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Balzac Coffee: Die Kaffeebar-Pionierin

Honoré de Balzac ist nicht nur einer der berühmtesten französischen Schriftsteller, sondern auch einer der fleißigsten. Arbeitstage von 15 Stunden oder mehr waren für den Autor von Werken wie dem Roman „Vater Goriot“ keine Seltenheit. Ohne zahllose Tassen Kaffee hätte er das wohl kaum durchgehalten. Da ist es nur logisch, dass die deutsche Kaffeehauskette Balzac Coffee nach ihm benannt ist. Außerdem stand eine amerikanische Firma Pate.

BÖRSE am Sonntag

Vielleicht trinkt nicht jeder Deutsche so exzessiv Kaffee wie der französische Autor des 19. Jahrhunderts. Doch rund 150 Liter des koffeinhaltigen Getränks sind es dennoch, die pro Kopf jährlich in Deutschlang getrunken werden, hat der Deutsche Kafffeeverband ermittelt. Damit ist das aromatische Heißgetränk das beliebteste Getränk hierzulande, nicht einmal Wasser oder Bier können da mithalten. Zwar kann man seinen Koffeinschub auch in einem gemütlichen Café in einer Porzellantasse genießen, doch seit einigen Jahren wird Kaffee, Espresso oder Cappuccino zunehmend gern unterwegs aus Bechern zum Wegwerfen getrunken, egal ob beim Stadtbummel, in der Mittagspause oder auf die Schnelle zwischen zwei Terminen. Das war allerdings in den 1990er-Jahren noch anders. Iced Caramel Macchiato oder Flavored Latte, davon hatte kaum jemand gehört. Die Frage war meist nur, ob schwarz oder mit Milch und Zucker und heißer Kaffee für unterwegs war ebenfalls unüblich. Vanessa Kullmann, die Begründerin von Balzac Coffee, gehörte zu den Pionieren der Coffeebar-Kultur in Deutschland. Während sie Mitte der 1990er-Jahre ein Praktikum in New York absolvierte, lernte sie Starbucks kennen. Jeden Morgen stand sie gemeinsam mit den New Yorkern im Coffee Shop Schlange, um für sich und ihre Kollegen Getränke wie Caffè Latte mit Haselnussaroma zum Mitnehmen zu kaufen. In den Händen eiliger Großstadtmenschen waren die weißen Pappbecher mit Plastikdeckel allgegenwärtig. Die Idee gefiel ihr. Zwar hatte die gelernte Textilbetriebswirtin von Gastronomie wenig Ahnung. Trotzdem beschloss sie, das Konzept für den deutschen Markt zu adaptieren und in ihrer Heimat eine eigene Coffeebar zu eröffnen. Während eines dreitägigen Kurses in den USA lernte sie das Allernötigste über Kaffeeläden und setzte wenige Monate später die Theorie in die Praxis um: Obwohl ungewiss war, ob das Konzept in Deutschland funktionieren würde, eröffnete sie im Mai 1998 in Hamburg ihren ersten Balzac-Laden. Hier servierte sie Kaffeevielfalt nach amerikanischem Vorbild, ebenso wie US-inspirierte Bagels, Muffins, Cookies und Brownies. Ein Jahr später folgte bereits eine zweite Filiale, heute gibt es insgesamt etwa 30 Geschäfte in Hamburg, Berlin, Hannover und Lübeck. Hilfestellung beim Wachstum leistete der Investor Granville Baird Capital Partners, der 2002 mit rund 3 Mio. Euro bei Balzac einstieg. Nicht nur Kaffeefreunde in Eile sollen auf ihre Kosten kommen. Ein warmes, freundliches Ambiente und gemütliche Sessel laden dazu ein, sich eine kleine Pause zu gönnen und sich bei einer Tasse Kaffee zu entspannen.

Kaffee an jeder Ecke

Unterdessen ist der Markt für Kaffee auf die Schnelle heiß umkämpft. 2002 kam Starbucks, die Mutter aller Kaffeebars, nach Deutschland. Heute sind die Amerikaner mit über 150 Filialen in mehr als 40 Städten auf dem deutschen Markt vertreten. Weitere Coffeebar-Betreiber haben hierzulande Fuß gefasst, auch Fast-Food-Ketten wie McDonald’s sind mit Cafés auf den Kaffeetrend aufgesprungen. Daneben verkaufen zahlreiche Bäckereien Kaffee zum Mitnehmen. Auch bei Balzac Coffee spürt man den Wettbewerb. Expansion um jeden Preis soll es nicht geben. Stattdessen versucht man, mit besonders hoher Qualität dagegenzuhalten. So dürfen zum Beispiel geröstete Kaffeebohnen nur für eine bestimmte Zeit aufbewahrt werden. 2005 erhielt Vanessa Kullmann den Gründerpreis der Hamburger Handels- und Handwerkskammer, 2006 wurde sie als Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet. Nur ein Jahr später veröffentlichte sie ein Buch über ihre Erfahrungen, um anderen angehenden Unternehmensgründern Mut zu machen.