Allianz – Fels in der Brandung im Dax
Immer mehr deutschen Unternehmen brechen die Gewinne weg. Nicht so bei der Allianz. Mit einem überraschend deutlichen Gewinnsprung übertraf Europas größter Versicherungskonzern unter der Woche klar die Erwartungen der Analysten. Anleger sollten diese Aktie kaufen, empfiehlt nicht nur Michael Haid von der Commerzbank.
Immer mehr deutschen Unternehmen brechen die Gewinne weg. Nicht so bei der Allianz. Mit einem überraschend deutlichen Gewinnsprung übertraf Europas größter Versicherungskonzern unter der Woche klar die Erwartungen der Analysten. Anleger sollten diese Aktie kaufen, empfiehlt nicht nur Michael Haid von der Commerzbank.
Ob nun Continental, Heidelberg Cement, die Deutsche Post, Daimler oder BMW. Umsatz- und Gewinnwarnungen liegen bei Deutschlands Unternehmen derzeit ganz offenkundig im Trend. Schon in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres lagen sie einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young nach mit einem Anstieg von 29 auf 42 Warnungen auf dem höchsten Niveau seit 2011. Gleichzeitig fiel die Zahl der positiven Korrekturen von 106 auf 42. Aus Anlegersicht durchaus beängstigend, weshalb es kaum verwundert, dass der Dax auf Jahresssicht nun schon mit rund zwölf Prozent im Minus steht.
Angesichts dessen sind die Zahlen, die Allianz-Chef Oliver Bäte am Freitag für seinen Konzern verkünden durfte, schon fast phänomenal. Bei der Nummer Eins unter Europas Versicherern läuft es alles in allem hervorragend. Gerade mit Blick auf die durchaus schwierigen Marktbedingungen, mit denen die Versicherungsbranche seit Jahren zu kämpfen hat. Und so hörte man mit Bäte den CEO eines Dax-Konzerns am Freitag etwas selten Gewordenes sagen: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir auch in diesem Jahr wieder unsere Ziele erreichen werden.“
Zielvorgaben übertroffen
Das wären dann unter anderem 11,1 Milliarden Euro operativer Gewinn. Mit Blick auf die bereits jetzt erwirtschafteten 8,7 Milliarden Euro, eine machbare Vorgabe. Die Ziele der von Bäte selbst vor drei Jahren ausgerufenen Renewal Agenda hat er dazu längst erreicht. Lag beispielsweise die Eigenkapitalquote der Münchner Ende 2017 noch bei 11,8 Prozent, ist sie inzwischen auf 13,8 Prozent gestiegen und damit sogar um 0,8 Prozent mehr, als ursprünglich anvisiert. Das Ergebnis je Aktie beträgt mit Blick auf die bisherige Jahresperformance rund zwölf Prozent, schlägt damit die angepeilten fünf Prozent pro Jahr überdeutlich.
Im dritten Quartal rutschte nun auch noch die wichtige Schaden-Kosten-Quote im Sachversicherungssektor mit 93,1 Prozent unter die Zielmarke von 94 Prozent. Überhaupt überraschte der Bereich besonders positiv. Dank deutlich weniger Schäden durch Naturkatastrophen als noch im Vorjahr sanken die Kosten und der Gewinn stieg um 45 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro. Insgesamt stieg das operative Ergebnis im dritten Quartal um 22 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro, unterm Strich blieb ein Gewinn von 1,9 Milliarden Euro stehen, ein Plus von 25 Prozent im Vorjahresvergleich. Auch im Vermögensbereich präsentiert sich der Konzern mit seinen Töchtern Pimco und Allianz Global Investors gut aufgestellt. Beide verwalteten zusammengenommen zuletzt mehr als zwei Billionen Euro. Nach einem Mittelabfluss von rund neun Milliarden Euro im zweiten, gab es im dritten Quartal nun wieder einen Zufluss in Höhe von 15 Milliarden Euro. Der operative Gewinn des Sektors stieg damit einhergehend um insgesamt elf Prozent.
„Die Allianz hat in den ersten neun Monaten 2018 sehr gute Ergebnisse über alle Geschäftsbereiche gezeigt“, fasste Bäte das dritte Quartal zufrieden zusammen. Selbst in der Lebensversicherungssparte, die nach wie vor unter den Niedrigzinsen und Turbulenzen am Währungsmarkt leidet und einen leichten Rückgang beim operativen Ergebnis verkraften musste, konnte man sein Neugeschäft um 16 Prozent auf 476 Millionen Euro steigern, die Marge kletterte von 3,4 auf 3,5 Prozent. Hier kommt der Allianz nicht zuletzt der Wirtschaftsboom in den Vereinigten Staaten zu Gute, in dessen Rahmen sich viele US-Bürger wieder verstärkt um ihre Altersvorsorge zu kümmern scheinen.
Startet die Aktie zum Jahresende hin durch?
Die Allianz-Aktie konnte von den prächtigen Ergebnissen zum Wochenschluss noch nicht profitieren und lag nur leicht im Plus. Allerdings hatten Anleger wohl mit einem guten Abschneiden gerechnet und den Kurs des Papiers bereits von Dienstag an um rund drei Prozent von 183,40 auf 188,50 Euro steigen lassen. Angesichts der überzeugenden Performance trotzdem zu wenig. Vor allem auch, da eine für 2018 erwartete Dividende von knapp neun Euro, einer damit einhergehende Dividendenrendite von 4,7 Prozent und ein niedriges KGV von 10,4 der Aktie zusätzlichen Rückenwind geben sollten.
Hinzu kommt, dass nicht ein Analyst zum Verkauf des Papiers rät. Im Gegenteil: Eine klare Mehrheit versieht den Anteilsschein mit einer Kaufempfehlung. Commerzbank-Analyst Michael Haid sieht die Aktie sogar bald bei 235 Euro. Anleger sollten diese Aktie kaufen, schrieb er in seiner Studie. Der Konzern habe die Erwartungen im dritten Quartal überzeugend übertroffen, zeigte sich auch JPMorgan-Analyst Michael Huttner mehr als zufrieden mit den vorgelegten Zahlen. Er beließ die Aktie auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 219 Euro.
Dass die Aktie nicht richtig vom Fleck kommt, liegt derzeit also wohl am schwächelnden Gesamtmarkt und allgemeinen wirtschaftlichen Risiken, denen sich wohl auch die Allianz auf Dauer nicht entziehen kann. Sollte sich das Stimmungsbild jedoch zum Ende des Jahres noch einmal aufhellen, könnte das Allianz-Papier zum großen Gewinner werden, verspricht es mit der hohen Dividende schließlich auch eine gewisse Sicherheit.
Oliver Götz