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Rohstoffe > Frühindikator für Rezession?

Ölpreis-Crash – ein Warnsignal für die Weltwirtschaft?

(Foto: shutterstock)

Ölpreise im freien Fall: Handelskonflikte, OPEC-Strategien und Konjunktursorgen drücken die Kurse – sendet der Markt ein globales Warnsignal?

Die Ölpreise standen zuletzt unter erheblichem Abgabedruck – in einem insgesamt von Volatilität geprägten Handelsumfeld. Hauptursache sind zunehmende Sorgen, dass die von der US-Regierung angekündigten Zölle das weltweite Wirtschaftswachstum bremsen und damit auch die globale Energienachfrage spürbar reduzieren könnten.

WTI-Future

Handelskonflikte treffen den Ölmarkt

Der US-Rohöl-Future WTI hat seit seinem Zwischenhoch am 2. April fast 20 Prozent an Wert verloren – ein außergewöhnlich dynamischer Preisrückgang. Zwischenzeitlich fiel der Preis unter die Marke von 60 US-Dollar je Barrel und erreichte damit das niedrigste Niveau seit April 2021. Auch der Brent-Future, als Referenz für europäisches Nordseeöl, verzeichnete einen deutlichen Rückgang.

Ein kurzer Anstieg zu Wochenbeginn – ausgelöst durch Spekulationen über eine 90-tägige Aussetzung der US-Zölle – erwies sich als nicht nachhaltig. Das Weiße Haus dementierte die Berichte umgehend. Stattdessen drohte Präsident Trump mit zusätzlichen Zöllen von 50 Prozent auf chinesische Produkte, sollte Peking seine Vergeltungsmaßnahmen nicht zurücknehmen.

 

OPEC+ erhöht Produktion – zusätzlicher Preisdruck

Neben den geopolitischen Spannungen belastet auch die für Mai angekündigte Produktionsausweitung der OPEC+ den Markt. Saudi-Arabien hat darüber hinaus seine offiziellen Verkaufspreise für den kommenden Monat gesenkt – ein weiteres Signal für eine potenzielle Angebotsausweitung. „Die Spekulanten hatten sich vor Trumps Ankündigung eine beträchtliche Netto-Long-Position aufgebaut, nur um dann von einer viel extremeren Entwicklung überrascht zu werden“, kommentiert Robert Yawger, Analyst bei Mizuho.

 

Rekordvolumen bei Brent-Futures und -Optionen

Trotz – oder gerade wegen – der jüngsten Turbulenzen erreichte das Handelsvolumen bei Brent-Futures und -Optionen an der Intercontinental Exchange (ICE) ein neues Rekordniveau. Mit 4,067 Millionen gehandelten Kontrakten wurde der bisherige Tageshöchststand aus dem Jahr 2020 übertroffen. „Viele Marktteilnehmer warteten zunächst ab, um eine Position einzugehen“, so Alex Hodes, Marktstratege bei StoneX. „Als sich dann die Zollpolitik und die OPEC-Signale verdichteten, wurden vermehrt bearische Positionen aufgebaut.“

 

Finanzhäuser korrigieren Prognosen

In Reaktion auf die jüngsten Entwicklungen haben mehrere Finanzinstitute ihre Ölpreisprognosen nach unten angepasst. Die Analysten von Citi senkten ihre kurzfristige Schätzung für Brent auf 60 US-Dollar je Barrel – zuvor lag der Ausblick für das zweite Quartal bei 68 US-Dollar. Auch Morgan Stanley revidierte seine Prognose von 70 auf 65 US-Dollar. Brent wird aktuell (8. April 2025) an der Terminbörse knapp über 64 US-Dollar gehandelt.

Laut Morgan Stanley könnten die jüngsten Zollankündigungen die weltweite Ölnachfrage um rund 550.000 Barrel pro Tag verringern. In einem ausgeprägten Rezessionsszenario sei sogar ein Rückgang von bis zu einer Million Barrel täglich denkbar. Auch Goldman Sachs reagierte und senkte seine Jahresendprognose für 2025 auf 66 US-Dollar für Brent und 62 US-Dollar für WTI – jeweils fünf US-Dollar weniger als zuvor erwartet. Der aktuelle Preis für US-Öl WTI liegt bei etwa 61 US-Dollar.

 

Sendet der Ölmarkt Warnsignale für die Weltkonjunktur?

Die jüngste Preisentwicklung am Ölmarkt wirft grundlegende Fragen zum Zustand der Weltwirtschaft auf. Als bedeutender Frühindikator für die globale Konjunktur könnte der rückläufige Ölpreis auf eine beginnende Abschwächung hindeuten. Kurzfristig wirkt ein niedriger Preis zwar inflationsdämpfend und verschafft Notenbanken potenziell mehr Spielraum. Gleichzeitig aber lässt er eine sinkende industrielle Nachfrage vermuten – ein Warnzeichen für eine mögliche globale Wachstumsverlangsamung.

Angesichts der zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten und der sich abzeichnenden konjunkturellen Risiken gewinnt der Ölpreis als wirtschaftliches Stimmungsbarometer weiter an Bedeutung. Als zentraler Rohstoff, insbesondere für Transport, Industrie und Energie, spiegelt er die reale wirtschaftliche Aktivität direkt wider. Die weitere Preisentwicklung könnte daher Aufschluss darüber geben, ob die aktuellen Turbulenzen lediglich kurzfristige Reaktionen auf politische Maßnahmen darstellen – oder ob sie bereits als Frühindikator für eine bevorstehende globale Abschwächung zu werten sind.

 

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