fischer: Feste Verbindungen
Kein Heimwerker kommt ohne ein kleines, unscheinbares Plastikteil aus: fischer-Dübel halten seit 1958 Küchenoberschränke, Balkongeländer, Markisen oder Vorhangstangen am richtigen Platz. Der Kunststoffdübel ist zwar nur eine von über 1.100 patentierten Erfindungen von Artur Fischer, auch bekannt als „Patentkönig“. Doch der Erfolg der Unternehmensgruppe fischer aus Waldachtal im nördlichen Schwarzwald basiert im Wesentlichen auf diesem Befestigungselement.
Der sogenannte Spreizdübel aus Kunststoff ist bei Weitem nicht die erste Erfindung des umtriebigen Schwaben. Bereits 1948 gründete er seine eigene Firma. Zu seinen ersten Produkten gehörten ein elektrischer Feueranzünder sowie ein synchron gesteuertes Blitzlicht: Gleichzeitig mit dem Auslösen des Fotoapparates wurde der Blitz ausgelöst – eine Neuheit, denn üblich waren Pulverblitze, die unabhängig von der Kamera ausgelöst wurden und über mehrere Sekunden für helles Licht sorgten. Doch richtig berühmt machte ihn besagter Dübel: Wird die Schraube eingedreht, spreizen sich die zwei Hälften des Dübels, pressen sich gegen das Bohrloch und verteilen die Kräfte auf das Mauerwerk. Handwerker hatten sich zuvor mit Holzstückchen in Bohrlöchern behelfen müssen und nahmen die praktische Neuheit begeistert an. Doch Fischer ruhte sich auf seinen Lorbeeren nicht aus. In den 1960er-Jahren ersann er das Kinderspielzeug Fischertechnik. Das Lernspielzeug wird in Baukästen verkauft, die untereinander kombiniert werden können, und soll unter anderem technisches Grundverständnis schon im Kinderzimmer vermitteln, um frühzeitig die Lust am Tüfteln zu wecken. Beispielsweise lassen sich mit den Baukästen Feuerwehrautos mit Drehleiter, Roboter oder Rennautos konstruieren und erste Erfahrungen im Programmieren sammeln. Zielgruppe sind aber nicht nur Kinder verschiedener Altersstufen. Funktions- und Situationsmodelle verdeutlichen auch angehenden Ingenieuren, Maschinenbauern oder Mechatronikern industrielle Prozesse. Artur Fischer übergab zwar 1980 die Leitung des Unternehmens an seinen Sohn Klaus, der inzwischen Ingenieurswissenschaften studiert hatte. Aber mit den Erfindungen des Seniors war noch lange nicht Schluss. So wurde 1998 mit fischer TiP eine weitere Idee auf dem Gebiet des kreativen Spielzeugs in die Tat umgesetzt: Kleine bunte Bausteine, bestehend aus pflanzlicher Stärke und mit harmloser Lebensmittelfarbe eingefärbt, werden leicht angefeuchtet und kleben dann aneinander. So können Kinder sie zu Tieren, Blumen, fantasievollen Figuren, Landschaften oder gewagten Konstruktionen zusammensetzen.
Halt für alle Welt
Nach dem Generationenwechsel sorgte Klaus Fischer für die Expansion des Unternehmens ins Ausland und erweiterte auch die Produktpalette. Außerdem kam mit Automotive Systems eine neue Unternehmenssparte hinzu, die Ausstattungszubehör für Autohersteller produziert, beispielsweise einen Halter für Champagnerflaschen für die luxuriösen Maybach-Limousinen, aber auch Konsolen, Handy- und Getränkehalter, Bildschirmbefestigungen oder Aufbewahrungsboxen für nicht ganz so noble Autos. Der Bereich Befestigungssysteme umfasst nicht nur die verschiedensten Dübelvariationen für unterschiedliche Baustoffe, sondern auch chemische Systeme und Stahlanker für alle möglichen Befestigungsprobleme sowie Schrauben, Werkzeuge, Fassadenprogramme, Kleber, Dichtstoffe und vieles mehr. Die Referenzliste kann sich sehen lassen: Auf Schalke nehmen Fußballfans auf Sitzen Platz, die von fischer-Dübeln gehalten werden, und auch in der Pariser Metro sowie im berühmten Burj al Arab in Dubai sorgt schwäbische Befestigungstechnik für sicheren Halt. Mit fischer Consulting gibt es seit 2004 eine international tätige Unternehmensberatung. Rund 3.800 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen weltweit. Der Bruttoumsatz lag 2009 bei 521 Mio. Euro. Produziert wird in sieben Ländern, in 30 Ländern ist die Unternehmensgruppe mit 33 Niederlassungen präsent. In über 100 Ländern werden die Produkte vertrieben.