust und die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie nie zuvor“, sagte Lagarde gegenüber El Correo. Auch im Euro-Raum könnte es im März deshalb erneut eine deutliche Zinserhöhung geben. „Nach der März-Sitzung könnten weitere Zinserhöhungen um 50 Basispunkte erforderlich sein, um die zugrunde liegende Inflation einzudämmen“, schätzt die Société Générale.
OG
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