Märkte in Panik – Angstbarometer schnellen in die Höhe

US-Zölle versetzen Märkte in Panik. Der VIX und andere Angstbarometer schnellen in die Höhe. Ein solcher Ausschlag signalisiert extreme Unsicherheit unter den Anlegern. Doch was treibt die Nervosität?
Wie ein Pudel im Gewitter
Die Aktienmärkte gleichen derzeit einem nervösen Pudel im Gewitter – zitternd, ängstlich und jederzeit fluchtbereit. Der Volatilitätsindex VIX, auch als „Angstbarometer“ der Börse bekannt, übersprang am Montag zeitweise die Marke von 60 Punkten und erreichte damit den höchsten Stand seit August 2024. Ein solcher Ausschlag signalisiert extreme Unsicherheit unter den Anlegern. Was sind die Gründe für die Verwerfungen an den Finanzmärkten?
Entwicklung des VIX seit 2007

US-Handelspolitik verunsichert
Grund für die aktuelle Nervosität an den Märkten ist die Handelspolitik der US-Regierung. Die Ankündigung der „höchsten US-Zölle seit mehr als einem Jahrhundert“ sorgt für Verunsicherung. Wie werden sich die Zölle auf die Weltwirtschaft auswirken? Droht gar ein Handelskrieg? Das sind zwei brennende Fragen, auf die die Märkte erst eine Antwort finden müssen und die zunächst eine Schockwelle ausgelöst haben. "Die große Frage ist, wie andere Länder reagieren werden", warnt Henry Allen von der Deutschen Bank. China hat bereits prompt mit eigenen Zöllen von 34 % auf US-Waren geantwortet und damit die Angst vor einem ausgewachsenen Handelskrieg geschürt.
Volatilität als Symptom der Unsicherheit
Während die Aktienmärkte rund um den Globus am Montag weitere Verluste verzeichneten, stiegen Angstbarometer wie VIX und VDAX-NEW weiter an. Der sprunghafte Anstieg ist ein deutliches Zeichen für die zunehmende Verunsicherung der Anleger. Auch der CNN Fear & Greed Index rutschte in den Bereich „extreme Angst“. Diese Indikatoren deuten darauf hin, dass die Marktteilnehmer derzeit weniger von Vernunft als von Angst getrieben sind.
Risiken für Konjunktur und Geldpolitik
Die Verunsicherung durch die handelspolitischen Spannungen bleibt nicht ohne Folgen für die Weltwirtschaft. Höhere Zölle bremsen nicht nur den grenzüberschreitenden Warenverkehr, sondern erhöhen auch die Produktionskosten, was sich letztlich negativ auf Unternehmensgewinne und Investitionsbereitschaft auswirken kann. Viele Marktteilnehmer befürchten zudem, dass ein eskalierender Handelskonflikt das globale Wachstum deutlich bremsen könnte – ein Szenario, das auch geldpolitische Maßnahmen wie Zinssenkungen oder Liquiditätsspritzen wieder auf die Tagesordnung setzen würde.
VIX spiegelt erwartete Kursschwankungen wider
Der starke Anstieg des VIX ist in diesem Zusammenhang ein Spiegelbild der zunehmenden Marktunruhe. Der Index misst die erwartete Schwankungsbreite des US-Aktienmarktes auf Sicht der nächsten 30 Tage, basierend auf Optionen auf den S&P 500. Steigt der VIX stark an, wie es derzeit der Fall ist, bedeutet dies, dass die Anleger mit außergewöhnlich hohen Kursschwankungen rechnen – ein deutliches Zeichen für Stress und Risikoaversion. Werte über 60 gelten als extremes Angstniveau und treten typischerweise in Phasen erhöhter systemischer Risiken auf, wie etwa während der Finanzkrise 2008 oder zu Beginn der Corona-Krise.
VIX in ruhigen Zeiten deutlich niedriger
Zur besseren Einordnung: In stabilen Marktphasen bewegt sich der VIX typischerweise im Bereich von 12 bis 20 Punkten. Solche Werte deuten auf ein ruhiges Marktumfeld hin, in dem Investoren mit moderaten Schwankungen rechnen und Risiken als kalkulierbar einschätzen. Ein Sprung über die Marke von 30 gilt bereits als Ausdruck erhöhter Nervosität – Werte über 50 oder gar 60, wie aktuell, sind hingegen selten und treten meist nur in Phasen massiver Unsicherheit oder systemischer Schocks auf. Dass der VIX jetzt so stark ansteigt, unterstreicht die außergewöhnliche Stresssituation, in der sich die Märkte derzeit befinden.
Extreme: Auch historisch ein Wendepunkt
Gleichzeitig zeigen historische Daten, dass solche Panikspitzen auch Wendepunkte markieren können. Wenn Angst und Unsicherheit ein Maximum erreichen, sind viele Anleger bereits aus dem Markt geflüchtet – ein Zustand, der mitunter den Boden für eine Stabilisierung oder gar eine Gegenbewegung bildet. Entscheidend wird nun sein, wie die politischen Entscheidungsträger auf die Situation reagieren und ob es gelingt, den eskalierenden Ton in der Handelspolitik wieder zu mäßigen.