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Märkte > Handelsstreit pausiert

US-Indizes im Höhenflug: Handelsdeal zwischen USA und China beflügelt Märkte

Die überraschende Einigung im US-China-Handelskonflikt sorgt für kräftige Kursgewinne an den Börsen. Technologiewerte und Exporttitel profitieren besonders von der Zollpause. Wie nachhaltig ist die Euphorie?

Die Börsen reagieren mit einer wahren Kursexplosion auf die überraschende Annäherung zwischen den USA und China im monatelangen Handelsstreit. Die Futures auf den Technologiewerte-Index NASDAQ-100 steigen am Montagvormittag um mehr als 4 %, der Future auf den marktbreiten S&P 500 legt um über 3 % zu. Anleger werten das Signal aus Washington und Peking als Durchbruch in einem Konflikt, der seit einiger Zeit das Hauptthema an den globalen Märkten ist. Die Einigung verschafft besonders exportstarken Unternehmen neuen Rückenwind und lässt Investoren hoffen, dass die wirtschaftliche Unsicherheit der letzten Wochen nun einem stabileren Umfeld weicht.

Zinsmärkte signalisieren wachsende Konjunkturhoffnung

Auch der US-Anleihemarkt reagiert am Montag spürbar auf die Entspannung im Handelskonflikt. Die Renditen sowohl kurz- als auch langfristiger US-Staatsanleihen steigen deutlich an. So legt die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe um 6 Basispunkte auf 4,44 % zu, während die Rendite der 2-jährigen Papiere um 10 Basispunkte auf 3,99 % klettert. Steigende Renditen werden von Investoren häufig als Zeichen wachsender wirtschaftlicher Zuversicht gewertet – insbesondere wenn diese durch politische Fortschritte wie den Abbau von Handelshemmnissen ausgelöst werden.

Die Märkte preisen damit eine verbesserte Konjunkturentwicklung ein, die durch den neuen Handelsdeal neuen Schwung erhalten könnte. Gleichzeitig wirft dieser Renditeanstieg jedoch neue Fragen zur zukünftigen Geldpolitik auf. Denn eigentlich verfolgt die US-Regierung das Ziel, die Zinskosten für die enormen Staatsverschuldungen möglichst gering zu halten. Steigende Renditen verteuern allerdings sowohl die staatlichen Zinszahlungen als auch zukünftige Refinanzierungen. In diesem Spannungsfeld zwischen wirtschaftlicher Hoffnung und fiskalischem Druck bleibt abzuwarten, wie die US-Notenbank ihre Zinspolitik weiter ausgestalten wird und welche Schritte die US-Regierung nun unternehmen wird.

Das steckt in der vorläufigen Zollvereinbarung

Im Mittelpunkt der aktuellen Euphorie steht das Abkommen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, das eine sofortige Aussetzung der gegenseitigen Strafzölle vorsieht. Ab dem 14. Mai sollen die US-Zölle auf chinesische Waren von bislang 145 % auf 30 % gesenkt werden. Im Gegenzug verringert China seine Abgaben auf US-Importe von 125 % auf nur noch 10 %. Diese drastischen Senkungen sollen vorerst für 90 Tage gelten. Die Vereinbarung könnte den bilateralen Handel deutlich beleben und positive Effekte auf globale Lieferketten und Produktion haben. Viele Marktbeobachter sehen darin einen wichtigen Schritt, der die zuletzt angespannte geopolitische Lage entspannen könnte.

Inflation und Geldpolitik bleiben im Blick

Die Rally kommt zur rechten Zeit: Noch am Freitag hatten die wichtigsten US-Indizes ihre Wochengewinne wieder abgegeben und mit Verlusten geschlossen. Diese Unsicherheit scheint nun einer neuen Kauflaune zu weichen. Vor allem Technologieunternehmen mit starkem China-Geschäft sowie exportorientierte Industriewerte stehen im Fokus der Anleger. Schon vorbörslich zeigen sich viele dieser Titel mit überdurchschnittlichen Kursgewinnen. Anleger scheinen darauf zu setzen, dass der temporäre Waffenstillstand im Handelskrieg der Beginn einer längerfristigen Lösung sein könnte.

Trotz der aktuellen Euphorie rücken bereits die nächsten potenziellen Marktimpulse in den Fokus. In dieser Woche stehen mit den Inflationszahlen für April wichtige Wirtschaftsdaten an. Am Dienstag wird die Einzelhandelsinflation veröffentlicht, am Donnerstag folgt die Großhandelsinflation. Beide Daten könnten entscheidende Hinweise auf die weitere Zinspolitik der US-Notenbank liefern. Die Fed hatte zuletzt den Leitzins unverändert in einer Spanne von 4,25 % bis 4,50 % belassen. Im vergangenen Jahr hatte sie die Zinsen noch mehrfach gesenkt, doch derzeit signalisiert sie Zurückhaltung. Anleger hoffen auf eine geldpolitische Balance zwischen Inflationsbekämpfung und Konjunkturförderung.

Politische Unsicherheit bleibt ein Risikofaktor

Trotz der positiven Marktreaktion bleibt die politische Lage angespannt. Vor allem US-Präsident Donald Trump sorgt mit seiner unberechenbaren Zollpolitik und wiederholten Angriffen auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank für Verunsicherung. Er fordert weiterhin aggressive Zinssenkungen, was die Position der Fed zusätzlich unter Druck setzt. Ob die aktuelle Einigung im Handelsstreit tatsächlich zu einer dauerhaften Lösung führt oder lediglich ein kurzfristiges politisches Manöver darstellt, bleibt abzuwarten. Anleger sollten sich daher auf mögliche Rückschläge einstellen und die diplomatischen Entwicklungen aufmerksam verfolgen.

Technische Erholung bietet Chancen

Technisch betrachtet haben die Futures auf den NASDAQ-100 und den S&P 500 am Montag ihre 200-Tage-Linie überwunden – ein wichtiger charttechnischer Meilenstein, der von langfristig orientierten Investoren häufig als Kaufsignal gewertet wird. Entscheidend wird jedoch sein, ob auch die Kassamärkte diesen Impuls nachhaltig bestätigen können. Gelingt es den Indizes, sich oberhalb dieses bedeutenden technischen Indikators zu etablieren, wäre das ein starkes charttechnisches Signal für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Dennoch bleibt die Lage fragil, denn ohne eine dauerhafte Lösung im Handelskonflikt könnten die Märkte jederzeit wieder unter Druck geraten.

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