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Märkte > Künstliche Intelligenz

Magnificent five? Wer bei der Börsenrally den Anschluss verlieren könnte

Der Boom um künstliche Intelligenz bescherte der US-Börse im vergangenen Jahr eine Sonderkonjunktur. Die Kurse der berühmten sieben Tech-Riesen profitierten besonders. In diesem Jahr könnte die Elitegruppe schrumpfen.

(Foto: Shutterstock)

Von Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege Fidelity International

Geht es um die Magnificent 7, dann sprechen Marktbeobachter und Marktbeobachterinnen nur noch in Superlativen. Die Rede ist von den Aktien der Tech-Konzerne Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia sowie Tesla – und deren Performances überflügelten den breiten Markt im Vorjahr bei Weitem. Laut Business Insider war die Kursentwicklung der sieben Aktien im Jahr 2023 für drei Viertel der Kursgewinne im S&P 500 verantwortlich¹. Mit einer kombinierten Marktkapitalisierung von 13,1 Billionen US-Dollar² würden allein die US-Tech-Giganten nach Börsenwert den zweitgrößten Aktienmarkt der Welt bilden³.

Entsprechend gespannt wurden die Quartalsergebnisse während der jüngsten Berichtssaison erwartet. Schließlich liefern sie Anlegerinnen und Anlegern erste Antworten auf die große Frage, ob die glorreichen Sieben ihren Triumphzug an der Börse auch im Jahr 2024 fortsetzen können. Tatsächlich aber zeichnet der Blick auf die Zahlen ein eher gemischtes Bild.

Die Ergebnisse von Nvidia überstiegen selbst die kühnsten Prognosen. Der Quartalsgewinn des Chip-Herstellers sprang von 1,4 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf 12,3 Milliarden US-Dollar⁴. Der Umsatz hatte sich verdreifacht. Die Zahlen von Tesla sorgten hingegen für eine Enttäuschung. Hier wurden die Umsatzerwartungen aufgrund größerer Rabatte knapp verfehlt. Bei Apple wiederum lag zwar der Umsatz über den Markterwartungen, der Kurs fiel jedoch trotzdem. Aufgrund eines zwischenzeitlichen Produktionsstopps des neuen iPhones hatte sich die Nachfrage über das Jahr angestaut und zusätzliche Milliarden eingefahren. Ohne diesen Sondereffekt hätte der Umsatz stagniert. 

Zahlen sind nur ein Teil der Gleichung

Innerhalb der Magnificent 7 tun sich also zunehmende Diskrepanzen auf. Einige Markteexperten und -expertinnen sprechen davon, dass das Anlagejahr 2024 nur noch im Zeichen der sogenannten Fabulous Five stehen⁵ könnte – sie klammern Tesla und Apple bereits aus. Mögliche Gründe dafür liefert nicht nur die Analyse harter Finanzkennzahlen. Die außerordentliche Performance der Gruppe ist vielmehr eng an das eher vage Wachstumsversprechen rund um das Thema künstliche Intelligenz gekoppelt. Und auch hier befinden sich Apple und Tesla derzeit im Abseits.  

Als größter Anteilseigner des KI-Pioniers OpenAI investiert Microsoft dagegen weiterhin Milliardensummen in den Ausbau der Technologie. Auch Google und Meta sind fleißig dabei, ihre Apps mit sogenannter generativer KI auszustatten. Währenddessen gibt sich Konkurrent Apple nach außen reserviert. Aktuell hat das Unternehmen kein einziges Produkt mit generativer KI auf dem Markt. Anlegerinnen und Anlegermüssen sich mit nebulösen Andeutungen von Apple-CEO Tim Cook begnügen, der „später in diesem Jahr⁶“ erste Details zu einer KI-Strategie veröffentlichen will.

Ähnlich sieht es bei Tesla aus. Im vergangenen Jahr warnte Konzern-Chef Elon Musk öffentlich als wohl prominentester Mahner vor den Gefahren künstlicher Intelligenz. Darüber hinaus ließ er verlauten, sein KI-Geschäft lieber außerhalb von Tesla⁷ betreiben zu wollen. Diese Signale dürften so manchen ins Grübeln bringen, ob der Automobilhersteller wirklich die richtige Adresse ist, um auch in diesem Jahr vom KI-Boom zu profitieren. 

Fazit

Während die Magnificent 7 mit der KI-Euphorie im Jahr 2023 alles übertrumpften, geht die Wertentwicklung im laufenden Jahr deutlich auseinander. Grund genug, bei den einzelnen Werten genauer hinzusehen und auf Unterschiede bei Gewinnberichterstattung und Strategie zu achten. Dabei werden sich mehr und mehr Differenzierungsmerkmale etablieren. Heißt: Auch wenn der Boom um KI anhält, wird es unter den Börsenstars des Vorjahrs Gewinner und Verlierer geben. Kommt es zur großen KI-Enttäuschung, wären sogar Verluste auf breiter Front möglich. Vieles wird also davon abhängen, wie überzeugend die Tech-Riesen ihre KI-Strategie kommunizieren.

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