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SAP: So macht sich der Konzern hübsch für seine Aktionäre

Die Walldorfer starten eine Charmeoffensive. Eine vertiefte Zusammenarbeit mit Microsoft und die Signavio-Übernahme sind erste Schritte. Dennoch fehlen der Börse die Wachtsumstreiber.

(Foto: Tada Images / Shutterstock)

SAP macht sich hübsch für seine Aktionäre und startet eine Charmeoffensive. Ein vertiefte Zusammenarbeit mit Microsoft und die Signavio-Übernahme sind erste Schritte. Dennoch fehlen der Börse die Wachtsumstreiber.

Nach der großen Enttäuschung im Oktober, als SAP-Vorstand Christian Klein Prognose und Wachstumsaussichten des deutschen Softwareherstellers zusammenstrich, macht sich SAP nun ordentlich hübsch für seine Aktionäre. Der Konzern startet eine Charmeoffensive. Die Kampagne soll Kunden ermutigen, ihr Unternehmen in die Cloud zu verlagern, was sich langfristig positiv auf die Ergebnisse von SAP auswirken soll. Die Walldorfer bleiben damit auf Kurs, ein abonnementbasiertes Servicemodell einzuführen, das anstatt der pauschalen Vorabzahlungen für Softwarelizenzen besser planbare und regelmäßige Einnahmen generieren soll.

Noch allerdings kommt der Roll-Out der neuesten S/4 HANA-Daten-Engine aus dem Hause SAP nur schleppend voran.  Im Vorfeld der Einführungsveranstaltung am vergangenen Mittwoch warb Klein deshalb für eine tiefgreifende Transformation, die es Kunden wie dem Industriekonzern Siemens ermöglicht, Geschäftsprozesse von Grund auf neu zu gestalten.

SAP macht sich fit für die Zukunft

SAP schaut aber auch weiter in die Zukunft und will das Berliner Tech-Startup Signavio übernehmen. Mit dem Zukauf soll die Cloud von SAP weiter gestärkt werden. Der Abschluss der Transaktion wird für Anfang 2021 erwartet, vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen. Insgesamt bewertet der Deal Signavio mit rund einer Milliarde Euro. Auf der anderen Seite steht das erfolgreiche IPO der vor zwei Jahren übernommenen Qualtrics. Die Kriegskasse für die Transformation des Unternehmens ist damit gut gefüllt und SAP zweifellos gut aufgestellt. Der Erlös aus dem Börsengang soll außerdem zur Tilgung von Schulden und einer höheren Dividende für die Aktionäre aufgewendet werden. Die Rückkehr von Qualtrics an die Börse stellt ein weiteres Puzzleteil des Strategiewechsels unter Klein dar.

Die Transformation braucht Zeit

Da die Transformation und Adaption der neuen Strategie allerdings ihre Zeit brauchen, halten sich Anleger noch zurück. Der SAP-Aktienkurs ist weiterhin mehr als 15 Prozent von den Oktober-Hochpunkten entfernt. Gründe für die Angst und Unsicherheit in Walldorf lassen sich am besten mit dem Beispiel von IBM erklären. Einem der prestigeträchtigsten Unternehmen der Welt gelingt es seit Jahren nicht, das Unternehmen für neue Technologien und Trends fit zu machen. Was der Börse fehlt, sind die Wachstumstreiber. Das Geschäft ist zu festgefahren.

Durch teure Übernahmen und den Schwenk zur Cloud versucht jetzt auch SAP, das Ruder rumzureißen. Der Strategiewechsel bei SAP ist also gefährlich, aber auch vielleicht die einzige Chance, eine neue Wachstumsphase einzuleiten. Die Corona-Krise und der Bedarf an Digitalisierung vor allem in Deutschland könnten SAP auf dem Heimatmarkt neue Chancen eröffnen. Das Bedauerliche für Aktionäre dürfte jedoch die Zeit der Transformation sein, auch wenn Sie durch eine höhere Dividende versüßt wird.

Von Konstantin Oldenburger, Marktanalyst CMC Markets