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Märkte > Blütenträume werden wahr

Welche ökonomischen Chancen das neue Cannabis-Gesetz bietet

(Foto: Lifestyle discover / Shutterstock)

Das Jahr 2023 und der Jahresbeginn 2024 hat die Cannabisbranche sehr bewegt. Der zentrale Faktor hierbei war und ist die Legalisierung von Cannabis zu Konsumzwecken.

Von Daniel Kruse, CEO von SynBiotic

Das Jahr 2023 und der Jahresbeginn 2024 hat die Cannabisbranche sehr bewegt. Der zentrale Faktor hierbei war und ist die Legalisierung von Cannabis zu Konsumzwecken – ein Meilenstein, in den viele Hoffnungen und Erwartungen gesetzt und viel Arbeit investiert wurde. Um wenige Gesetze wurde in Berlin so lange und so heftig gerungen wie um das Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis. Dabei muss jedem bewusst sein, dass man sich in einem Geschäftsfeld bewegt, welches zu 100 Prozent von politischen Entscheidungen abhängig ist. Am 23. Februar hat der Bundestag nun beschlossen, den Konsum von Cannabis ab dem 1. April dieses Jahres teilweise zu legalisieren. Nicht nur die Branche, sondern auch Investoren und private Personen haben sich auf die Öffnung des Marktes vorbereitet. Der Weg zur Teillegalisierung war lang und anstrengend – und muss auch noch weiter beschritten werden. Aber selbst der längste Weg beginnt mit den ersten Schritten. Und diese sind bereits getan. Daran ändert auch eine mögliche Verschiebung der Umsetzung durch den Bundesrat nichts – immerhin muss und sollte der Justiz Zeit für die Entkriminalisierung gewährt werden. Mit allem nötigen Respekt muss man nichtsdestotrotz infrage stellen , ob die Behandlung noch in der Vollstreckung befindlicher „Cannabis-Fälle“ tatsächlich so kompliziert und aufwendig ist, wie von manchen Justizministern dargestellt. Mehrere Interessenvertretungen aus der Strafverfolgung, darunter auch LEAP Deutschland e.V., haben bereits ihre Zweifel geäußert und entsprechende Anfragen zu Rechtsgrundlagen und Umfang der Problematik an das Justizministerium NRW gestellt.

Der Weg ist bereitet

Ohne Frage war der Weg hin zum jetzt verabschiedeten Cannabis-Gesetz sehr dynamisch und durch einige Herausforderungen geprägt. Das leichte Chaos in der Gesetzgebung, inhaltlich und organisatorisch, erschwerte eine klare Planbarkeit. Doch das sind „Kleinigkeiten“ bezogen auf das große Ganze und auf die gesellschaftliche Situation, aus der wir in Deutschland kamen – und was wir mittel- und langfristig erreichen können. Denn es ist ein ausschlaggebender Anfang und in puncto Entkriminalisierung ein echter Quantensprung. Die Basis bilden nun sogenannte Cannabis-Clubs sowie der private Anbau und damit keine kommerziellen Lieferketten.

Erwachsenen soll künftig der Besitz von bis zu 50 Gramm Cannabis für den Eigenkonsum im privaten Raum erlaubt sein. Im öffentlichen Raum soll die erlaubte Höchstgrenze bei 25 Gramm liegen. Der Anbau und die Abgabe von Cannabis sollen also zunächst über sogenannte Anbauvereinigungen oder Cannabis-Clubs organisiert werden. Kommerzielle Lieferketten sind erst einmal nicht vorgesehen. Trotz einiger Abweichungen ehemaliger Pläne rund um die Legalisierung: Wichtiger als jedes Detail ist die Gesamtbotschaft des Gesetzes. Entkriminalisierung, Konsumentenschutz, Produktsicherheit und die Schaffung eines regulierten Marktes stehen im Vordergrund - also wichtige Grundvoraussetzung für Unternehmen und Verbraucher

Spezialisierte Unternehmen können beispielsweise künftig die geplanten Cannabis-Clubs und Privatpersonen mit allem versorgen, was für den legalen Cannabis-Anbau benötigt wird. Auch benötigen die Anbauvereinigungen Beratung bei der Gründung, beim Betrieb sowie zu Fragen wie Sicherheit, Gesundheits- und Jugendschutz. Somit eröffnen sich hier ebenfalls neue unternehmerische Möglichkeiten.

Vorreiterrolle in Europa

Die gesamte Branche ist nun in der Pflicht, nach Inkrafttreten des Gesetzes zu zeigen, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes „liefern“ kann. Es gilt, die Hoffnungen zu erfüllen und die Skeptiker nicht zu bestätigen. Denn mit diesem rechtlich anspruchsvollen, politisch komplexen und gesellschaftlich sensiblen Unterfangen nehmen wir in Deutschland eine weltweite Vorreiterrolle ein - und sind möglicherweise ein weiterer Stein, der eine Legalisierungswelle in Europa und der Welt ins Rollen bringt.

Nachbarländer wie Luxembourg, Malta und demnächst auch die Tschechische Republik haben bereits oder werden ähnliche Modelle wie in Deutschland einführen, welche mit dem derzeit geltenden EU-Recht übereinstimmen. Andere Staaten werden langfristig sicherlich folgen, und wir werden weitere Bemühungen zur Liberalisierung des europäischen und internationalen Rechtsrahmens zu Cannabis sehen. Ein Dominoeffekt wird einsetzen – mit den entsprechenden Absatzchancen für die Branche. Insofern können sich die „Blütenträume“ von vor knapp zwei Jahren doch noch erfüllen.

Über den Autor:

Daniel Kruse ist seit September letzten Jahres geschäftsführender Direktor (CEO) der börsennotierten SynBiotic SE und als Gründer einiger der führenden Hanf- und Cannabis-Unternehmen Europas bereits seit 1995 ein Pionier der Industrie.

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