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Bahlsen: Knuspriger Klassiker

Knusprig, lange haltbar und gern als Trost für quengelige Kleinkinder verwendet: Den berühmten Leibniz-Butterkeks gibt es bereits seit 1891. Erfunden hat das traditionsreiche Gebäck der Hannoveraner Hermann Bahlsen. Benannt wurde es zum einen nach dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz, einem berühmten Bürger Hannovers, zum anderen nach den „Cakes“, die Bahlsen während eines Aufenthalts in England kennengelernt hatte. Seine Nachfahren gehören heute zu den Großen im Backgeschäft.

BÖRSE am Sonntag

1889 legte Hermann Bahlsen den Grundstein für den Keks-Konzern, indem er ein Geschäft für englische Cakes und Biscuits übernahm und das Unternehmen „Hannoversche Cakesfabrik H. Bahlsen“ nannte. Zehn Mitarbeiter unterstützten ihn beim Backen und Verkaufen des Gebäcks. Zwei Jahre später begann das kleine Unternehmen, die von Bahlsen erfundenen süßen Plätzchen namens „Leibniz-Cakes“ mit den 52 Zähnen zu verkaufen. Damit sie lange knusprig und frisch blieben, war sie in Tüten abgepackt. Schnell stellte sich der Erfolg ein: 1893 hatte Bahlsen bereits 100 Mitarbeiter. Auf der Weltausstellung in Chicago wurde das Gebäck sogar mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Besonders angetan zeigte sich die Jury dabei von dem dezenten Buttergeschmack. Hermann Bahlsen ruhte sich auf seinen Lorbeeren jedoch keineswegs aus, sondern trieb die Expansion seiner Firma kräftig voran. Technische Neuerungen scheute er dabei nicht: So wurden ab 1905 Leibniz-Kekse an Europas erstem Fließband verpackt, außerdem wurde das Sortiment um neue Produkte erweitert. Schließlich wurde das englische Wort „Cakes“ in „Keks“ eingedeutscht und sogar mit einer Aufnahme in den Duden geadelt. Engagement zeigte Bahlsen auch außerhalb seiner Keksfabrik. So richtete er für seine Mitarbeiter eine Betriebskrankenkasse, eine Bücherei und eine Arztpraxis ein. Darüber hinaus plante er sogar eine eigene Stadt, die nicht nur zum Wohnen gedacht war, sondern auch Bildungseinrichtungen und Erholungsmöglichkeiten bieten sollte. Doch wegen des Ersten Weltkriegs konnten die Pläne nicht verwirklicht werden. Etwa 1.700 Mitarbeiter zählte Bahlsen zu Kriegsausbruch. Rohstoffmangel während der Kriegsjahre brachte die Keksproduktion nahezu zum Erliegen. Nach dem Ende des Krieges mussten Produktion und Vertrieb mühevoll neu aufgebaut werden. 1919 schließlich starb Hermann Bahlsen und mit ihm auch sein Stadt-Projekt.

Der Kuchen wird geteilt

Der Zweite Weltkrieg zog die Keksfabrik erneut schwer in Mitleidenschaft. Hermanns Söhne Hans, Werner und Klaus, die nach dem Tod ihres Vaters sukzessive in die Firma eingestiegen waren, übernahmen nicht nur den neuerlichen Wiederaufbau, sonder erweiterten auch die Produktpalette um salzige Snacks wie Kartoffelchips sowie weitere Backwaren in Form von Fertigkuchen. Neue Produktionsstätten wurden im Laufe der Jahre gebaut, zudem wurde die internationale Expansion vorangetrieben und Vertriebsgesellschaften im Ausland gegründet. 1975 trat mit Werner Michael Bahlsen, dem Sohn von Werner Bahlsen, die dritte Generation der Bahlsen-Familie ins Unternehmen ein. Doch in den 1990er-Jahren kam es zu Differenzen unter den Erben von Hans, Werner und Klaus, die inzwischen verstorben waren. Großen Nahrungsmittelkonzernen soll damals schon angesichts einer appetitlichen Übernahmechance das Wasser im Munde zusammengelaufen sein, doch Bahlsen konnte sich retten. 1996 verabschiedete sich Hermann Bahlsen, der Sohn von Hans, aus dem Unternehmen und übernahm die US-Tochter Austin Quality Foods. 1999 wurde der Konzern in süß und salzig geteilt. Werner Michael Bahlsen übernahm das Kerngeschäft mit süßem Gebäck, während die salzigen Knabbereien, heute als Lorenz Snack World bekannt, an seinen Bruder Lorenz gingen. Gisbert von Nordeck, der Ehemann ihrer 1998 verstorbenen Schwester Andrea, übernahm unter anderem die Knabberwarenfirmen Kelly aus Österreich und Wernli aus der Schweiz, die inzwischen verkauft wurden.