Baumaschinenriese Caterpillar kippt in die Krise
Nur ein Weckruf an die Anleger? Ein klares Warnsignal für die Weltkonjunktur! Der weltgrößte Baumaschinenhersteller Caterpillar stampfte Mitte der Woche seine Umsatzerwartungen ein und will bis zu 10.000 Stellen streichen. Das Traditionsunternehmen reagiert damit auf schwächelnde Absatzmärkte und sinkende Rohstoffpreise.
Es kam wie ein Weckruf an die Anleger und ist ein klares Warnsignal für die Weltkonjunktur: Der weltgrößte Baumaschinenhersteller Caterpillar stampfte Mitte der Woche seine Umsatzerwartungen ein und will bis zu 10.000 Stellen streichen. Das Traditionsunternehmen reagiert damit auf schwächelnde Absatzmärkte und sinkende Rohstoffpreise.
Wie ein roter Faden ziehen sich die Minuszeichen durch sämtliche Rohstoff-Charts an der Börse: Seit Anfang des Jahres sind im Prinzip alle wichtigen Werte im Sinken begriffen. Die Preise für Erdgas, Heizöl oder Kohle fallen genauso rapide wie die Werte für beispielsweise Aluminium, Eisenerz oder Kupfer. Problematisch ist das nicht nur für diejenigen unter den Entwicklungs- und Schwellenländern, die einen Großteil ihrer Staatshaushalte über den Erlös aus Rohstoffexporten finanzieren, sondern insbesondere auch für die Unternehmen, die weltweit mit Rohstoffen handeln und sie fördern. Und ein Ende der negativen Preisspirale ist nicht in Sicht.
Gerade erst hat der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore verschiedene Maßnahmen zur Schuldenreduktion getroffen. Um die Ausgaben zu drosseln, sollen daher beispielsweise die Produktion in den Kupferminen Mopani, gelegen in Sambia, und Katanga, zu Kongo-Kinshasa gehörend, für eineinhalb Jahre eingestellt werden. Ähnliche Pläne gibt es auch bei dem chinesischen Unternehmen Luanshya, das verschiedenste Minen in unterschiedlichen afrikanischen Ländern betreibt. Das weltgrößte Bergbauunternehmen BHP Billiton hatte erst im Sommer angekündigt, den Abbau von Kohle, Kupfer und Gold verringern zu wollen.
Caterpillar streicht bis zu 10.000 Stellen
Mit am härtesten trifft die Entwicklung aber nun ein Unternehmen, dass nur mittelbar mit der Rohstoffproduktion zu tun hat: Den weltgrößten Baumaschinenhersteller Caterpillar aus den USA. Sie verdienen insbesondere mit dem Verkauf von Radladern oder Muldenkippern für die Industrie. Aktuell warten jedoch noch rund 3.000 Fahrzeuge von Caterpillar auf einen Käufer. Allen voran die in Minen und Bergbau verwendeten Riesen-LKW. Bereits im Juli hatten die Amerikaner ihre Umsatzprognose für das laufende Jahr um eine Milliarde auf 48 Milliarden gesenkt.
Am Donnerstag schockte das Unternehmen dann Anleger wie Ökonomen mit einer wahren Horrormeldung: Es senkte seine Umsatzerwartungen für 2016 um fünf Prozent und kündigte umfassende Sparmaßnahmen an. Darunter fallen in erster Linie Stellenstreichungen und Restrukturierungsmaßnahmen. So sollen in den kommenden drei Jahren insgesamt 10.000 Stelen wegfallen, allein 4.000 bis 5.000 bis Ende nächsten Jahres. Mithilfe weiterer Sparprogramme sollen so laut dem Vorstand die jährlichen Kosten des Unternehmens um 1,5 Milliarden Dollar gedrückt werden. „Wir machen uns diese Entscheidungen nicht einfach, aber ich bin zuversichtlich, dass die zusätzlichen Schritte Caterpillar besser aufstellen werden, um solide Ergebnisse zu liefern, wenn die Nachfrage wieder anzieht“, sagte Konzernchef Doug Oberhelman. Dabei ist das nicht das erste Mal in den vergangenen Jahren, dass Caterpillar zu rigorosen Maßnahmen greift: Bereits seit Mitte 2012 wurden 31.000 Stellen gestrichen, seit 2013 über 20 Standorte geschlossen.
Caterpillar leidet neben dem vergleichsweise starken Dollar unter den fehlenden Aufträgen der großen Bergbauunternehmen. So zählt beispielsweise BHP Billiton zu den größten Kunden des Baumaschinenherstellers. Caterpillar hat darüber hinaus mit einem mauen Baugeschäft in den Schlüsselmärkten China und Brasilien zu kämpfen und bekommt zudem weniger Bestellungen aus dem Ölsektor.
Konjunkturbarometer für die Weltwirtschaft
An der Börse kam diese Nachricht überhaupt nicht gut an. Die Papiere des Traditionsunternehmens stürzten zeitweise um bis zu sieben Prozent in die Tiefe und waren damit Schlusslicht im Dow Jones. Weitaus stärker könnten jedoch die Auswirkungen auf Investoren sein. Denn Caterpillar gilt traditionell als sensibles Konjunkturbarometer für die Weltwirtschaft. Läuft es in der Rohstoff- und Baubranche schlecht, werden andere Branchen bald folgen, so die Logik der Investoren. Dies bestätigt auch Joseph Quinlan, Chefmarktstratege bei der Anlagefirma U.S. Trust. In den USA seien die Nachrichten von Caterpillar nicht sehr hilfreich gewesen, so Quinlan, denn: „Sie sind sinnbildlich für die schwächere Weltwirtschaft.“
Eine Trendwende auf dem Rohstoffmarkt ist derzeit nicht zu erkennen. Somit wird es für Caterpillar auch in Zukunft schwierig, seine Baumaschinen an den Mann zu bringen. Zwar werden die jetzt angekündigten Maßnahmen kurzfristig für Erholung sorgen. Sollte sich die Nachfrage nach Rohstoffen jedoch nicht nachhaltig erhöhen, sieht das amerikanische Unternehmen schweren Zeiten entgegen. Robin Schenkewitz