Apple: Gelddruckmaschine iPhone reloaded
Genau eine Dekade ist es her, seit das erste Smartphone unser aller Leben grundlegend verändert hat. Und auch im Jubiläumsjahr setzt Apple weiter auf seine Cashcow – stärker als je zuvor. Bisher geht diese Strategie auf. Doch die Abhängigkeit vom iPhone ist groß und birgt Gefahren.
Genau eine Dekade ist es her, seit das erste Smartphone unser aller Leben grundlegend verändert hat. Und auch im Jubiläumsjahr setzt Apple weiter auf seine Cashcow – stärker als je zuvor. Bisher geht diese Strategie auf. Doch die Abhängigkeit vom iPhone ist groß und birgt Gefahren.
„Wir nennen es iPhone.” Mit diesen vier simplen Worten revolutionierte Apple-Gründer Steve Jobs vor nunmehr genau zehn Jahren bei der Präsentation des ersten Smartphones die Welt. Seither dürfte die Marke mit dem Apfel über eine Milliarde Stück des praktischen Alleskönners an die Kunden gebracht haben. Inzwischen besitzt aber vom Fünfjährigen bis zur Uroma praktisch jeder ein Smartphone und so verwundert es wenig, dass nicht nur der Konkurrenzkampf mit beispielsweise Google oder Samsung immer härter wird, sondern auch die allgemeine Nachfrage weitgehend gesättigt scheint.
Während der Markt zwischen den Jahren 2010 und 2015 im Durchschnitt um etwa 35 Prozent zulegen konnte, schmolz das Wachstum zuletzt auf mickrige 1,6 Prozent. Für das iPhone schrumpften die Verkaufszahlen sogar – zum ersten Mal. Das ist alarmierend für Apple, da 70 Prozent des Konzernumsatzes auf das iPhone entfallen. Die Abhängigkeit ist also groß. Das erste völlig neue Gerät der Ära Tim Cook, die vielbeworbene Computeruhr Apple Watch, kommt bei den Kunden bei Weitem nicht so gut an wie das iPhone, und es deutet aktuell wenig darauf hin, dass sie mögliche zukünftige Verkaufseinbußen des Smartphones finanziell abfedern wird können.
Und wieder: „Wir nennen es iPhone.”
Neben dem iPhone fehlt Apple ein weiterer Kassenschlager. Aktuell ist indes keiner in Sicht. Doch in diesem Jubiläumsjahr ist Apple davon überzeugt, noch einmal den großen Wurf mit einer neuen Generation des beliebten Smartphones landen zu können. Voraussichtlich im September soll das iPhone 8 vorgestellt werden. Gerüchten zufolge soll es nicht nur mit einem bruchfesten Glas und einem Fullscreen-Display ausgestattet sein, sondern zudem drahtlos geladen werden können. Außerdem soll der Home-Button samt Fingerabdrucksensor endgültig verschwinden beziehungsweise ins Display integriert werden. Der Bildschirm wird wohl 5,8 Zoll groß werde.
Ob das neue Gerät die in den vergangenen Jahren extrem gestiegene Erwartungshaltung der Kunden erfüllen kann und durch seine Innovationen zu punkten vermag, bleibt die spannende Frage. Angesichts des Jubiläums erhoffen sich Fans und Kunden ähnlich wie vor zehn Jahren ein Smartphone, das neue Maßstäbe setzt. Während das iPhone 7 etwas enttäuschte, entfachte das großflächige iPhone 6 Plus vor zwei Jahren so viel Begeisterung, dass die iPhone-Verkäufe des kalifornischen Konzerns um 30 Prozent in die Höhe schossen. Einen ähnlichen Erfolg erhofft man sich bei Apple auch für dieses Jahr.
Kommt ein neuer Quartalsrekord?
Dabei könnte das aktuelle Quartal – die Zahlen sollen am 31. Januar veröffentlicht werden – für kräftigen Rückenwind sorgen. Analysten wie etwa Ananda Baruah von Brean Capital gehen sogar davon aus, dass Apple die bisherigen Umsatzschätzungen in Höhe von 76 Mrd. Dollar im laufenden Quartal toppen könnte. Das wäre Quartalsrekord. Angesichts dieser Aussicht verwundert es wenig, dass von den 47 wichtigsten Analysten, die den Konzern beobachten, derzeit 39, also die große Mehrheit, die Apple-Aktie zum Kauf empfehlen. 13 Experten haben sie sogar auf „strong buy“ gesetzt.
Baruah ist davon überzeugt, dass die Kultmarke im laufenden Quartal rund 78 Millionen iPhones verkaufen kann. Die Nachfrage nach dem größeren iPhone 7 Plus sei demnach höher als nach dem kleineren iPhone 7, meint der Analyst. Der Branchendienst AppleInsider weist ebenfalls auf die hohe Nachfrage nach iPhones hin, und stellt fest, dass derzeit auch Macs und Apple-Services besonders beliebt sind. Nach dem Verfehlen der Ziele für das vergangene Geschäftsjahr – Apple erwirtschaftete mit 215,6 Milliarden Dollar 3,7 Prozent weniger als erhofft – wäre ein mögliches Rekordquartal als Zeichen der fortwährenden Stärke der Marke nach außen umso wichtiger.
Hilfreich wäre dies insbesondere für den Aktienkurs, der im vergangenen Jahr teilweise stark unter Druck geriet. Im Mai rutschte die Apple-Aktie sogar bis auf 90 Dollar ab, konnte sich aber in der Folgezeit erholen und notiert aktuell bei knapp 120 Dollar. Vom Hoch Anfang 2015, als das Papier noch 133 Dollar kostete, ist Apple allerdings noch ein Stück weit entfernt. Wenngleich die Apple-Aktie seit der Einführung des ersten Smartphones vor zehn Jahren einen unfassbaren Sprung um in Euro gerechnet ungefähr 1.000 Prozent verbuchen konnte, ging es seither keineswegs nur bergauf. Nach der Einführung des iPhone 5 im September 2012 etwa halbierte sich der Kurs von rund 100 Dollar bis April 2013 beinahe, ehe unter anderem die Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms sowie die allgemeine Aufwärtsbewegung an den weltweiten Aktienbörsen für einen überwältigenden Höhenflug sorgten. Aktuell ist Apple mit einem Börsenwert von rund 590 Milliarden Dollar und Cash-Reserven von mehr als 150 Milliarden Dollar das wertvollste Unternehmen der Welt. WIM