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Vaillant: Wohlfühlwärme

Mit reichlich Eis und Schnee hatte der Winter Deutschland in den letzten Wochen fest im Griff. Schön, wenn es da zu Hause warm und gemütlich ist. Wie man energiesparend heizt und auch eine angenehme Temperatur beim Dusch- und Badewasser erreicht, weiß Vaillant. Seit 1874 ist das Unternehmen aus Remscheid Experte für Heiztechnik.

BÖRSE am Sonntag

Ein eigenes Badezimmer mit Dusche oder Badewanne ist heute selbstverständlich, doch im 19. Jahrhundert war das noch anders. Gebadet wurde in der Regel in einem Zuber in der Küche, das Wasser dafür musste auf dem Herd erhitzt werden – diese Mühe nahm man nicht täglich auf sich, sondern beschränkte sich auf einen Badetag pro Woche. Dass Baden etwas komfortabler wurde, war nicht zuletzt Johann Vaillant zu verdanken. Der gelernte Kupferschmied hatte sich 1874 als Installationsmeister mit einer eigenen Firma selbstständig gemacht. Er erfand den Gasbadeofen „geschlossenes System“ zum indirekten Erhitzen von Badewasser. 1894 wurde das Gerät beim Deutschen Patentamt in Berlin eingetragen. Bei diesem Badeofen kam das Wasser nicht direkt mit dem Gas in Berührung und die Wassertemperatur konnte besser geregelt werden als bei offenen Systemen. Später entwickelte Vaillant auch noch eine Wandaufhängung, sodass der Ofen platzsparend eingebaut werden konnte. Unter dem geschützten Namen Geyser wurde das Gerät ab 1905 bekannt. Die Möglichkeit der Wandbefestigung war eine wichtige Neuerung, denn die wenigsten Haushalte konnten Platz für ein Badezimmer erübrigen, geschweige denn darin auch noch einen sperrigen Badeofen aufstellen. Obwohl es bis zum Zweiten Weltkrieg in vielen Wohnungen immer noch kein eigenes Bad gab und erst im Wirtschaftswunder-Deutschland der 1950er-Jahre die sogenannte Nasszelle innerhalb der eigenen vier Wände üblich wurde, war das junge Unternehmen Vaillant zunehmend erfolgreich. Aus der Handwerksfirma wurde ein produzierendes Unternehmen, das seine Geräte auch im Ausland verkaufte. Nicht nur im Hinblick auf Produkte war Johann Vaillant erfinderisch: Er machte seine Öfen zum Markenartikel. Einen Osterhasen, der aus dem Ei schlüpft, erkor er zum geschützten Markenzeichen, das die Produkte aus dem Hause Vaillant unverwechselbar machen sollte. Im Laufe der Jahre wurde das Design des Markenzeichens mehrfach überarbeitet, doch dem Nagetier aus dem Ei ist das Unternehmen immer treu geblieben.

Energiesparend heizen

Die Vaillant GmbH ist heute bekannt als Hersteller von modernen Gas-, Öl- und Pelletheizsystemen, Wärmepumpen, Klimageräten, Lüftungssystemen und Fotovoltaikanlagen. Von 1966 bis 1997 prägte Karl-Ernst Vaillant, Urenkel des Firmengründers, als Geschäftsführer die Geschicke des Unternehmens, das den Aufstieg vom kleinen Mittelständler zur internationalen Firmengruppe geschafft hat. Das Unternehmen ist immer noch im Familienbesitz, allerdings verantworten inzwischen drei Manager, die nicht aus der Familie Vaillant stammen, die Geschäftsführung. Über einen Gesellschafterausschuss, der aus drei Familienmitgliedern und zwei externen Mitgliedern besteht, ist die weitverzweigte und verschwiegene Eigentümerfamilie vertreten. Gemeinsam mit der Geschäftsführung definieren die Eigner die Strategie des Unternehmens. Wärme und warmes Wasser hat die Vaillants reich gemacht, auf rund 2,4 Mrd. Euro wurde ihr Vermögen im vergangenen Jahr geschätzt. Doch um gegen die Konkurrenz bestehen zu können, mussten sich die Erben von Johann Vaillant warm anziehen. Diverse Übernahmen waren nötig, um sich Marktanteile zu sichern und sich gegenüber den Mitbewerbern behaupten zu können. Unter anderem wurde für 1,1 Mrd. Euro 2001 die britische Firma Hepworth übernommen, wodurch die Remscheider zu den führenden europäischen Heiztechnik-Herstellern zählten. Es folgten Firmen für Heiztechnik in Italien sowie in der Türkei. 15 Produktionsstätten in sieben europäischen Ländern sowie China werden unterhalten, die Produkte werden in über 60 Ländern vertrieben, zum größten Teil über eigene Vertriebsgesellschaften. 2009 setzte die Unternehmensgruppe rund 2,2 Mrd. Euro um und beschäftigte weltweit über 12.000 Mitarbeiter.