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Märkte > Kraftstoffpreise

Benzinpreise im Sinkflug: Warum Tanken jetzt billiger ist

Trumps Zollpolitik macht Heizöl und Sprit günstiger - der Trend dürfte aber nicht lange anhalten. (Foto:shutterstock)

US-Zölle drücken den Ölpreis auf Vierjahrestief – Verbraucher freuen sich, doch steigende Nachfrage und Krisen könnten den Trend stoppen.

Autofahrer in Deutschland können derzeit aufatmen: An den Zapfsäulen sind die Preise gefallen. Ein Liter Super E10 kostete am Montag im Schnitt nur noch 1,688 Euro – so günstig war es seit Jahresbeginn nicht mehr. Auch Heizölkunden profitieren: 100 Liter kosten bei einer Abnahme von 3.000 Litern im Durchschnitt 87,95 Euro – ein Preisniveau wie zuletzt 2023.

Die Ursache liegt jedoch nicht im saisonalen Auf und Ab – sie ist politischer Sprengstoff aus Washington: Nach der Ankündigung neuer US-Zölle stürzen die Ölpreise regelrecht ab. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fiel zeitweise auf nur noch 63,24 Dollar – ein dramatischer Tiefstand, wie ihn die Märkte seit vier Jahren nicht gesehen haben. Seit Trumps Ankündigung ist der Preis wie im freien Fall – ein Minus von rund 15 Prozent.

Öl-Allianz OPEC+ ringt um Stabilität

Trumps Zollhammer erschüttert die Weltmärkte: Mit brachialer Entschlossenheit hat US-Präsident Donald Trump neue Importzölle von bis zu 25 Prozent auf Rohöl aus Kanada, Mexiko und China verhängt – ein politisches Erdbeben mit globalen Nachbeben. Die drastische Maßnahme verteuert nicht nur den Handel, sondern entfacht Furcht vor einer weltweiten Konjunkturflaute. Die Aussicht auf einen Rückgang wirtschaftlicher Aktivitäten lässt die Nachfrage nach Energie sinken und drückt die Ölpreise nach unten. 

Inmitten dieser Turbulenzen ringt die Öl-Allianz OPEC+ um Stabilität: Ab April sollen täglich 140.000 zusätzliche Barrel gefördert werden, während Saudi-Arabien mit Preissenkungen vor allem asiatische Kunden locken will. Doch Zweifel bleiben, denn die Zuverlässigkeit mancher Mitgliedsstaaten wie Russland oder Irak steht auf wackligen Beinen – der Markt bleibt nervös, die Unsicherheit groß.

Lesen Sie auch: "Ölpreis-Crash – ein Warnsignal für die Weltwirtschaft?"

Heizöl-Boom und Reisesaison: Preisanstieg möglich

Trotz der aktuellen Ersparnis raten Experten zur Vorsicht. Die Heizöl-Nachfrage hat in den letzten Tagen stark zugenommen – viele Haushalte nutzen die günstige Lage zum Auffüllen ihrer Tanks. Doch mit Blick auf die bevorstehenden Reisezeiten rund um Ostern und Pfingsten könnte eine gestiegene Mobilität auch hierzulande wieder für steigende Preise sorgen – vor allem, wenn gleichzeitig internationale Rohölpreise anziehen oder Versorgungsengpässe auftreten. Hinzu kommt die stetig steigende CO₂-Bepreisung, die fossile Energieträger zunehmend verteuert – unabhängig vom aktuellen Weltmarktpreis.

Hinter den Schwankungen am Markt stehen jedoch oft tiefere Ursachen. So erfreulich der aktuelle Preisverfall für Verbraucher auch ist, zeigt er doch zugleich, wie stark sie von geopolitischen Entscheidungen abhängig sind. Experten fordern daher eine strategische Neuausrichtung: Mehr Investitionen in erneuerbare Energien, Elektroautos und unabhängige Versorgungsketten könnten künftige Preisschocks abfedern – und langfristig die Abhängigkeit vom Öl reduzieren.

Doch auch dieser Weg ist nicht ohne Probleme: Es ist bislang weder geklärt, woher der zusätzliche Strom für Millionen Elektrofahrzeuge kommen soll, noch wie die bereits heute überlasteten Netze mit dem steigenden Bedarf umgehen können. Zudem fehlen flächendeckend leistungsfähige Speicherlösungen, um Schwankungen bei Wind- und Solarstrom auszugleichen – ein Risiko für die Versorgungssicherheit, die Netzstabilität und letztlich auch für die Preisentwicklung am Strommarkt.

Geopolitik als Preistreiber: Iran & Venezuela

Neben den Handelskonflikten belasten auch geopolitische Spannungen zunehmend den Ölmarkt. Die USA erhöhen den Druck auf den Iran, wollen dessen Ölexporte auf null senken und nehmen verstärkt die sogenannte Schattenflotte ins Visier – eine inoffizielle Tankerflotte, die unter verschleierter Flagge, mit abgeschalteten Transpondern und oft ohne Versicherung Rohöl aus sanktionierten Staaten wie Iran, Russland oder Venezuela transportiert. Mit gezielten Sanktionen gegen diese Schiffe soll der illegale Handel erschwert werden.

Auch Venezuela steht erneut unter Druck: Präsident Donald Trump unterzeichnete am 24. März 2025 die Executive Order 14245, die einen Zollsatz von 25 Prozent auf alle Warenimporte aus Ländern vorsieht, die Öl oder Gas aus Venezuela importieren. Diese Maßnahme, die am 2. April 2025 in Kraft tritt, zielt darauf ab, Drittstaaten von Geschäften mit Venezuela abzuschrecken und könnte das globale Angebot weiter verknappen – und die Preise mittelfristig wieder nach oben treiben. ​

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