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Bescherung in Bonn

Bei der Deutschen Post boomen Paket- und Expressversand. Zu Weihnachten wird es neue Rekorde geben. Und selbst in der Logistik-Sparte könnte es bald besser laufen, als je zuvor.

Will im Dezember bis zu elf Millionen Pakete am Tag ausliefern: Die Deutsche Post. (Foto: nitpicker / Shutterstock)

Bei der Deutschen Post boomen Paket- und Expressversand. Zu Weihnachten wird es neue Rekorde geben. Und selbst in der Logistik-Sparte könnte es bald besser laufen, als je zuvor.

1,6 Milliarden Pakete hat die Deutsche Post 2020 bereits ausgeliefert. So viele, wie nie zuvor in einem Jahr. Dabei steht die eigentliche Bescherung noch aus. Im Weihnachtsgeschäft erwarten die Bonner bis zu elf Millionen Sendungen am Tag – eine noch nie dagewesene Nachfrage. Im Schnitt verschickt die Post nur rund die Hälfte davon. Am Jahresende könnten es deshalb 1,8 Milliarden beförderte Pakete werden. Gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2019 wäre das ein Plus von 15 Prozent.

Es sind nicht nur diese Zahlen, die in Bonn eine Frohe Weihnacht ankündigen. Die Deutsche Post kommt bislang blendend durch die Pandemie und profitiert im Frachtgeschäft nun zusätzlich von der einsetzenden Konjunkturerholung. Und obendrein von der Verteilung der erwarteten Corona-Impfstoffe. Die Infrastruktur dafür steht offenbar bereit. „Wir sind seit Beginn der Pandemie im Gespräch mit den Pharmaunternehmen“, gab Konzernchef Frank Appel vor kurzem preis. „Wir fühlen uns gut gerüstet, um sicherzustellen, dass, wenn es einen Impfstoff gibt, der dann tatsächlich auch die Länder erreichen kann.“

Effizienzsteigerungen zahlen sich aus

Was also bereits gut läuft, könnte in den kommenden Monaten noch besser laufen. Auch deshalb, weil der Konzern immer effizienter zu werden scheint. Im dritten Quartal stieg der Umsatz um solide 4,4 Prozent auf 16,2 Milliarden Euro. Der Konzerngewinn hingegen schnellte um 50 Prozent auf 851 Millionen Euro empor. Die Geschäfte liefen also wesentlich lukrativer, als noch vor einem Jahr. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen – besonders im laufenden Schlussquartal. In diesem rechnet die Post neben neuen Paket-Rekorden auch mit einer weiteren Zunahme des Expressversands, der mit einem Anteil von über 50 Prozent sogleich der wichtigste Gewinnbringer im Konzern ist. Alles in allem prognostiziert der weltweit führende Logistiker 2020 einen Umsatz von 65 Milliarden Euro und ein Ebit in der Spanne von 4,1 bis 4,4 Milliarden Euro. Barclays-Analyst Mark McVicar lobte die Zahlen und sprach von einem Schlussquartal, das bereits „gut gestartet“ sei. Christian Cohrs von Warburg Research sprach gar von einem beeindruckend ausgefallenen dritten Quartal.

Die starke Performance treibt seit Monaten den Aktienkurs. Seit dem Crash-Tief im März hat sich dieser fast verdoppelt. Mit knapp 42 Euro sprang der Kurs zwischenzeitlich sogar auf ein neues Rekordhoch. Nicht nur im Dax gehört die Aktie deshalb zu den großen Gewinnern in diesem Jahr. Die Dividendenrendite ist dazu trotz der explosionsartigen Erholung mit drei Prozent immer noch stattlich und die Ausschüttung selbst vergleichsweise sicher. „Ich würde die Gesellschaft zum besten Viertel aller Titel im Dax zählen“ sagt Olgerd Eichler, Fondsmanager bei MainFirst.

Starke Marktposition

Über 2020 hinaus dürfte die Post von ihrer starken Marktposition profitieren. In allen Sparten gehört der Konzern zu den führenden Anbietern. Im Expressgeschäft ist man mit einem Anteil von 38 Prozent Weltmarktführer. Das gilt – Speditionsleistungen betreffend – auch für den Bereich Luftfracht. Im Straßentransport und bei der Seefracht liegt man diesbezüglich auf Rang Zwei.

Das bringt die Post aktuell in eine komfortable Ausgangsposition. Der coronabedingte Einbruch im Logistik-Geschäft wurde 2020 von einem gleichzeitigen Pakete-Boom mehr als ausgeglichen. Nun, wenn sich dieser Boom im kommenden Jahr möglicherweise etwas abschwächt, profitiert das Frachtgeschäft von der Erholung der Weltwirtschaft.

Freilich ist nie alles Gold, was glänzt. Mit dem rasant wachsenden Paket-Geschäft gehen auch steigende Ausgaben einher. Um zu Weihnachten die Auslieferung gewährleisten zu können, nimmt die Post 13.000 zusätzliche Fahrzeuge in Betrieb und stellt 10.000 neue Mitarbeiter ein. Darüber hinaus soll das Netz für Packstationen deutlich ausgebaut werden. Die Marge könnte das zunächst etwas belasten.

Langfristig geht der Trend aber wohl eher hin zu noch mehr Effizienz. Die Möglichkeiten sind zahlreich und lange nicht ausgeschöpft. Die Digitalisierung schafft völlig neue Optionen in der Prozessoptimierung. Die Briefzustellung, die immer mehr zu einer Art Klotz am Bein wird, könnte auf Dauer komprimierter organisiert werden. Weniger Filialen und mehr Packstationen verringern zudem den Personalaufwand.

Eine große Kursexplosion steht der Post-Aktie angesichts der bereits starken Performance wohl zunächst nicht mehr ins Haus. Doch in einem volatilen Marktumfeld, verspricht das Papier für die kommenden Jahre stabile Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn. Gepaart mit der recht sicheren Dividende eine Aktie, die besonders für geduldige Langfrist-Anleger in Frage kommt.

OG

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