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Analyst: BASF-Aktie massiv unterbewertet

Zum dritten Mal in diesem Jahr erhöht Deutschlands größter Chemiekonzern die Gewinnprognose. Analysten sehen „reichlich Potenzial“ und eine „massiv unterbewertete“ Aktie. Die nämlich verliert seit Monaten an Wert.

(Foto: Shutterstock)

Zum dritten Mal in diesem Jahr erhöht Deutschlands größter Chemiekonzern die Gewinnprognose. Analysten sehen „reichlich Potenzial“ und eine „massiv unterbewertete“ Aktie. Die nämlich verliert seit Monaten an Wert.

In dem seit September auf 40 Werte erweiterten DAX sticht gerade ein altes Schwergewicht heraus. Kaum irgendwo sonst ist die Diskrepanz zwischen Kursverlauf und realwirtschaftlicher Performance in diesem Jahr so eklatant, wie bei der BASF. Zum dritten Mal hat der Chemieriese vor kurzem die Prognose für 2021 angehoben. Zum dritten Mal ließ das Anleger kalt. Die Aktie steht auf Jahressicht mit rund zwei Prozent im Minus. Seit März verlieren die BASF-Papiere an Wert. Langsam, aber doch deutlich sichtbar. Von fast 73 Euro hat sich die Aktie auf inzwischen 62 Euro verbilligt. Wie passt das zusammen?

Bereinigtes Ebit klettert in neun Monaten um 167 Prozent

Der Umsatz soll 2021 auf 76 bis 78 Milliarden Euro wachsen, der Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen auf 7,5 bis 8 Milliarden Euro zulegen. Und die Ludwigshafener haben reichlich Gründe für diesen Optimismus. Das dritte Quartal war ein starkes, das auch viele Analysten überraschte. Das Ebit machte einen Satz von 581 Millionen Euro im Vorjahr auf 1,87 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 1,8 Milliarden Euro gerechnet. Der Umsatz kletterte um 42 Prozent auf 19,7 Milliarden Euro. Unter dem Strich betrug der Gewinn 1,25 Milliarden Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres musste der Konzern sowohl pandemiebedingt, als auch aufgrund von hohen Restrukturierungskosten und Wertberichtigungen einen Verlust in Höhe von 2,1 Milliarden Euro ausweisen. Über die ersten neun Monate des laufenden Jahres hinweg, konnte die BASF ihren Umsatz um 36 Prozent auf 58,8 Milliarden Euro steigern, während das bereinigte Ebit um 167 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro kletterte.

Die Ludwigshafener profitieren sowohl von steigenden Absatzmengen, als auch von höheren Preisen und Margen im Geschäft mit Basischemikalien und Kunststoffen. Im „Chemicals“-Segment verzehnfachte sich der Betriebsgewinn innerhalb der ersten neun Monate. Im Bereich „Kunststoffe“ stiegen die Erträge von 346 Millionen auf zwei Milliarden Euro. „Im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres konnten wir die Preise um 36 Prozent und die Mengen um sechs Prozent erhöhen“, freute sich Vorstandschef Martin Brudermüller im Rahmen der Ergebnisvorlage.

Wintershall Dea-Geschäfte florieren

Stark präsentierte sich aufgrund von steigenden Preise auch die Öl- und Gastochter von BASF, Wintershall Dea. Deren Kennziffern seien unerwartet stark ausgefallen, schrieb Baader Bank-Analyst Markus Mayer. Ein möglicher Börsengang der Tochter, könne zum Kurstreiber der „massiv unterbewerteten Aktie“ des Chemiekonzerns werden. Er beließ sein Kursziel bei 85 Euro. Das gleiche Ziel gibt auch Jefferies-Analyst Chris Counihan aus. Der Konzern profitiere von der aktuell hohen Profitabilität bei Petrochemie-Produkten und könne in diesem Bereich noch weiter wachsen. Er sehe „reichlich Potenzial“ für die Aktien. Insgesamt empfehlen derzeit 76 Analysten die BASF-Aktie zum Kauf. 38 würden sie halten. Dazu kommt nur ein Verkaufsvotum.

Angesichts dieser Gegensätze ist es kein Wunder, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktie inzwischen bei zehn steht und damit zu den niedrigsten im Dax gehört. Die Dividendenrendite liegt derweil bei über fünf Prozent und gehört damit zu den höchsten im Index.
Ist das nicht eine sichere Einstiegschance? Möglicherweise ja. Möglicherweise aber auch nein. Auch die BASF spürt die globalen Lieferkettenprobleme und dürfte ein sich damit verbundenes schwächeres Wirtschaftswachstum in den kommenden Quartal zu spüren bekommen. „Neuerliche pandemiebedingte Unterbrechungen von Produktion und Logistik in Asien verschärften weltweit die Knappheit an Vorprodukten. Insbesondere die globale Automobilindustrie war von einem Chipmangel betroffen, der zu deutlichen Produktionskürzungen führt“, schrieb der Konzern in einer Mitteilung zum dritten Quartal. Hinzu kommen höhere Preise in der Logistik wie auch im Rohstoff- und Energiebereich. Der Vorteil: Über Wintershall Dea profitiert BASF auch von diesen steigenden Preisen. Und wie die Preissteigerungen im Basischemikalien-Geschäft zeigen, kommt dem Konzern die Inflation, die vor allem von Grund- und Rohstoffen herrührt, aktuell zugute.

Die großen Wachstumstreiber fehlen

Genau hier dürfte aber auch der Haken der Geschichte zu finden sein. Anleger sind sich durchaus bewusst, dass die hohen Gewinnsteigerungen einmal schlicht daherkommen, dass das Vorjahr pandemiebedingt miserabel lief und nun deutlich höhere Preise zu deutlich höheren Einnahmen führen. Das sieht in Zahlen und auf dem Papier schön aus, langfristig steht die BASF aber vor großen Herausforderungen. Das sind die Milliardeninvestitionen in eine CO2-neutrale Produktion, die zunehmende Konkurrenz aus Asien und dem nahen Osten und – das ist nichts neues – begrenzte Wachstumsmöglichkeiten. Floriert die Weltwirtschaft, florieren auch die Geschäfte bei BASF, davon unabhängig gibt es keine nennenswerten Wachstumstreiber. Das Batteriegeschäft im Zuge der voranschreitenden Fahrzeugelektrifizierung könnte einer werden, kostet aktuell aber erst einmal Geld, da es neu aufgebaut werden muss.

Auf kurze Sicht dürfte die Aktie deshalb weiter keine großen Sprünge machen. Allerdings dürfte auch das Risiko größerer Rückschläge klein sein. Bei einer Dividendenrendite von fünf Prozent, könnte das Papier aktuell zu einem sehr fairen Preis zu haben sein. Dann könnte die Devise lauten: Liegen lassen. Schon Börsenguru André Kostolany sagte einst: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten.“

OG

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