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Oetker: Viel mehr als Pizza und Bier

Obwohl auf sämtlichen Fernsehkanälen Hobby- und Profiköche um die Wette brutzeln und von den Vorzügen frischer Zutaten schwärmen, sieht der Alltag in deutschen Küchen häufig anders aus. Muss es schnell gehen, wird eine Tiefkühlpizza in den Ofen geschoben, und Dr. Oetker hat schon so manchem talentfreien Kuchenbäcker mit einer Backmischung aus der Klemme geholfen.

BÖRSE am Sonntag

Schon seit weit über 100 Jahren sind kleine und große Hilfsmittel in der Küche üblich. Angefangen hat alles mit kleinen Tütchen voller gebrauchsfertigem Backpulver, die der Unternehmer August Oetker ab 1891 verkaufte. Die Menge reichte genau für ein Pfund Mehl, und bescherte dem Unternehmer einen durchschlagenden Erfolg.

Auf das Backpulver folgten weitere Produkte, wie Puddingpulver und Speisestärke, die vielen Hausfrauen und Köchinnen das Leben leichter machten. Was in einer kleinen Apotheke in Bielefeld begann, wurde im Lauf der Jahre zu einem international erfolgreichen Konzern mit rund 25.000 Mitarbeitern. Doch geblieben ist der Name Oetker, und nicht nur das: Die Nachfahren von August Oetker leiten das Unternehmen bis heute. Der bekannteste Bereich der Oetker-Gruppe ist die Herstellung von Nahrungsmitteln, mit besonderem Fokus aufs Backen sowie bei Pizza und Desserts.

Allein in deutschen Supermärkten füllen rund 300 Produkte die Regale, von Gelierzucker über Müsli und Tiefkühlpizza bis hin zu Kuchenformen und Rührschüsseln. Rudolf-August Oetker, dem Enkel des Firmengründers, ist die Tiefkühlpizza zu verdanken: 1970 kam die erste tiefgefrorene Version des beliebten italienischen Gerichts auf den deutschen Markt und dürfte seither schon zahlreichen Koch-Abstinenzlern das Überleben gesichert haben. Auch Verbraucher in anderen europäischen Ländern sowie in Brasilien, Indien, China und Nordamerika können auf Oetkers Koch- und Backhilfen zurückgreifen, ebenso wie Großverbraucher aus der Gastronomie sowie Bäckereien und Konditoreien.

Getränke, Hotels, Containerschiffe

Rudolf-August Oetker war es übrigens auch, der dafür sorgte, dass neue Geschäftsfelder den Nahrungsmittelsektor ergänzten, wie alkoholische und alkoholfreie Getränke, Schifffahrt und sogar Bankwesen. Keine Pizza ohne Bier: Zur Oetker-Gruppe gehört auch eine Reihe von Brauereien, zusammengefasst in der Radeberger Gruppe. Radeberger, Jever, Schöfferhofer und Clausthaler sind die bekannten Biermarken. Wer es lieber alkoholfrei mag, kann seinen Durst mit der Kultlimonade „Bionade“ löschen. Kürzlich übernahm die Radeberger-Gruppe die Mehrheit an dem Unternehmen und will nun die biologisch gebraute Limonade international erfolgreich machen. Sekt oder Selters, diese Frage stellt sich nicht, schließlich gehören neben der Mineralwasssermarke Selters auch verschiedene Sektkellereien zur Unternehmensgruppe.

Das traditionsreiche Weingut Schloss Johannisberg im Rheingau und eine Wodkamarke runden das Angebot an alkoholischen Getränken ab. Dr. Oetker fährt übrigens auch zur See: Mit Hamburg Süd gehört eine Reederei zum Konzern, deren Containerschiffe regelmäßig nach Südamerika, Asien oder Australien unterwegs sind. Im Bereich Banken kümmert sich das Bankhaus Lampe um wohlhabende Privatkunden und institutionelle Anleger sowie um mittelständische Unternehmen. Luxushotels in Baden-Baden, Paris, in der Provence und an der Cote d’Azur, eine Chemiefabrik, die Phosphate und Spezialchemikalien herstellt, und ein eigener Verlag, der Bücher rund ums Essen, Trinken und Genießen veröffentlicht, runden die Aktivitäten des vielseitigen Konzerns ab. Unter dem Strich bringt es die Oetker-Gruppe auf mehrere hundert Firmen aus verschiedenen Wirtschaftszweigen. Im Jahr 2008 konnte der Umsatz um 19,3% auf rund 9,3 Mrd. Euro gesteigert werden, trotz der wirtschaftlich unsicheren Lage. Das Geschäft im Ausland legte dabei an Bedeutung zu und generierte 65,5% des Umsatzes. Im Vorjahr hatte der Auslandsanteil bei 64,9% gelegen. Das Unternehmen bezeichnete die Entwicklung im Jahr 2008 als erfreulich, blieb jedoch zurückhaltend beim Ausblick aufs Jahr 2009.