Warum Familienunternehmen den Markt oftmals outperformen
Im Interview mit der BÖRSE am Sonntag erklärt Andreas Lesniewicz, wieso Familienunternehmer die besseren Manager sind und weshalb sie keine Angst vor Krisen haben.
Im Interview mit der BÖRSE am Sonntag erklärt Andreas Lesniewicz, wieso Familienunternehmer die besseren Manager sind und weshalb sie keine Angst vor Krisen haben.
Andreas Lesniewicz ist Co-Portfoliomanager im Bereich Aktienanlagen mit besonderer Berücksichtigung von börsennotierten Familienunternehmen bei CONREN FONDS.
BÖRSE am Sonntag: Börsennotierte Familienunternehmen haben laut diverser Studien in den vergangenen 15 Jahren besser performt als die breiten Aktienindizes. Woran liegt das?
Andreas Lesniewicz: Wir haben ebenfalls eine ausführliche Studie dazu gemacht, und diese Entwicklung können wir bestätigen. Ich glaube, dass wir diese Outperformance auch in 2023 sehen werden. Es gibt zahlreiche Gründe. Der wichtigste: Diese Unternehmen werden vom Eigentümer geführt, nicht von Managern. Familienunternehmen planen langfristig und nachhaltig, bei Managern sieht das manchmal anders aus. Mit Blick auf die aktuelle Situation stellen wir außerdem fest, dass Familienunternehmer diese Krise häufig nutzen, um sich langfristig zu positionieren. Es wird nicht nur darauf geachtet, dass das nächste Quartal gut aussieht. Der nächste Faktor: Enkelsicherheit. Also langfristiges Management. Unternehmer bauen etwas auf, geben es an die Kinder und diese später an ihre Kinder weiter. Heißt, dass Familienunternehmer beispielsweise auch mal überinvestieren. Langfristig zahlt sich das einfach aus. Man muss aber die Geduld haben.
Können Sie Beispiele für besonders erfolgreiche börsennotierte Familienunternehmen nennen?
Es gibt einen großen Strauß an erfolgreichen Familienunternehmen. Man kann es ein bisschen nach Branchen aufteilen. Was wir zum Beispiel alle kennen – wahnsinnig erfolgreich aus Frankreich – sind die Modehäuser wie Louis Vuitton, Dior und Hermès; alles Familienunternehmen, lange geführt. Louis Vuitton ist übrigens das wertvollste Unternehmen in Europa. In Deutschland haben Sie die großen, überall bekannten, Leuchttürme wie Henkel, SAP, Beiersdorf usw. Aber besonders interessant: In diesem Bereich finden Sie sehr viele Mittelständler und kleine Unternehmen, die die Hidden Champions sind. Jeder kennt den Autobauer Tesla, der versucht, selbstfahrende Autos zu bauen; die wenigsten Menschen kennen aber die europäischen Unternehmen, die ihre wichtige Technologie für autonome Fahrzeuge liefern. Viele von diesen sind börsennotiert.
Spricht etwas dafür, dass Familienunternehmen besser durch eine mögliche Rezession kommen als nicht-familiengeführte Unternehmen?
Ich bin überzeugt davon, dass familiengeführte Unternehmen so eine wirtschaftliche Lage besser managen können. Aber was bedeutet das für die Aktienmärkte? Das heißt nicht, dass der Kurs von börsennotierten Familienunternehmen nicht genau so stark absackt, aber es bedeutet, dass diese Unternehmen aus den genannten Gründen langfristig gesehen wesentlich besser aus solchen Krisen kommen. Kurzfristig rauschen die Kurse sogar manchmal tiefer hinunter, weil sie beispielsweise nicht direkt Kosten einsparen, um die nächste Bilanzziele zu erreichen. Die entsprechenden Zahlen und die Performance dazu sehen wir auch in den Studien. Wenn Familienunternehmen in der Krise stecken, stellen sich Chefs nicht gleich die Frage – nur, weil beispielsweise der Bonus nicht so hoch ausfällt oder die Aktienpakete weniger wert sind – ob sie noch beim richtigen Arbeitgeber sind; Familienunternehmen haben ihr Herzblut in der Firma, haben sie aufgebaut oder übernommen und leben sogar oft in dem Dorf oder der Stadt, wo das Unternehmen ansässig ist. Die Reputation, das ganze Wesen ist oft mit dem Familienunternehmen verbunden. Allein deshalb gehen Familienunternehmen schon einmal ganz anders an so eine Krise heran.
Sind Familienunternehmen die besseren Manager?
Im Durchschnitt ja – definitiv.
Das Gespräch führte Florian Spichalsky
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