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Delivery Hero hat geliefert

Ein kleines déjà vu, dann ein relativ solider Kurssprung und – vor allem – großer Zahltag in der deutschen Startup-Szene: Delivery Hero hat den Börsianern offenkundig Wohlschmeckendes geliefert. Nach kurzem Zögern griffen die Marktteilnehmer beherzt zu.

BÖRSE am Sonntag

Ein kleines déjà vu, dann ein relativ solider Kurssprung und – vor allem – großer Zahltag in der deutschen Startup-Szene: Delivery Hero hat den Börsianern offenkundig Wohlschmeckendes geliefert. Nach kurzem Zögern griffen die Marktteilnehmer beherzt zu.

Am Ende des Tages war das déjà-vu vergessen – natürlich hatte auf dem Parkett jeder an Vapiano gedacht, den IPO vom Dienstag, bei dem die Papiere zunächst gehörig ins Minus rutschen, bevor sie sich aufrappeln konnten, um wieder abzusacken. Nein, da schmeckte das, was Delivery Hero auf Aktienbasis anbot, den Börsianern deutlich besser: 28,36 lautete der Kurs zum Wochenschluss. Elf Prozent Zuschlag auf den ohnehin ambitioniert angesetzten Ausgabekurs von 25,50 Euro – so etwas nennen Analysten und Börsengurus einen „vollen Erfolg“; 465 Millionen Euro an frischem Geld kommen ins Haus.

Delivery Hero tritt in Deutschland unter Foodora, pizza.de und Lieferheld an. Das Geschäftsmodell ist technikbasiert: Hungrige Mäuler und Restaurants jedweder Art werden per App miteinander in Kontakt gebracht – das ist schon alles. Die Fahrer, die das Essen zum Kunden bringen, gehören in manchen dieser Modelle dazu, in anderen ist es bloß die App, die das Geld bringt. Delivery Hero wurde 2011 als Start-up gegründet und konnte seine Geschäfte inzwischen in mehr als 40 Ländern weltweit ausdehnen. Mehr als 6.000 Mitarbeiter regeln das Kerngeschäft, mehrere Tausend Fahrer, die das Essen etwa per Fahrrad zu Kunden nach Hause bringen, kommen dazu.

Der Lieferdienst schreibt wegen der Kosten für seinen starken Wachstumskurs, der mit voller Kraft vorangetrieben wird, hohe Verluste. Im vergangenen Geschäftsjahr setzte er knapp 300 Millionen Euro um und verbuchte dabei einen Verlust von 200 Millionen Euro. Dementsprechend wird auch der Großteil der aktuellen Einnahmen zur Schuldentilgung genutzt. Organisiert wurde die Emission von den Investmentbanken Citi, Goldman Sachs und Morgan Stanley.

Ein großer Tag war es auch für die Gebrüder Samwer, die über ihre Firma Rocket Internet sehr stark bei Delivery Hero engagiert bleibt. Der Berliner Großinvestor lässt seine Beteiligung mit dem Börsengang von bisher 35,7 auf 25,7 Prozent abschmelzen, denn 22,7 Prozent der Aktien sind seit dem 30. Juni in Streubesitz. Es ist das erste Mal seit dem eigenen Börsengang vom Oktober 2014, dass Rocket Internet der Verkauf einer Beteiligung über die Börse gelingt. Und immerhin: der eigene, verbleibende Anteil hat mit dem heutigen Tag auch um elf Prozent zugelegt. Zahltag bei Samwers!

Essen-Lieferdienste sind derzeit das „nächste große Ding“, denn der Markt dafür steigt stark. Das liegt nicht nur an der zunehmenden Konsumhaltung der Menschen in den größeren Städten, sondern auch an Qualität und Verfügbarkeit der Apps. Die Delivery-Hero-Rivalen Takeaway, der mit Lieferando hierzulande sehr bekannt ist, wird an der Börse übrigens etwa dreimal so hoch wie Delivery Hero bewertet: mit 1,6 Millairden Euro. Auf der britischen Insel konnten bislang weder Delivery Hero noch Takeaway wirklich Fuß fassen, denn dort ist Just Eat der Lokalmatador – und mit umgerechnet 5,1 Milliarden Euro fast zehnmal so wertvoll wie Deutschlands jüngster Börsenstar. Just Eat hat den Übergang vom Startup zum Konzern bereits bewältigt und schreibt schwarze Zahlen. sig